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ORF.at/Christian Öser
AUA-Personalabbau

Appelle und Kritik nach Sparpaket

Das Sparpaket der AUA, das 700 bis 800 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bis Ende 2021 ihren Job kosten wird, sorgt bei der Gewerkschaft für Kopfschütteln. Es könne nicht sein, dass der Verdrängungswettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werde, hieß es. Die AUA begründete ihre Pläne mit dem enormen Preiskampf auf dem Markt.

Am Donnerstag hatte die Fluglinie bis Ende 2021 Einsparungen von 90 Millionen Euro im Jahr angekündigt. Jede zehnte der rund 7.000 Stellen wird gestrichen. Das mögliche „Maximum“ des Stellenabbaus soll über die natürliche Fluktuation erfolgen, hieß es in einer Pressekonferenz. Man rechnet hierbei jährlich mit 200 bis 250 Stellen. Umgesetzt werden soll das bis 2021, betroffen ist das ganze Unternehmen inklusive des Boden- und des Flugpersonals.

Die Gewerkschaft vida erklärte, der Wettbewerbsdruck dürfe kein Freibrief für Personalabbau sein. Die Sparmaßnahmen hält man für übertrieben und verweist auf die Gewinne des Mutterkonzerns. „Der Lufthansa-Konzern zählt zu den profitabelsten Unternehmen in Europa mit derzeit 2,5 Milliarden Euro Gewinn im Jahr. Die Aktionäre bekommen mehr Geld und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Konzerntochter AUA müssen dafür bluten“, sagte Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida.

Mitarbeiter über Sparpläne informiert

Die Gewerkschaft GPA-djp kündigte an, um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen. „Im Rahmen des angekündigten Personalabbaus muss es sozial verträgliche Lösungen geben“, so der Bundesgeschäftsführer Karl Dürtscher. Der Mutterkonzern Lufthansa sei gefordert, die AUA hier nicht im Stich zu lassen. „Ein reiner Personalabbau führt zu Arbeitsverdichtung und Überlastung und kann in niemandes Sinne sein“, sagte Dürtscher weiter.

Auch der Betriebsratsvorsitzende des Bodenpersonals bei der AUA, Alfred Junghans, sprach Freitagfrüh im Ö1-Interview von einem „abartigen Preiskampf“. Ein Kampf gegen des Sparpaket ist offenbar nicht geplant. „Zusammen mit unserem Sozialpartner werden wir um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, so Dürtscher – Audio dazu in oe1.ORF.at.

AUA-Chef Alexis von Hoensbroech, CCO Andreas Otto und CFO Wolfgang Jani
APA/Helmut Fohringer
AUA-Chef Alexis von Hoensbroech und die Vorstände Andreas Otto und Wolfgang Jani

Auf Zahlen zu Kündigungen wollte sich das Unternehmen nicht festlegen. Gespräche mit dem Betriebsrat sollen in naher Zukunft starten. Bei der AUA waren vor und nach der Pressekonferenz auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen über den Sparkurs informiert worden. Aktuell hat das Unternehmen 7.038 Beschäftigte, vor einem Jahr waren es noch 7.104.

AUA-Chef beklagt Preiskampf

Das 90 Millionen Euro schwere Sparpaket umfasse ein Bündel von 300 Maßnahmen, sagte Finanzchef Wolfgang Jani. Das Unternehmen wolle neben dem Personalabbau auch die Sachkosten reduzieren. Unter anderem soll die Zahl der Propellermaschinen und damit auch der Personalaufwand reduziert werden. Auch die Automatisierung soll ausgebaut werden. Man wolle sich aber nicht in die „Low-Cost-Ecke“ zurückdrängen lassen und kündigte auch neue Strecken und Investitionen in die Flotte an.

Als Grund führte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech in erster Linie die hohe Kapazität an Billigfliegern in Wien und den enormen Preiskampf an. Die AUA sieht sich im nächsten Jahr 35 Flugzeugen von Billigfluglinien wie Laudamotion, Wizz Air, easyJet und Level gegenüber, heuer waren es 24. In Wien seien dann nicht mehr 4,5, sondern sieben Millionen Billigflugsitzplätze auf dem Markt.

Pressekonferenz der AUA über Sparpläne

Am Donnerstag hat die AUA ihre Sparpläne für die kommenden zwei Jahre präsentiert. Bis zu 800 Stellen werden gestrichen. Begründet wird das Paket mit dem Wettbewerbsdruck.

„Wir müssen uns neu aufstellen, um im brutalen Wettbewerb gegen die Billigflieger zu bestehen. Die Maßnahmen sind zum Teil schmerzhaft, weil sie uns Substanz nehmen, die wir in den vergangenen Jahren mühsam aufgebaut haben.“ Man müsse sich dauerhaft auf den Preiskampf einstellen – das Umfeld werde auch in Zukunft vom Preiskampf geprägt sein.

„Keinen Millimeter weichen wir zurück“

„Die österreichische Lösung hat sich als grüne Mogelpackung herausgestellt“, so Hoensbroech in Anspielung auf den Weiterverkauf der Niki-Nachfolge-Airline Laudamotion an Ryanair. Durch den Verdrängungswettbewerb komme das AUA-Netzwerk unter Druck, warnte der Manager. Der Angriff auf das Europanetz gefährde das für die Langstrecke wichtige Zubringergeschäft. Die Frage, ob Wien ein Billigflughafen oder ein Langstreckendrehkreuz sein werde, sei auch für den Wirtschaftsstandort Österreich relevant, weshalb man hier mit dem Flughafen und der Politik reden wolle.

AUA-Vertriebsvorstand Andreas Otto sagte, es bleibe nichts anderes übrig, als bei den Ticketpreisen hinunterzugehen – „sonst bleibt der Sitz leer“. Die Alternative wäre, Strecken aufzugeben, aber „dann rückt sofort jemand nach“. Insbesondere die Attacke von Ryanair-Chef Michael O’Leary, die Flotte in Wien 2020 auf 19 Flieger aufzustocken, sorgt bei Otto für Kopfschütteln: „Was der in Wien veranstaltet, ist echt irre.“ Innerhalb des Lufthansa-Konzerns habe man entschieden: „Keinen Millimeter weichen wir zurück.“

„Herr O’Leary irrt sich“

„Es gibt Strecken, da sind Tickets um 19 Euro im Markt“, sagte ein Brancheninsider zur APA. „Es kann mir niemand erzählen, dass in Wien derzeit jemand Gewinne macht“, so der Insider weiter. Selbst Wizz-Air-Chef Jozsef Varadi sprach im Juni von einer ruinösen Marktsituation: „Die Pleiten haben zu einer enormen Überkapazität geführt, die Preise fielen in den Keller und verursachten ein Blutbad.“

Ryanair-Chef O’Leary machte zuletzt deutlich, dass Lauda nach seinen Vorstellungen in fünf Jahren die AUA überholen soll. Dafür nimmt der irische Billigflieger in Wien derzeit auch höhere Verluste in Kauf als ursprünglich geplant. „Herr O’Leary irrt sich, wenn er glaubt, dass Lauda in fünf Jahren die AUA überholen kann“, konterte AUA-Chef von Hoensbroech am Donnerstag.

„Dramatischer“ Gewinneinbruch

Zuvor wurden auch die hohen Kerosinpreise als Grund für das schlechte Abschneiden der AUA angeführt. Jani hatte am Vormittag mitgeteilt, dass der bereinigte operative Gewinn nach neun Monaten um 85 Prozent, von 110 auf 17 Mio. Euro, „dramatisch“ eingebrochen sei. In den Sommermonaten, dem dritten Quartal, lag das Ergebnis bei 70 Mio. Euro, um 33 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums. „Die Billigfliegerschwemme und die gestiegenen Kerosinkosten drücken auf die Ticketpreise und somit auf unser Ergebnis“, so Jani.

Grafik zeigt Ergebnis und Mitarbeiter der AUA
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AUA

Laut den von der AUA kommunizierten Zahlen sanken die Erlöse in den ersten drei Quartalen um zwei Prozent auf 1,696 Mrd. Euro, während die Kosten um vier Prozent auf 1,679 Mrd. Euro stiegen. Die Kerosinrechnung alleine ist den Angaben zufolge heuer bisher um 47 Mio. Euro höher ausgefallen, das ist ein Anstieg um 14 Prozent.

Lufthansa: Beschränkung auf Wien gefordert

Die AUA-Mutter Lufthansa erklärte, dass Gesellschaften mit geringem Gewinn oder Verlust ihre Leistung verbessern müssen. Die AUA soll sich künftig auf Flüge aus der österreichischen Hauptstadt beschränken und alle Basen außerhalb schließen. Die Flotte soll harmonisiert werden, indem Bombardier-Maschinen ausgemustert werden.

Stefan Hartl (ORF) über die Sparmaßnahmen der AUA

ORF-Reporter Stefan Hartl berichtet vom Wiener Flughafen über die von der AUA geplanten Sparmaßnahmen.

Auch Brussels Airlines und dem Frachtprogramm drohen Einsparungen, so Finanzchef Ulrik Svensson. Konzernweit sank das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) trotz eines leichten Umsatzanstiegs von Juli bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Auch die Lufthansa sagte, dass höhere Kosten für Treibstoff und der Preiskampf in Europa das Unternehmen belastet hätten. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern ein Ergebnis zwischen 2,0 und 2,4 Mrd. Euro.