Marie Kondo mit Aufbewahrungsschachteln
AP/Seth Wenig
Kaufen statt entrümpeln

Marie Kondo räumt die Zimmer voll

Mit ihrer Methode für ein aufgeräumteres, glücklicheres Leben hat die Japanerin Marie Kondo Kultstatus erlangt. Nun eröffnete die Aufräumberaterin einen Onlineshop: Verkauft werden Dinge, die – ganz nach Kondos Motto – Freude bereiten sollen. In Sozialen Netzwerken erntete sie dafür Spott. Der Tenor: Kondo räumte erst die Zimmer leer und krempelt sie nun voll.

Mehr als 120 Produkte finden sich in Kondos Onlineshop KonMari – darunter Hausschuhe um 206 US-Dollar (186 Euro) sowie ein Küchenbehälter aus Messing um 275 US-Dollar (248 Euro). Mit einer Stimmgabel, die gegen einen Kristall geklopft wird – Kostenpunkt 75 Dollar (68 Euro) – sollen Energien wieder in Einklang gebracht werden. Das billigste Produkt ist eine Halterung für Essstäbchen um acht Dollar (sieben Euro). Erst vor wenigen Wochen schloss Kondo eine Partnerschaft mit Japans größter E-Commerce-Seite Rakuten.

In einer Nachricht auf ihrer Seite heißt es, bei Kondos Aufräummethode KonMari „geht es nicht darum, Dinge loszuwerden“. Stattdessen gehe es darum, ein größeres Bewusstsein für die Dinge zu schaffen, die einem Freude bringen. „Sobald du mit dem Aufräumen fertig bist, gibt es wieder Platz, um neue bedeutende Objekte, Menschen und Erfahrungen in deinem Leben willkommen zu heißen.“

Der KonMari-Kult

Mit der KonMari-Methode erlangte Kondo internationale Bekanntheit. Auf ihren ersten Bestseller „Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“ aus dem Jahr 2011 folgten weitere Bücher sowie die Netflix-Show „Aufräumen mit Marie Kondo“. Darin besuchte Kondo mit Dolmetschern US-Haushalte und beglückte die Bewohner mit ihrer Methode. Auch eine Schachtelkollektion (drei Schachteln für 89 Dollar) sowie zertifizierte KonMari-„Consultants“, die Hausbesuche abstatten, sind Teil des Kondo-Imperiums.

Szene der Netflix-Serie „Tidying Up with Marie Kondo“
Courtesy of Netflix
„Ich liebe das Chaos“, sagte die Japanerin in ihrer Netflix-Show „Aufräumen mit Marie Kondo“

In einem Interview mit der US-Zeitung „Wall Street Journal“ sagte die japanische Aufräumberaterin, die Idee, einen Shop zu eröffnen, kam ihr, nachdem Leser von ihr wissen wollten, welche Produkte sie gerne benutzt. Allerdings wolle sie Konsumismus nicht ermutigen. „Was am wichtigsten für mich ist, ist, dass man sich mit Dingen umgibt, die einem Freude bereiten.“ Und: „Wenn dir die Schüssel, die du momentan besitzt, Freude bereitet, dann ermutige ich dich keineswegs dazu, sie zu ersetzen.“

„Mehr wegwerfen, um einzukaufen“

In Sozialen Netzwerken sowie in den Medien sorgte die Verkaufsoffensive der gefeierten Aufräumberaterin allerdings für Spott. „Der japanische Aufräumguru Marie Kondo scheint eine neue Entrümpelungsmethode gefunden zu haben: Werdet Dinge los, die keine Freude bereiten, und ersetzt sie mit Produkten aus ihrem neuen Onlinestore“, heißt es in der britischen Tageszeitung „Guardian“.

Kondo nehme sich ein Beispiel an Gwyneth Paltrow, schreibt „Fast Company“. 2008 schuf Paltrow ihr Wellnessimperium Goop: Erst schickte sie einen Newsletter mit ihren Lieblingsprodukten aus, später schuf sie eine Plattform, auf der Produkte wie Vampirabwehrmittel und Jade-Eier für bessere Orgasmen verkauft werden. „Die Firmen sind ähnlich, weil sie auf den Lebensphilosophien der beiden Frauen aufbauen, die oft ins Mystische abdriften“, so „Fast Company“. Beide Frauen würden aus der Prämisse Kapital schlagen, dass man Glück und Zufriedenheit erlangt, indem man den richtigen Lebensstil adaptiert – und die richtigen Produkte kauft.

„Also jetzt will ‚#mariekondo‘, dass ihr so viel wie möglich von ihrem Zeug kauft ‚#ironisch‘“, schrieb ein Nutzer auf Twitter. Ein weiterer sagte: „Mehr wegwerfen, um im @MarieKondo Shop einzukaufen. Lustig.“ Der „New York Times“-Journalist Jesse Pesta tweetete: „Marie Kondo hat einen Shop eröffnet, um Zeug zu verkaufen. Denkt eine Minute darüber nach.“ Und eine weitere Nutzerin schreibt: „Jetzt will sie uns Zeug verkaufen, um unsere leeren Häuser zu füllen.“