Boliviens Übergangspräsidentin will mit Sozialisten reden

Angesichts der anhaltenden Proteste in Bolivien hat Übergangspräsidentin Jeanine Anez Verhandlungen mit der Partei ihres Vorgängers Evo Morales aufgenommen. Die Gespräche sollen dazu beitragen, „dem Land Frieden zu bringen“, sagte Anez’ Kabinettschef Jerjes Justiniano gestern. Die Abgeordneten der sozialistischen Partei MAS hatten die Senatssitzung, in der sich die 52-Jährige zur Übergangspräsidentin ernannt hatte, boykottiert.

Anez schloss indes eine erneute Präsidentschaftskandidatur ihres Vorgängers Morales aus. Die Verfassung sehe vor, dass ein Staatschef nur zwei Amtszeiten in Folge im Amt bleiben kann. Morales’ gescheiterter Versuch, sich ein viertes Mandat zu sichern, sei die Ursache der politischen Unruhen in Bolivien, sagte Anez.

Boliviens Übergangspräsidentin Jeanine Anez
Reuters/Marco Bello

Internationale Anerkennung für Anez

In Bolivien war ein Machtvakuum entstanden, nachdem der unter Druck geratene Morales nach wochenlangen Protesten am Sonntag zurückgetreten war. Anez wurde schließlich am Dienstag als Interimspräsidentin vereidigt.

Die USA, Guatemala und Kolumbien stellten sich hinter die Übergangspräsidentin. Auch Russland erkannte sie offiziell an. Das Außenministerium in Moskau betonte gestern zugleich, dass es die Absetzung Morales’ als einen Staatsstreich betrachte.

Die Anhänger des Ex-Präsidenten setzten derweil ihre Proteste gegen dessen Entmachtung fort. Tausende Menschen gingen in La Paz auf die Straße. Sie forderten die Rückkehr des früheren Staatschefs aus seinem Exil in Mexiko.