Polizist vor dem Residenzschloss
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„Unschätzbarer“ Wert

Neue Details zu Juwelendiebstahl in Dresden

Die Polizei geht nach dem Einbruch in die berühmte Schatzkammer Grünes Gewölbe im deutschen Dresden von zwei Tatverdächtigen aus. Auf dem Video aus dem Juwelenzimmer seien zwei Einbrecher zu sehen gewesen, sagte der Leiter der Kriminalpolizei, Volker Lange, am Montag. Gestohlen wurden drei Juwelengarnituren. Diese seien von „unschätzbarem kunsthistorischem Wert“, sagte Museumsdirektorin Marion Ackermann.

Es sei nicht ausgeschlossen, dass weitere Tatverdächtige beteiligt gewesen seien, so Lange bei einer Pressekonferenz. Die Täter seien durch ein Fenster im Residenzschloss – wo sich große Teile des Kunstschatzes des sächsischen Herrschergeschlechts der Wettiner befinden – eingedrungen. Sie hätten ein Gitter durchtrennt und das Fenster eingeschlagen. Sie seien daraufhin zielsicher auf eine Vitrine zugegangen und hätten diese zertrümmert.

Der Einbruch sei Montagfrüh gemeldet worden. Um 4.59 Uhr habe man vom Sicherheitsdienst die Information bekommen, dass es zu einer Einbruchshandlung gekommen sei, sagte der Dresdner Polizeipräsident Jörg Kubiessa vor Journalistinnen und Journalisten. Kurz darauf sei der erste Streifenwagen beauftragt worden. Einen Fahndungserfolg gebe es noch nicht. Möglicherweise seien die Täter mit einem Auto geflüchtet, sagte Lange. Kurz nach der Tat gab es einen Fahrzeugbrand. Es wird geprüft, ob es sich um einen Fluchtwagen handelte.

Ermittler am Tatort
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Am Vormittag war die Spurensicherung am Tatort

Brillanten- und Diamantengarnituren gestohlen

Es seien eine Brillantengarnitur und zwei Diamantengarnituren gezielt aus einer Vitrine gestohlen worden, sagte Ackermann. Der Materialwert der Schmuckstücke sei nicht so hoch zu bewerten, das Besondere sei aber, dass vollständige Ensembles gestohlen worden seien. Ob die drei Garnituren vollständig gestohlen wurden, könne sie noch nicht sagen. Man hoffe, dass das Diebesgut aufgrund der „internationalen Bekanntheit“ dem Kunstmarkt entzogen sei. Das Sicherheitskonzept werde jedenfalls nochmals überprüft.

Der Direktor des Grünen Gewölbes, Dirk Syndram, sagte, es handle sich bei den Garnituren „um eine Art Weltkulturerbe“. Die drei Ensembles umfassen laut Syndram zusammen insgesamt etwa hundert Schmuckstücke. Nach den Worten des Direktors der Kulturstätte gibt es nirgendwo in Europa eine vergleichbare Sammlung. Dabei gehe es nicht um den Wert der einzelnen Schmuckstücke.

Ob der Einbruch in Zusammenhang mit einem in Brand gesetzten Stromkasten unter der Augustbrücke steht, sei noch nicht klar. Eine Sprecherin des Energieversorgers DREWAG bestätigte den Vorfall zuvor: „Die DREWAG musste den Schaltkasten außer Betrieb setzen.“

Eröffnung des Historischen Grünen Gewölbes
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Das historische Grüne Gewölbe in Dresden gilt als einmalige Schatzkammer Europas

Residenzschloss am Montag geschlossen

Die „Bild“-Zeitung berichtete, der gestohlene Schmuck aus den Staatlichen Kunstsammlungen, der Schatzkammer des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August des Starken (1670–1733), sei bis zu eine Milliarde Euro wert. Die Räume des Museums, das als eine der reichsten Schatzkammern Europas gilt, sind eigentlich streng gesichert. In zehn prachtvoll ausgestatteten Räumen beherbergt die Sammlung rund 3.000 Schmuckstücke und andere Meisterwerke aus Gold, Silber, Edelsteinen, Elfenbein und anderen wertvollen Materialien.

„Aktuell ist unsere Tatortgruppe des #LKA im Einsatz und untersucht den Tatort“, teilte die Polizei Sachsen zuvor auf Twitter mit. Am Vormittag war die Spurensicherung am Tatort, die Polizei hatte sowohl einen Teil der Schatzkammer als auch die gegenüberliegende Schinkelwache – die Kasse der Semperoper – abgesperrt. Für Besucher blieb das Residenzschloss am Montag geschlossen. Ein Schild am Eingang in deutscher und englischer Sprache wies darauf hin, dass das Museum aus „organisatorischen Gründen“ geschlossen bleibe.

Kretschmer beklagt Diebstahl

Sachsens Regierungschef Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zeigte sich am Vormittag entsetzt: „Nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen“, sagte Kretschmer. „Die Werte, die im Grünen Gewölbe und im Residenzschloss zu finden sind, sind von den ‎Menschen im Freistaat Sachsen über viele Jahrhunderte hart erarbeitet worden“, so Kretschmer. „Man kann die ‎Geschichte unseres Landes, unseres Freistaates nicht verstehen ohne das Grüne Gewölbe und ‎die Staatlichen Kunstsammlungen Sachsens.“

Mit dem Einbruch habe er „beim besten Willen nicht gerechnet“, sagte Kretschmer wenig später bei einer Pressekonferenz in Dresden. Auch für ihn seien die Sicherheitsmaßnahmen der Staatlichen Kunstsammlung am Residenzschloss ausgezeichnet und umfassend gewesen. „Wir sehen, dass das nicht der Fall ist“, sagte er.

„Anschlag auf kulturelle Identität aller Sachsen“

Es seien „Kunstschätze von unermesslichem Wert“ gestohlen worden, sagte Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU). Es gehe dabei nicht nur um den materiellen Wert, sondern auch um die immaterielle Bedeutung der Kunstschätze. Wöller sprach von einem „Anschlag auf die kulturelle Identität aller Sachsen“. Polizei und Ermittlungsbehörden arbeiteten mit Hochdruck an der Ermittlung des Falls. Es sei eine Sonderkommission gebildet worden.

Millionendiebstahl in Dresden

In Dresden sind Diebe in die berühmte Schatzkammer Grünes Gewölbe eingebrochen. Der Einbruch betrifft den historischen Teil der Sammlung, wo sich Juwelen und wertvolle Kunstobjekte befinden.

Die Räume des historischen Grünen Gewölbes, das seinen Namen durch die teils malachitgrüne Bemalung erhielt, entstanden bereits im 16. Jahrhundert. Ab 1723 baute sie August der Starke zur Schatzkammer aus. Drei der acht Räume aus dem 18. Jahrhundert waren den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg 1945 zum Opfer gefallen. Die Roten Armee beschlagnahmte die ausgelagerten Kostbarkeiten und brachte sie nach Moskau. Erst 13 Jahre später kehrte die Sammlung zurück. Wegen Platzmangels konnte aber lange nur ein Teil gezeigt werden.

Grüner Diamant derzeit in New York

In die Wiederherstellung der Räume in ihrer barocken Fassung – vom Bernsteinzimmer über den Pretiosensaal bis zum Juwelenzimmer – investierte Sachsen 45 Millionen Euro. Seit der Wiedereröffnung im September 2006 gehört es zu den Besuchermagneten der Stadt. Heute wird die Schatzkammer in zwei Abteilungen präsentiert. Der historische Teil befindet sich im Erdgeschoß des Residenzschlosses in den authentisch wiederhergestellten Räumen der Sammlung. Einen Stock weiter oben zeigt das Neue Grüne Gewölbe besondere Einzelstücke.

Eines der wertvollsten Stücke des Grünen Gewölbes wird derzeit im Metropolitan Museum of Art in New York ausgestellt – der Grüne Diamant. Das Hutschmuckstück mit dem einzigartigen Stein von 41 Karat und natürlicher Färbung gilt als spektakulärste Leihgabe der Ausstellung „Making Marvels: Science and Splendor at the Courts of Europe“ des Metropolitan Museum of Art.