Ghani: Afghanistan, USA und Taliban tauschen Gefangene aus

Die afghanische Regierung ist zu einem Gefangenenaustausch mit den militant-islamistischen Taliban und den USA bereit. Das gab Präsident Ashraf Ghani heute bei einer Pressekonferenz in Kabul bekannt. Demnach will die Regierung drei hochrangige Taliban-Mitglieder aus dem Gefängnis freilassen, darunter ist auch Anas Hakkani, der jüngere Bruder des Anführers des Hakkani-Netzwerks und Vizechefs der Taliban, Siradschuddin Hakkani.

Bedingung für die Freilassung ist demnach, dass die Taliban im Gegenzug zwei von ihnen entführte Professoren freilassen, die an der Amerikanischen Universität in Kabul tätig waren. Die beiden Professoren – der US-Amerikaner Kevin King und sein australischer Kollege Timothy Weeks – waren im August 2016 von den Taliban in Kabul verschleppt worden. Regelmäßig hatte die Amerikanische Universität in Afghanistan (AUAF) ihre Freilassung gefordert. Immer wieder gab es Berichte, King sei gesundheitlich schwer angeschlagen.

Bemühungen um Wiederaufnahme der Gespräche

Anas Hakkani war Angaben des afghanischen Geheimdienstes NDS zufolge im Oktober 2014 in der östlichen Provinz Chost festgenommen worden. Davor soll er sich vor allem um die Finanzierung der Aktivitäten des Hakkani-Netzwerks gekümmert und Gelder aus den Golfstaaten besorgt haben.

Beobachter sehen die Freilassungen als Teil der Bemühungen, die im September abgebrochenen Gespräche über Frieden zwischen den USA und den Taliban wieder zu starten. US-Präsident Donald Trump hatte damals kurz vor einer als möglich in Aussicht gestellten Einigung die Gespräche nach einem Anschlag in Kabul, bei dem ein US-Soldat starb, für „tot“ erklärt. Ende Oktober war der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, erneut für mehrtägige Sondierungen in Afghanistan und Pakistan.