Cricket-Spieler von Bangladesch mit Atemschutzmasken in Delhi
Reuters/Anushree Fadnavis
Giftiger Smog

Neu-Delhi ringt um Luft

Indiens Hauptstadt Neu-Delhi kämpft wieder gegen hochgiftigen Smog. Am Freitag war nach Angaben der US-Botschaft in Neu-Delhi die Feinstaubbelastung deutlich höher als der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für zulässig erklärte Höchstwert. Millionen Atemschutzmasken werden verteilt – auch Kricketspieler rüsten sich gegen den Smog.

Der Verwaltungschef von Neu-Delhi, Arvind Kejriwal, hatte bereits die Ausgabe von fünf Millionen Atemschutzmasken an die Schulkinder in der Hauptstadt angeordnet. Die Schulen wurden bis Dienstag ganz geschlossen und zudem alle Bauaktivitäten untersagt. Außerdem wurde das Abfeuern von Feuerwerkskörpern verboten. Wegen der Luftverschmutzung sterben laut einer wissenschaftlichen Erhebung jedes Jahr mindestens eine Million Inder vorzeitig.

Grund für die noch schlechtere Luft als üblich waren die Feuerwerke zur Feier des hinduistischen Lichterfestes Diwali. Nachdem die Bevölkerung das Fest mit dem Abfeuern Zehntausender Feuerwerkskörper gefeiert hatte, lag bereits zu Wochenbeginn dichter Smog über der Metropole. Wegen der Abgase von Autos, Lastwagen und Fabriken leidet die 20-Millionen-Einwohner-Stadt Neu-Delhi ohnehin regelmäßig unter Smog.

Landwirte verbrennen ihre Felder

Die Luftverpestung in Neu-Delhi ist nicht nur stadtgemacht. Indische Landwirtinnen und Bauern haben die Angewohnheit, ihre Felder nach der Reisernte abzufackeln, um die Aussaat für die kommende Saison vorzubereiten. Die Großwetterlage zu Winterbeginn mit niedrigen Temperaturen und wenig Luftbewegung trägt dazu bei, dass sich Emissionen aus der Industrie und aus dem Kraftverkehr zu zähem Smog verdichten.

Mehr als zwei Millionen Landwirte würden jeden Winter 23 Millionen Tonnen Ernterückstände auf rund 80.000 Quadratkilometern Ackerland in Nordindien verbrennen, berichtete unter anderem BBC. Anhand von Satellitendaten schätzten Wissenschaftlerinnen und Forscher der Harvard University, dass fast die Hälfte der Luftverschmutzung in Neu-Delhi zwischen 2012 und 2016 auf das Verbrennen von Feldern zurückzuführen ist.

Schlechte Luftqualität geht auf Twitter viral

Bis zu 533 Feinstaubpartikel von weniger als 2,5 Mikrometern pro Kubikmeter Luft verzeichneten die Messstationen an verschiedenen Stellen der 20-Millionen-Metropole. Die WHO empfiehlt, dass die PM-2,5-Werte in 24 Stunden im Durchschnitt 25 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht überschreiten sollten.

Die winzigen Partikel sind besonders gesundheitsschädlich, weil sie tief in die Lunge und teils sogar in die Blutbahn eindringen. Es sei denn auch „schwer gesundheitsschädlich“, aus dem Haus zu gehen, warnten Medien die Einwohner und Einwohnerinnen. Diese begannen über Soziale Netzwerke Fotos vom Smog zu veröffentlichen. Die Hashtags „#DelhiAirQuality“ und „#FightAgainstDelhiPollition“ gingen auf Twitter viral.

Kricketmatch vor Absage

Wegen der Luftverschmutzung war am Freitag nicht klar, ob ein für Sonntag geplantes Kricketmatch zwischen Indien und Bangladesch stattfinden kann. Beim Training am Freitag trug der Trainer des Teams aus Bangladesch, Russell Domingo, eine Schutzmaske. Im Dezember 2017 hatten sich zwei Spieler aus Sri Lanka wegen der Smogbelastung übergeben.

Cricket-Spieler von Bangladesch mit Atemschutzmasken während eines Trainings in Delhi
APA/AFP/Sajjad Hussain
Kricketspieler von Bangladesch während eines Trainings in Neu-Delhi im Smog

Das Team aus Bangladesch hat laut der indischen Tageszeitung „Hindustan Times“ darüber nachgedacht, mehrere Atemschutzmasken zu bestellen. Cheftrainer Domingo klagte über Atemprobleme, brennende Augen und Schwindel. „Unser Trainer hat sich nicht wohl gefühlt. Er sagte, seine Augen brannten, und es fiel ihm schwer, überhaupt zu atmen“, wird ein Teammitglied aus Bangladesch zitiert.

Zudem äußern Spieler ihren Unmut darüber, dass sie den Ball im Smog nicht sehen können. Man habe bereits mit den Verantwortlichen in Neu-Delhi gesprochen. Diese haben der Mannschaft aus Bangladesch mitgeteilt, dass die Luft bis Sonntag besser werde, und ein Ortswechsel aufgrund der Zeitknappheit ohnehin nicht möglich sei.