Prince Andrew
EBU/BBC
Seltenes Interview

Prinz Andrew und der Fall Epstein

In einem mit Spannung erwarteten BBC-Interview hat der britische Prinz Andrew die Vorwürfe, er habe Sex mit einem mutmaßlichen Opfer des verstorbenen US-Multimillionärs Jeffrey Epstein gehabt, zurückgewiesen. „Ich habe keinerlei Erinnerung daran, diese Dame jemals getroffen zu haben“, sagte er am Samstagabend.

Prinz Andrew sprach mit BBC über Epstein, die Vorwürfe gegen ihn und sein Verhältnis zu Virginia Roberts Giuffre, die angibt, sie sei zum Sex mit dem Prinzen gezwungen worden. Das Interview wurde bereits am Donnerstag im Buckingham-Palast aufgezeichnet und am Samstag ausgestrahlt. Schon zuvor schlug das Gespräch hohe Wellen. So bezeichnete ein Anwalt im „Guardian“ den Auftritt des Prinzen als „katastrophalen Fehler“. So eine Strategie funktioniere nur, wenn man offene Frage klären könne. Das sei hier nicht der Fall.

Multimillionär Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Er hatte gute Kontakte zu Politikern und Prominenten, neben Prinz Andrew auch zu US-Präsident Donald Trump. Epstein hatte im August laut New Yorker Gerichtsmedizin Suizid in seiner Gefängniszelle begangen. Andrew ist der zweite Sohn von Queen Elizabeth II. Zuletzt wurde er für seine Verbindungen zu Epstein kritisiert.

Prinz Andrew zweifelt an Echtheit des Fotos

Zu den mutmaßlichen Opfern von Epstein soll auch Giuffre zählen. Sie wurde nach eigenen Worten jahrelang von ihm missbraucht und auch zum Sex mit dessen wohlhabenden Freunden einschließlich des britischen Prinzen Andrew gezwungen. Prinz Andrew wies Giuffres Anschuldigungen wiederholt zurück. Nach einer Anhörung in den USA im August hatte Giuffre vor Reportern gesagt, Prinz Andrew wisse „genau, was er getan hat, und ich hoffe, dass er reinen Tisch macht“.

Prinz Andrew im Interview über Epstein

Am Samstagabend hat sich der britische Prinz Andrew gegen die Vorwürfe, er habe Sex mit einem mutmaßlichen Opfer des verstorbenen US-Multimillionärs Jeffrey Epstein gehabt, gewehrt.

Auf einem weit verbreiteten Foto ist zudem mutmaßlich der Prinz zu sehen, wie er seinen Arm um die damals 17-jährige Giuffre (damals Roberts) legt, im Hintergrund ist Epsteins Ex-Freundin Ghislaine Maxwell zu sehen. Unterstützer des Prinzen zweifeln die Echtheit des Bildes an. Auch der britische Prinz äußerte im BBC-Interview Zweifel daran. „Ich bin nicht in der Lage, dieses spezielle Foto zu erklären“, sagte er.

Zudem bestritt er kategorisch, Sex mit Giuffre gehabt zu haben. „Das ist nicht passiert“, sagte er am Samstag. Wenn es passiert wäre, würde er sich daran erinnern. Aber der Prinz habe laut eigenen Aussagen „keine Erinnerung“ daran, Giuffre überhaupt jemals getroffen zu haben. Nach Giuffres Angaben waren sie und Andrew am 10. März 2001 in einem Londoner Nachtclub, bevor sie nach Hause gegangen seien, wo sie Sex hatten. Der Prinz sagte jedoch, dass er an diesem Tag bei seinen Kindern gewesen sei.

Andrew: Wusste nichts von Haftbefehl

Allerdings bestätigte der britische Adelige, dass er mit Epsteins Privatjet geflogen und mit ihm auf dessen Privatinsel sowie in dessen New Yorker Wohnung gewesen sei. Auch dass Epstein in Windsor zu Gast war und an einem Abendessen teilnahm, um die Freilassung des Multimillionärs aus dem Gefängnis zu feiern, wurde bestätigt. Im Mai 2006 wurde ein Haftbefehl gegen Epstein wegen sexueller Übergriffe auf Minderjährige erlassen.

Der Prinz sagte, dass er Epstein am folgenden Juli zum 18. Geburtstag von Prinzessin Beatrice eingeladen hatte und nicht wusste, dass der Haftbefehl ausgestellt worden war. Beatrice ist die älteste Tochter von Prinz Andrew und seiner geschiedenen Ehefrau, Sarah Ferguson.

„Es war definitiv das Falsche“

Insgesamt sollen sich Andrew und Epstein zwölf Jahre gekannt haben. 2010 besuchte der Prinz den US-amerikanischen Investmentbanker etwa in New York. Damals spazierten die beiden durch den Central Park. Zwei Jahre zuvor wurde Epstein zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er die Prostitution junger Frauen organisierte.

Darauf von der Interviewerin angesprochen, dass sich der Prinz 2010 im Haus eines „verurteilten Sexualstraftäters“ aufgehalten hat, sagte Andrew: „Es war ein bequemer Ort zum Verweilen.“ Heute sehe er es aber anders, so Prinz Andrew, „es war definitiv das Falsche. Aber zu der Zeit hielt ich es für das Ehrliche und Richtige. Und ich gebe voll und ganz zu, dass mein Urteil wahrscheinlich von meiner Tendenz geprägt war, zu ehrlich zu sein, aber so ist es eben.“

Überhaupt sei die Villa von Epstein wie ein „Bahnhof“ gewesen. Es seien immer wieder Leute ein- und ausgegangen. Und dass er die vielen jungen Mädchen in Epsteins Haus nicht bemerkt habe, komme daher, dass Andrew als Mitglied der königlichen Familie es gewohnt war, „ständig herumzulaufen“ und mit niemandem zu sprechen. Er habe die Personen als Angestellte betrachtet. Später habe er, Prinz Andrew, Epstein mitgeteilt, dass sie sich nicht mehr sehen könnten. Denn die Verbindung zum Investmentbanker sei für die königliche Familie „eine ständige Wunde“ gewesen.

„Ich bin höflich“

Am Ende des Interviews wurde Andrew gefragt, ob er „Schuldgefühle, Bedauern oder Schamgefühle“ in Bezug auf sein Verhalten oder seine Freundschaft mit Epstein habe: Es sei „die falsche Entscheidung“ gewesen, Epstein im Jahr 2010 aufzusuchen. Prinz Andrew bedauert es nach eigenen Aussagen, dass sich Epstein auf eine „unangenehme Weise“ verhalten habe. Die Interviewerin unterbrach: „Unangenehm? Er war ein verurteilter Sexualstraftäter.“

„Ja, es tut mir leid, ich bin höflich – ich meine in dem Sinne, dass er ein Sexualstraftäter war“, antwortete der Prinz, bevor er seine Rechtfertigung fortsetzte, warum er bis 2010 in Kontakt mit Epstein blieb. „Hatte ich recht, ihn als Freund zu haben? … Ich habe damals nichts falsch gemacht. Problematisch war es dann, als er verurteilt wurde.“