Massenproteste in Kolumbien: Ausgangssperre verhängt

Nach Massenprotesten gegen die kolumbianische Regierung und schweren Ausschreitungen ist in der Hauptstadt Bogota eine nächtliche Ausgangssperre verhängt worden. Von gestern Abend bis heute in der Früh dürfe niemand auf die Straße, teilte Bürgermeister Enrique Penalosa Londono mit. Ausnahmen galten für Flugreisende, Flughafenmitarbeiter und Piloten.

Mit der Ausgangssperre will die Stadtverwaltung weitere Krawalle verhindern. Im Süden von Bogota hatten sich vermummte Demonstranten zuletzt Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Sie schleuderten Steine auf die Sicherheitskräfte, die wiederum feuerten Tränengas und Blendgranaten in die Menge. Rund 20.000 Polizisten waren in der Hauptstadt im Einsatz.

Massenproteste in Kolumbien

Bei Massenprotesten in Kolumbien ist es in der Hauptstadt Bogota zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. (Videoquelle: EBU/AFP)

„Friedliche Meinungsäußerung ist ein Recht in einer Demokratie, aber wir sollten jede Form der Gewalt kategorisch ablehnen“, sagte Präsident Ivan Duque. „Es ist unsere Pflicht, die Ordnung aufrechtzuerhalten und Sicherheit zu garantieren. Diese Prinzipien werden niemals preisgegeben an jene, die zu Hass und Gewalt aufrufen.“

Proteste gegen Arbeitsmarkt- und Pensionsreformen

Die Proteste hatten am Donnerstag begonnen, als rund 200.000 Menschen in zahlreichen Städten des südamerikanischen Landes gegen die Regierung des konservativen Präsidenten Duque auf die Straße gingen. Die Proteste richten sich unter anderem gegen geplante Arbeitsmarkt- und Pensionsreformen sowie die zunehmende Gewalt gegen Aktivisten mit sozialen Anliegen.

Im Department Valle de Cauca im Westen des Landes wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums drei Menschen bei Zusammenstößen getötet. Bei Krawallen am Rande der Demonstrationen seien 150 Polizisten und 122 Zivilisten verletzt worden. Außerdem habe es 98 Festnahmen gegeben.