Boltanski-Retrospektive: Vier Jahrzehnte Erinnerungskunst

Raumfüllende Werke aus mehr als 40 Jahren: Das Centre Pompidou in Paris widmet dem französischen Konzeptkünstler Christian Boltanski die erste umfangreiche Ausstellung seit 1984. Gezeigt werden 40 Arbeiten, in denen der heute 75-Jährige gegen das Vergessen und Verdrängen von Vergangenheit kämpft.

Unter den Exponaten: Installationen aus abgenutzten Kleidern, rostigen Kisten mit Registriernummern und anonymen Fotos, Artefakte mit autobiografischem Bezug sowie „L’homme qui tousse“ (etwa: Der Mann, der hustet), sein erster Kurzfilm, der 1969 entstanden ist. Er zeigt einen verunstalteten Mann, der Blut spuckt.

„Herumwandern“ in der Gedächtniskunst

Auf rund 2.000 Quadratmetern sieht man riesige Porträts anonymer Menschen, die aus den Räumen blicken, und in schwarze Kleider gehüllte Holzfiguren. Wie das Museum erklärte, will die bis zum 16. März dauernde Werkschau keine Retrospektive sein, sondern ein „Herumwandern“ in Boltanskis Gedächtniskunst.

Dabei ist die Szenografie zu einem Kunstwerk an sich geworden. Es gibt keine Ausstellungstexte, die Installationen gehen fast übergangslos ineinander über und führen Besucherinnen und Besucher durch Welten, in deren Mittelpunkt die Themen Holocaust, Vergänglichkeit, Tod und Erinnerung stehen.

Es sind Sujets, die in engem Zusammenhang mit der Lebensgeschichte des Künstlers stehen. Boltanski wurde am 6. September 1944 in Paris als Sohn eines jüdischen Vaters geboren. Der Konzeptkünstler, Fotograf und Bildhauer ist Autodidakt.