Berg Wollumbin bei Sonnenuntergang
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Uluru-Effekt

Sperre weiterer Berge in Australien möglich

Nach der Schließung des weltberühmten Uluru-Felses in Australien Ende Oktober könnten bald weitere Wahrzeichen nachziehen. Wie im Falle des Uluru fordern Ureinwohnerinnen und Ureinwohner nun unter anderem ein Kletterverbot für den Wollumbin (Engl.: Mount Warning) im Bundesstaat New South Wales. Für sie ist der Berg heiliges Gelände.

Der rund 1.150 Meter hohe Berg ist Teil des UNESCO-Welterbes Gondwana-Regenwälder und gilt als beliebte Touristendestination. Beschützt wird er vom Aborigine-Volk Bundjalung, für das der Berg von großer spiritueller Bedeutung ist. Immer wieder wurden in der Vergangenheit Rufe nach einer Schließung des Berges laut. Aufgrund des von dem Anangu-Volk geforderten und inzwischen in Kraft getretenen Kletterverbots für den Uluru herrscht bei den Ureinwohnerinnen und Ureinwohnern aber Zuversicht.

„Was ich im Falle von Uluru gesehen habe, motiviert mich sehr“, sagte der Bundjalung-Anführer Robert Corowa gegenüber der Lokalzeitung „The Courier-Mail“. „Seit Jahren versuchen wir bereits, dem ein Ende zu setzen und Leute vom Klettern abzuhalten.“ Den Aufstieg auf den Berg vergleicht ein Stammesmitglied gegenüber CNN mit dem „Besteigen des Vatikans“ oder einer Moschee.

Überblick Nationalpark mit Wollumbin rechts
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Wollumbin bedeutet unter anderem Patriarch der Berge oder Wolkenfänger

Besucher sollen von Aufstieg abgehalten werden

Rund 100.000 Menschen besteigen den Wollumbin jährlich. Obwohl die Bundjalung-Ureinwohner und die Verwaltung der australischen Nationalparks Schilder aufstellten, die Besucherinnen und Besucher dazu auffordern, sich respektvoll zu verhalten und von einem Aufstieg abzusehen, wird das von vielen ignoriert.

Auch auf der offiziellen Website des Wollumbin-Nationalparks findet sich so eine Aufforderung: „Besucher werden dazu angehalten, die Wünsche der Bundjalung-Ältesten zu respektieren und von Wanderungen auf diesem sehr anspruchsvollen Pfad abzusehen.“ Dem Aborigine-Volk zufolge ist das nicht ausreichend – sie fordern vehement ein von der Regierung unterstütztes Verbot.

„Selbst wenn nur ein Teil der Besucher entscheidet, den Berg zu besteigen, wäre die Anzahl immer noch signifikant“, schrieb CNN. Ein Beispiel: 395.000 Menschen besuchten den Uluru in zwölf Monaten bis Juni 2019. 13 Prozent der Besucher – oder umgerechnet 51.350 Menschen – absolvierten die Klettertour auf den Felsen. „Die dadurch entstandene Verschmutzung und Erosion wird dabei noch nicht einmal berücksichtigt“, so CNN außerdem.

Verbot für weitere heilige Stätte gefordert

Rufe nach einem Kletterverbot wurden auch anderswo laut: Konkret geht es dabei um eine Schließung des Mount Beerwah im Bundesstaat Queensland. Er ist der höchste der zwölf vulkanischen Berge in den Glass House Mountains.

„Hier in Queensland arbeitet die Regierung weiterhin in Partnerschaft mit traditionellen Eigentümern. Debatten darüber, wie diese kulturell bedeutenden Stätten am besten geschützt werden können, sind stets im Gange“, so die Umweltministerin von Queensland, Leeanne Enoch, gegenüber CNN. Enoch ist die erste indigene Frau, die in das Parlament des Bundesstaats gewählt wurde. Konkrete Pläne gibt es aber vorerst nicht.

Uluru in Australien
Reuters/Phil Noble
Durch seine Schließung darf der Uluru seit Kurzem nur noch vom Boden und aus der Luft betrachtet werden

Tausende kletterten vor Schließung auf Uluru

Der Uluru, Australien bekanntester Berg, darf seit Ende Oktober nicht mehr bestiegen werden. Die Verwaltung des Nationalparks kam damit Bitten der Aborigines-Ureinwohner nach, die dort schon seit mehr als 30.000 Jahren zu Hause sind. Mit dem Kletterverbot ging auch ein dunkles Kapitel Kolonialgeschichte zu Ende. Nach historischen Aufzeichnungen wurde der Berg erstmals 1873 von einem Weißen bestiegen.

Bis vor ein paar Jahren nannte man ihn noch Ayers Rock – nach Sir Henry Ayers, einem ehemaligen Premierminister von South Australia. Kurz vor seiner Schließung nutzten nochmals Tausende Touristen die letzte Möglichkeit, von oben viele Kilometer weit in das australischen Outback blicken zu können.