Apple Card
APA/AFP/Getty Images/Michael Short
„Verdammt sexistisch“

Apple wegen Kreditkarte unter Druck

Der iPhone-Hersteller Apple gerät wegen seiner erst im August vorgestellten Kreditkarte in die Kritik. Der Algorithmus, der den Kreditrahmen für Kunden der Apple Card berechnet, sei sexistisch, so der Vorwurf eines IT-Unternehmers. Auslöser war die deutlich schlechtere Einstufung seiner Frau. Der Staat New York will das für die Karte zuständige Geldinstitut Goldman Sachs nun prüfen.

Die Apple Card sei ein „verdammt sexistisches Programm“, schrieb der Unternehmer David Heinemeier Hansson auf Twitter. Er sei mit seiner Frau seit Jahren verheiratet, man reiche gemeinsam die Steuererklärung ein – und dennoch stehe ihm der 20-fache Kreditrahmen zur Verfügung.

Auf den Verweis des Apple-Kundendiensts, dass die Einordnung aufgrund eines Algorithmus erfolgt und dieser unter anderem den Kreditscore berücksichtigt, ließ Hansson seine Bewertung und die seiner Frau überprüfen. Das Ergebnis: Seine Frau wurde sogar besser eingestuft als er – am Kreditrahmen änderte das aber nichts.

Unterstützung von Apple-Prominenz

Der Tweet von Hansson löste zahllose weitere Reaktionen in Sozialen Netzwerken aus. Unterstützung bekam er dabei auch von einer der prominentesten Figuren der Apple-Geschichte: Steve „Woz“ Wozniak, der gemeinsam mit Steve Jobs in den 1970ern Apple gründete, berichtete vom selben Phänomen.

Wozniak schrieb auf Twitter, dass er den zehnfachen Rahmen seiner Frau bewilligt bekommen habe. Dabei hätten er und seine Frau weder getrennte Konten noch getrennte Besitztümer. Auch er kritisierte dabei den Algorithmus: „Es ist schwierig, zur Korrektur an einen Menschen zu gelangen. So sieht ‚Big Tech‘ im Jahr 2019 aus.“

Behörde will prüfen

Die Beschwerden riefen nun auch die Finanzmarktaufsicht im US-Bundesstaat New York auf den Plan. Das Department of Financial Services leitete Ermittlungen gegen Goldman Sachs ein, die die Kreditkarte im Namen Apples zur Verfügung stellen. Man werde „eine Untersuchung durchführen, um festzustellen, ob New Yorker Gesetz verletzt wurde, und sicherzustellen, dass alle Verbraucherinnen und Verbraucher unabhängig vom Geschlecht gleich behandelt werden“, so eine Sprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

„Jeder Algorithmus, der – absichtlich oder nicht – zu einer diskriminierenden Behandlung von Frauen oder einer anderen geschützten Klasse führt, verstößt gegen das New Yorker Gesetz“, so die Sprecherin weiter. Goldman Sachs bestätigte die Untersuchungen bisher nicht. Ein Sprecher des Geldhauses erklärte jedoch, Entscheidungen über den Kreditrahmen basierten „auf der Kreditwürdigkeit eines Kunden und nicht auf Faktoren wie Geschlecht, Rasse, Alter, sexueller Orientierung oder irgendeiner anderen vom Gesetz verbotenen Grundlage“.

Kreditrahmen von Ehefrau wurde erhöht

Zumindest im Fall von Hanssons Frau gibt es mittlerweile Bewegung: Ihr Kreditrahmen wurde hinaufgestuft. „Sobald das zu einem PR-Thema geworden ist, haben sie sofort ihr Kreditlimit erhöht – ohne nach weiterer Dokumentation zu fragen“, zitierte das Finanzportal Bloomberg den Unternehmer. Auf Nachfrage bei Apples Kundendienst konnte ihm aber auch keine Erklärung gegeben werden, wie es genau zu der ursprünglichen Einschätzung kam.

Hansson – der unter anderem für das in Webapplikationen häufig verwendete Softwaregerüst Ruby on Rails verantwortlich zeichnet – sieht vor allem den verwendeten Algorithmus als Problem. „Ich glaube nicht, dass es eine bösartige Person gab, die explizit diskriminieren wollte. Aber das spielt keine Rolle. Woher weiß man, dass es kein Problem mit dem Algorithmus gibt, wenn niemand erklären kann, wie eine Entscheidung getroffen wurde?“