Neues Wirtschaftsstudium in Mailand widmet sich Mafia

Die Mailänder Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi führt ab dem kommenden Februar ein neues Studienfach ein. „Wirtschaft der organisierten Kriminalität“ heißt die Studienrichtung, die sich der Unterwanderung wirtschaftlicher Aktivitäten durch mafiöse Organisationen widmet. Geleitet wird das Studienfach vom Experten Paolo Pinotti.

„Wo die Mafia in die Wirtschaft eindringt, kommt es zu einem Rückgang von 20 Prozent des Bruttoinlandprodukts pro Kopf im Laufe von 30 Jahren. Das entsprich 15 Milliarden Euro pro Jahr“, lautet Pinottis These. Dabei nimmt der Experte nicht nur die Lage in Italien, sondern auch in anderen Ländern mit organisierter Kriminalität wie Mexiko und Kolumbien unter die Lupe.

Pinotti dementierte bei der Vorstellung seines Studienfaches an der privaten Eliteuniversität Bocconi die These, laut der die Mafia zum Wohlstand der Region beitrage, die sie kontrolliert. In süditalienischen Regionen mit starker mafiöser Unterwanderung sinke die Beschäftigung und die Wirtschaftsproduktivität. Dasselbe gelte auch in anderen Ländern mit starker mafiöser Präsenz.

Nicht nur im Süden Italiens aktiv

Der Anti-Mafia-Staatsanwalt im süditalienischen Catanzaro, Nicola Gratteri, hob Verstrickungen zwischen norditalienischen Unternehmern und Mafia-Mitgliedern hervor. Industrielle des Nordens würden mafiösen Unternehmen häufig Aufgaben wie die illegale Giftmüllentsorgung anvertrauen.

Besonders stark sei die ’Ndrangheta, die Mafia in der süditalienischen Region Kalabrien, in die norditalienische Wirtschaft eingedrungen, warnten die Experten. Die ’Nrdangheta, die zu den mächtigsten Mafia-Organisationen der Welt gehört, dominiert den internationalen Drogenhandel, verdient ihr Geld aber auch mit Waffen, Geldwäsche und durch Korruption. Experten schätzen, dass die ’Ndrangheta jährlich einen weltweiten Umsatz zwischen 50 und 100 Milliarden Euro macht.