Tags zuvor hatte sich der ukrainische Marinechef Igor Worontschenko im lokalen Fernsehen heftig über den Zustand der drei Schiffe beschwert. „Sie können nicht selbst fahren, die Russen haben sie kaputtgemacht. Sie haben sogar die Deckenleuchten, die Steckdosen und Kloschüsseln herausgeholt.“ Belege wurden jedoch nicht vorgelegt.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte der Agentur TASS zufolge, die Anschuldigungen der Ukraine hätten keinen Einfluss auf das für den 9. Dezember in Paris geplante Treffen zur Lösung des Ukraine-Konflikts. Russland und die Ukraine wollen dabei mit Deutschland und Frankreich nach Wegen für ein Ende des Krieges im Donbass suchen.
Selenski kündigt Untersuchung an
Moskau hatte am Montag nach fast einem Jahr drei vom Grenzschutz im Schwarzen Meer aufgebrachte ukrainische Marineschiffe an den Nachbarn übergeben. Die beiden Kanonenboote und ein Schlepper machten am Mittwochabend im ukrainischen Schwarzmeer-Hafen Otschakiw fest. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski zeigte sich erfreut über die Rückkehr der Schiffe. Auch er bemängelte zugleich, dass Waffen und Ausrüstung teilweise fehlten.
Er kündigte eine Untersuchung an und versicherte, die Schiffe würden in drei Monaten wieder flott sein. Das ukrainische Verteidigungsministerium teilte mit, von russischer Seite seien „einige Kommunikations- und Navigationssysteme“ abgebaut worden. Die Militärstaatsanwaltschaft werde eingeschaltet, um die Sache vor ukrainischen und internationalen Gerichten verfolgen zu können.
Beschlagnahmte Schiffe übergeben
Russland hat der Ukraine drei vor rund einem Jahr beschlagnahmte Schiffe zurückerstattet. Laut Moskau waren sie in russische Hoheitsgewässer eingedrungen. (Videoquelle: APTN)
Die 24 Besatzungsmitglieder der Schiffe waren bei einem umfangreichen Gefangenenaustausch vor einigen Wochen freigekommen. Die Beschlagnahme der Schiffe Ende November 2018 wurde von den russischen Behörden damit begründet, dass sie in russische Hoheitsgewässer eingefahren seien.
Putin streut Selenski Rosen
Der russische Präsident Wladimir Putin und sein im April gewählter ukrainischer Kollege ergriffen in den vergangenen Monaten mehrere Maßnahmen zur Entspannung des seit 2014 schwelenden Konflikts in der Ostukraine um. Am 9. Dezember wollen die beiden Staatschefs mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel zum ersten Gipfeltreffen im Normandie-Format seit 2016 zusammenkommen, um den Konflikt weiter zu entschärfen.
Mit Blick auf den Gipfel bezeichnete Putin Selenski als „sympathisch“ und „aufrichtig“. Er habe den im April gewählten ukrainischen Präsidenten zwar „noch nie gesehen“, mit ihm aber telefoniert, sagte Putin am Mittwoch bei einem Investorentreffen in Moskau. „Ich habe den Eindruck, dass es eine sympathische und aufrichtige Person ist.“ Putin sagte in Moskau, Selenski versuche „wirklich, die Lage zum Besseren zu ändern“. Es habe Schritte „in die richtige Richtung gegeben“, fügte Putin hinzu.
Selenski eröffnete unterdessen in Anwesenheit der Botschafter aus Paris und Berlin im Osten der Ukraine eine Brücke. Er äußerte bei dieser Gelegenheit den Wunsch, dass die Ukraine die Grenze zu Russland wieder selbst kontrollieren kann. Derzeit liegt die Grenzkontrolle auf einem Abschnitt von rund 400 Kilometern bei prorussischen Separatisten. Seit dem Ausbruch des Konflikts 2014 wurden bereits mehr als 13.000 Menschen getötet.