Personen mit Handgepäck gehen durch einen Finger in Richtung Flugzeug
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Neues Boardingsystem

Lufthansa setzt auf „Fenster, Mitte, Gang“

Ansätze, wie man das Boarding von Passagierflugzeugen beschleunigen kann, gibt es immer wieder – beim Lufthansa-Konzern setzt man hier auf das Prinzip „Windows-Middle-Aisle“ („Wilma“ – Fenster, Mitte, Gang). Nach einem Testlauf wird das neue Boardingsystem ab Donnerstag schrittweise eingeführt. Von Anfang an dabei ist die Lufthansa-Tocher AUA.

Im Grundsatz werden die Economy-Passagiere künftig danach aufgeteilt, ob sie einen Platz am Fenster, in der Mitte der Sitzreihe oder am Gang gebucht haben – Passagiere mit Fensterplatz steigen somit als Erste ins Flugzeug ein.

Wie bei der Lufthansa und deren Tocher Swiss wird das neue Boardingverfahren auch bei der AUA am 7. November zunächst auf ausgewählten europäischen Flughäfen eingeführt, wie eine Sprecherin gegenüber ORF.at bestätigte. Der Auftakt erfolge bei Destinationen mit Flügen nach Wien wie London, Kopenhagen und Tel Aviv. Die Umstellung auf dem Flughafen Wien-Schwechat erfolgt im Dezember, bis Ende Jänner soll das neue Boardingsystem „auf allen europäischen Flughäfen bei Austrian-, Lufthansa- und Swiss-Flügen umgesetzt werden“.

Personen räumen in einem Flugzeug Handgepäck in die Bins
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Laut AUA soll das neue Verfahren „den Einsteigevorgang für Fluggäste geordneter und komfortabler gestalten“

„Effizienteste Methode“

„Wir überprüfen regelmäßig unser Boardingverfahren mit dem Ziel, Passagierkomfort und Abflugpünktlichkeit zu verbessern“, hieß es von der AUA. In den letzten Tests habe sich dann das Einsteigen nach dem „Prinzip ‚Fenster, Mitte, Gang‘ als effizienteste Methode bestätigt“. Das betrifft allerdings noch nicht die Langstrecke. Hier wird laut AUA noch geprüft, weswegen eine Einführung „frühestens in sechs Monaten“ anstehe.

Auf der Kurz- und Mittelstrecke werden unterdessen Passagiere der Businessclass und privilegierte Stammkunden und auch Fluggäste mit besonderen Bedürfnissen so wie bisher als Erstes ins Flugzeug einsteigen, dann folgt eine Aufteilung der Passagiere in Fenster-, Mittel- und Gangplätze. Aufklärung, wer wann an der Reihe ist, findet sich mit einer von eins bis fünf reichenden Gruppennummer auf der Bordkarte. Das Verfahren wird laut AUA „mit Ansagen, Monitoranzeigen und weiterer Kommunikation unterstützt“.

Zudem sollen gemeinsam Reisende auch weiterhin gemeinsam einsteigen dürfen. Konkret würden diese bereits beim Check-in automatisch derselben Gruppe zugeordnet. Familien, Paare und Gruppen würden zum Einsteigen auch weiterhin nicht getrennt, versicherte auch Vicky Scherber, die bei der Lufthansa-Group für die Passagier- und Gepäckprozesse verantwortlich ist.

„Thema Handgepäck“

Kritiker verwiesen unterdessen auf Wenigflieger, die auf der ohnehin schon komplexen Bordkarte neben Abfluggate und Sitzplatznummer eine weitere Rubrik beachten müssen. In Internetforen wiesen erfahrene Flugreisende zudem auf den aus ihrer Sicht echten Grund für die Staus im Gang hin: den immer knapper werdenden Platz in den Gepäckschalen oberhalb der Sitze, den „Bins“.

Ein weiteres Problem: Viele Fluggäste sind zu Beginn des Boardings noch gar nicht am Gate, sondern hetzen als Umsteiger auf den letzten Drücker zum Flugzeug. Selbst mit der besten Voreinteilung lässt sich daher nicht verhindern, dass auch ganz am Schluss des Prozesses noch Passagiere mit Fensterplätzen in die Kabine kommen.

Wer zuletzt kommt, hat dann häufig Probleme, noch eine Lücke zu finden. Im Zweifel wandert sein Gepäck in den Frachtraum. „Solange sie nicht endlich das Handgepäck auf eine Menge beschränken, die in den Bins Platz hat, werden auch die ausgeklügeltsten Boardingverfahren nichts nützen“, zitierte die dpa einen Vielflieger aus Brüssel. „Natürlich gehen wir im Zuge der Umstellung auch das Thema Handgepäck an“, sagte Scherber. Zudem gebe es inzwischen deutlich mehr Kontrollen und Aufforderungen, das Handgepäck kurz vor Abflug doch noch freiwillig und unentgeltlich abzugeben.