Erdogan bei Trump: „Ich bin ein großer Fan“

Trotz vieler inhaltlicher Streitigkeiten zwischen Washington und Ankara hat US-Präsident Donald Trump seinen türkischen Amtskollegen, Recep Tayyip Erdogan, ausdrücklich gelobt. „Ich bin ein großer Fan des Präsidenten“, sagte Trump gestern bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Erdogan im Weißen Haus.

„Wir haben eine großartige Beziehung.“ Das gelte sowohl für ihr persönliches Verhältnis als auch für die Beziehungen beider Länder. Trump sagte, die Türkei sei ein wichtiger strategischer Partner für die USA. Auch die Handelsbeziehungen beider Länder hätten großes Potenzial.

US-Präsident Donald Trump und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan
AP/Evan Vucci

Es gab aber auch problematische Themen: Dass die Türkei ein Raketenabwehrsystem vom Typ S-400 von Russland gekauft habe, habe „einige sehr ernste Herausforderungen“ geschaffen, sagte Trump. Washington befürchtet, dass Russland über das empfindliche Radar des Waffensystems an Daten über die Fähigkeiten des US-Kampfjets F-35 gelangt.

Erdogan kritisierte indes die Resolution zur Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern des US-Repräsentantenhauses. Die Resolution habe die Absicht, die türkische Nation zu verletzen und sie ziele darauf ab, „einen Schatten auf unsere Beziehungen“ zu werfen.

Verhältnis durch Nordsyrien-Offensive angespannt

Das Verhältnis zwischen den NATO-Partnern Türkei und USA ist wegen diverser Streitpunkte angespannt. Die türkische Militäroffensive in Nordsyrien vor gut einem Monat hatte die Spannungen noch verschärft.

Die türkische Armee war am 9. Oktober mit verbündeten Rebellen in Nordsyrien einmarschiert, um die YPG aus dem Grenzgebiet zu vertreiben. Die YPG ist der Verbündete der US-Streitkräfte im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Türkei betrachtet die Kurdenmiliz dagegen als Terrororganisation.

Trump hatte der Offensive mit einem Abzug der US-Truppen aus dem Grenzgebiet in Nordsyrien den Weg geebnet. Kritiker warfen ihm vor, die YPG so im Stich gelassen zu haben.

NATO-Kritik „inakzeptabel“

Angesichts dessen hatte der französische Präsident Emmanuel Macron die NATO als „hirntot“ bezeichnet. Erdogan wies diese Kritik zurück. Er sei „sehr enttäuscht über die Erklärung Frankreichs“ gewesen. „Ich denke, das hat den Präsidenten sehr gestört“, sagte Trump. „Inakzeptabel“, bekräftigte Erdogan mit Hilfe eines Dolmetschers.

Trump: Europa soll mehr für Flüchtlinge zahlen

Trump forderte auch, dass die europäischen Staaten mehr bezahlen, um die Kosten für Flüchtlinge aus Syrien abzudecken. „Ich denke, dass Europa offen gesagt zu einem großen Teil dafür zahlen sollte. Derzeit bezahlt ja die Türkei das meiste“, so Trump.

Proteste vor dem Weißen Haus

Vor dem Weißen Haus protestierten unterdessen Dutzende Menschen gegen Erdogan und dessen Politik. Demonstranten hielten unter anderem Fahnen der Kurdenmiliz YPG und riefen: „Türkei raus aus Syrien“ und „Schande über die Türkei“. Am Rande von Erdogans jüngstem Besuch in Washington im Mai 2017 hatten dessen Bodyguards vor der türkischen Botschaft in der US-Hauptstadt friedliche Demonstranten verprügelt, was in Amerika Empörung auslöste.