SPD-Vorsitzkandidat rät zu Verzicht auf Kanzlerkandidatur

Ein Kandidat für den Vorsitz der Sozialdemokraten in Deutschland rät seiner eigenen Partei davon ab, in ihrer jetzigen Verfassung einen Kanzlerkandidaten zu küren. „Ich glaube, ich würde erst mal dafür werben, dass wir keinen Spitzenkandidaten aufstellen“, sagte Norbert Walter-Borjans in einem „Spiegel“-Interview.

Er glaube nicht, „dass wir im Augenblick an dieser Stelle wären, einen Kanzlerkandidaten aufzustellen“, sagte der frühere nordrhein-westfälische Finanzminister. Bisher zog die SPD immer mit einem offiziellen Kanzlerkandidaten in einen Bundestagswahlkampf, kleinere Parteien dagegen treten traditionell eher mit Spitzenkandidaten an.

Scholz will Kanzler werden

Walter-Borjans Konkurrent um den SPD-Vorsitz, Vizekanzler Olaf Scholz, untermauerte im gleichen Interview seine Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur. Erst einmal gehe es um den Parteivorsitz. „Aber natürlich erwarten die Mitglieder der SPD, erwarten die Anhänger der SPD, dass die Führung der SPD die Fähigkeit besitzt, eine solche Kandidatur auch mit sich selber durchzutragen“, sagte er.

Walter-Borjans dagegen betonte, es müsse „nicht zwingend“ einer der Vorsitzenden als Nummer eins in den nächsten Wahlkampf ziehen. Die Entscheidung dürfe aber nicht an den Vorsitzenden vorbeigehen. Scholz hätte unter Walter-Borjans und Saskia Esken als SPD-Chefs aber wohl kaum Chancen auf eine Spitzenkandidatur.

Sollten sie beide Parteivorsitzende werden, müsse man die Frage stellen: „Gibt es eine Alternative zu dem, der es sich zutraut, also Olaf?“, sagte Walter-Borjans. Scholz bewirbt sich im Duo mit der Brandenburgerin Klara Geywitz um den Parteivorsitz.