Büchner-Preis an Lukas Bärfuss verliehen

Der neue Georg-Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss hat vor einem Vergessen der Nazi-Diktatur und des Holocausts gewarnt. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. „Es bleibt die Aufgabe meiner Generation, die Erinnerung lebendig zu halten“, sagte der 47 Jahre alte Schweizer Schriftsteller und Dramatiker gestern bei der Preisverleihung in Darmstadt.

Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss
APA/AFP/Daniel Roland

„Wer den letzten Krieg vergisst, der bereitet schon den nächsten vor.“ Erinnerung sei Voraussetzung, um nicht zu vergessen, sagte Bärfuss. Nazis und ihr Gedankengut seien nicht plötzlich wieder da, sagte er. Sie seien überhaupt nie weg gewesen.

„Topografie unbeantwortbarer Fragen“

Die Dramaturgin Judith Gerstenberg sagte in ihrer Laudatio über Bärfuss: „Mit seinem bisherigen Werk hat er eine umfangreiche Topografie der unbeantworteten und unbeantwortbaren Fragen unserer Zeit erstellt.“ Er sehe früher als andere, was uns beschäftigen müsste. „Das Schreiben ist ihm Instrument, die Welt zu greifen, ihre Zusammenhänge zu erkennen, Orientierung zu finden – vielleicht dadurch auch Halt.“

Zur Begründung ihrer Entscheidung hatte die Jury der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung erklärt, dass Bärfuss einer der herausragenden Erzähler und Dramatiker der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur sei. Das Werk des mehrfach ausgezeichneten 47-Jährigen ist umfassend.

Romane, Novellen, Essays und Theaterstücke: Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehören die Romane „Hundert Tage“ über den Völkermord in Ruanda und „Koala“ über den Suizid seines Bruders sowie das Bühnenstück „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“.