Ein Bulldozer bei Aufräumarbeiten in Albanien
AP/Hektor Pustina
Mehrere Tote in Albanien

Bebenschäden in Hafenstadt am größten

Nach dem Erdbeben in Albanien ist die Zahl der Toten auf mindestens 20 gestiegen. Das bestätigte das Verteidigungsministerium am Dienstag. Zudem seien mehr als 600 Verletzte behandelt worden. Am schwersten wurden die Hafenstadt Durres und ihre Umgebung an der Adria-Küste getroffen. Zahllose Menschen werden unter den Trümmern vermutet.

Rettungskräfte suchten in Trümmern nach Verschütteten. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sprach von „erheblichen Schäden“. Das Ministerium schickte 300 Soldaten nach Durres und Thumana, um bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten zu helfen. Ministerpräsident Edi Rama fuhr in die Stadt, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Von Anrainern und Anrainerinnen gepostete Videos im Internet zeigten eingestürzte Gebäude in der Stadt. Menschen seien in Panik aus ihren Häusern gelaufen, hieß es. Auch in der Hauptstadt Tirana brach Panik aus, auch dort rannten zahlreiche Menschen auf die Straße.

Das Zentrum des Bebens, das sich in den frühen Morgenstunden ereignete, lag etwa 34 Kilometer nordwestlich von Tirana in einer Tiefe von rund zehn Kilometern, wie das Erdbebenzentrum EMSC mitteilte. Das Beben hatte die Stärke 6,4. EMSC zufolge gab es mehrere Nachbeben, darunter eines der Stärke 5,3.

Beschädigtes Haus in Albanien
AP/Hektor Pustina
Die Zerstörung ist in Durres und der Umgebung der Hafenstadt am größten

Auch Bosnien-Herzegowina von Beben erschüttert

Die Erschütterungen waren örtlichen Medien zufolge auf der gesamten Balkan-Halbinsel zu spüren, unter anderem in Sarajevo und der fast 700 Kilometer entfernten serbischen Stadt Novi Sad. Auch in Süditalien soll das Beben zu spüren gewesen sein.

Helfer auf einem zerstörten Gebäude
APA/AFP/Gent Shkullaku
Trümmer eines eingestürzten Hauses in Albanien werden nach möglichen Opfern durchsucht

Nach einer Reihe von Erdbeben in Albanien wurde auch Bosnien-Herzegowina am Dienstag von einem Erdbeben erschüttert. Dieses ereignete sich um 10.20 Uhr und hatte eine Stärke von 5,2. Das Internetportal Klix.ba meldete, dass das Epizentrum des Erdbebens bei Nevesinje auf dem Gebiet von Herzegowina etwa 77 Kilometer südlich von Sarajevo lag. Viele Menschen, darunter auch in der Stadt Mostar, hätten in Panik ihre Häuser verlassen, berichtete das Internetportal.

Verschüttetes Auto
AP/Hektor Pustina
In Albanien werden die Schäden begutachtet

Breite Hilfe für Albanien

Die Polizei in Albanien stellte 1.900 Personen ab, um die Suche nach Verschütteten voranzutreiben. Die Europäische Union aktivierte ihren Katastrophenschutzmechanismus. Such- und Rettungsmannschaften aus Italien, Griechenland und Ungarn seien bereits auf dem Weg, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit.

„Die Europäische Union steht Albanien in dieser schwierigen Zeit zur Seite. Such- und Rettungsteams aus Italien, Griechenland und Rumänien sind bereits unterwegs“, so Christos Stylianides, Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement, in Brüssel. Darüber hinaus hätten bisher Ungarn, Deutschland, Kroatien, Frankreich, Estland, Tschechien und die Türkei Unterstützungsangebote gemacht.

Mit dem Copernicus-System werden Satellitenbilder der betroffenen Gebiete erstellt. Das 24-Stunden-Notfall-Koordinierungszentrum der EU steht mit den albanischen Behörden in Kontakt und überwacht die Situation weiterhin. Zusätzliche EU-Mittel sind vorhanden, falls sie benötigt werden. Die EU wird auch ein Katastrophenschutzteam einsetzen, um die Behörden bei der Einsatzkoordination und der Bewertung des Schäden zu unterstützen.

Spendenmöglichkeit

  • Caritas: BAWAG PSK, IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004, Kennwort: Erdbeben Albanien
  • Rotes Kreuz: Erste Bank, IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144, Kennwort: Erdbeben Albanien
  • Arbeiter-Samariter-Bund: UniCredit Bank Austria, IBAN: AT04 1200 0513 8891 4144, Kennwort: Erdbeben Albanien

Balkan-Länder schicken Rettungsteams

Aus Nordmazedonien wird ein Rettungsteam nach Durres entsandt. Nach Worten des Bürgermeisters von Skopje, Petre Silegov, sei das mit seinem Amtskollegen in Tirana vereinbart worden. Das nordmazedonische Rettungsteam werde mit Thermodrohnen ausgerüstet sein, um bei der Suche nach Überlebenden unter den Trümmern zu helfen, sagte Silegov laut nordmazedonischen Medienberichten. Die nordmazedonische Hauptstadt Skopje war selbst im Juli 1963 von einem starken Erdbeben erschüttert worden. Mehr als 1.000 Menschen starben damals. Ein Großteil der Wohnungen in der Hauptstadt der damaligen jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien wurde zerstört.

Die amtierende kosovarische Regierung beschloss derweil in ihrer Sitzung am Dienstag, den albanischen Behörden Finanzhilfe in Höhe von 500.000 Euro bereitzustellen. Das bestätigte ein Berater des Finanzministers, Bedri Hamza, gegenüber Medien in Prishtina. Nach Albanien wurde bereits in den Morgenstunden eine 110 Mann starke Polizeieinheit entsandt, die bei der Suche nach Vermissten behilflich sein soll. Der amtierende Verteidigungsminister Rrustem Berisha bestätigte dem TV-Sender RTK unterdessen, dass nach Albanien auch ein Rettungsteam der kosovarischen Streitkräfte geschickt wurde.

Hunderte Gebäude im September beschädigt

Bei einer Serie schwächerer Erdbeben in Albanien waren im September mehr als hundert Menschen verletzt und Hunderte Gebäude beschädigt worden. Die Angaben zur Stärke dieser Beben lagen zwischen 4,4 und 5,8. Das Verteidigungsministerium sprach daraufhin vom schwersten Erdbeben in Albanien seit Jahrzehnten. Es war auch in den Nachbarländern Montenegro und Nordmazedonien zu spüren gewesen.

Schweres Erdbeben in Albanien

Albanien wurde von dem wohl schwersten Erdbeben seit Jahrzehnten erschüttert. Mehrere Menschen starben, Häuser wurden teils schwer beschädigt. (Videoquelle: APTN)

Der Mittelmeer-Raum gehört zu den aktivsten Erdbebenregionen Europas. Albanien ist dort eines von vielen Küstenländern und hat knapp drei Millionen Einwohner.