Chile sagt UNO-Klimakonferenz im Dezember ab

Chiles Präsident Sebastian Pinera hat wegen der sozialen Unruhen im Land die UNO-Klimakonferenz abgesagt. Nach mehr als zehn Tagen teils gewaltsamer Proteste gegen soziale und wirtschaftliche Ungleichheit verzichte seine Regierung auf die Organisation der Klimakonferenz COP 25 sowie des Gipfeltreffens des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (APEC), sagte Pinera gestern.

Der APEC-Gipfel sollte am 16. und 17. November und die UNO-Konferenz vom 2. bis 13. Dezember in dem südamerikanischen Land stattfinden.

Pinera: Regierung muss sich Reformen widmen

„Angesichts der schwierigen Umstände, die unser Land in den letzten Wochen erlebt, hat unsere Regierung beschlossen, den APEC-Gipfel in November und die COP 25 in Dezember nicht zu veranstalten“, sagte Pinera vor der Presse im Regierungssitz Casa de la Moneda. Die Regierung müsse sich vorwiegend der Befriedung und der Ausarbeitung von Reformen widmen, die den Forderungen der Protestwelle gerecht würden.

Die jährlichen Klimagipfel dienen dazu, die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens voranzutreiben. Vergangenes Jahr waren im polnischen Katowice mehr als 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angereist.

Bonn als mögliche Alternative

Bei der Suche nach einer Alternative richten sich die Blicke auch auf Deutschland, genauer gesagt, auf Bonn – hier hat das UNO-Klimasekretariat seinen Sitz. Schon 2017 richtete die Stadt den Gipfel ersatzweise aus. Den Vorsitz hatte der kleine pazifische Inselstaat Fidschi, aber es wäre schwierig gewesen, dort so viele Menschen unterzubringen. Damals gab es für die Planung aber einen langen Vorlauf.

„Öffi“-Tickets als Zündstoff

Eine geplante Erhöhung der Nahverkehrspreise hatte ursprünglich den Zündstoff für die seit gut zwei Wochen anhaltenden Proteste geliefert. Wenig später machten sich die Einwohner des südamerikanischen Landes grundsätzlichem Zorn über niedrige Löhne und Renten, immense Lebenshaltungskosten und ungleiche Wohlstandsverhältnisse Luft. Am Freitag waren 1,2 Millionen Menschen in Santiago de Chile auf die Straße gegangen.

Wiederholt kam es zu Gewalt und Vandalismus, Sicherheitskräfte gingen hart gegen Demonstranten vor. Es gab Tote, Verletzte und Tausende Festnahmen. Wegen der Unruhen hatte die Regierung über zehn Tage einen Ausnahmezustand mit Ausgangssperre verhängt, diesen aber am Montag aufgehoben.