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AP/Transport for NSW
Australien

Spezialkamera blitzt Handysünder am Steuer

Smartphones am Steuer gehören zu den großen Unfallrisiken. Der australische Bundesstaat New South Wales geht nun mit Hightech dagegen vor: Seit Sonntag sind dort spezielle Blitzer im Einsatz, die erkennen, ob Autofahrerinnen und Autofahrer ihr Handy am Steuer benützen. Die Verkehrsbehörde hofft, dass die Zahl der Verkehrstoten damit binnen zwei Jahren um ein Drittel reduziert werden kann.

Es ist der weltweit erste dauerhafte und flächendeckende Einsatz solcher Kameras. Laut der zuständigen Behörde Transport for NSW machen die Blitzer zwei Fotos: eines vom Nummernschild und eines durch die Frontscheibe. Eine „künstliche Intelligenz“ soll anschließend erkennen, ob ein Smartphone am Steuer verwendet wurde. Die so vorsortierten Bilder sollen noch einmal von einem Menschen kontrolliert werden.

Die Kameras sind laut der Behörde bei Tag und Nacht sowie bei jedem Wetter einsatzfähig. Insgesamt werden 45 fixe sowie mobile Geräte eingesetzt – ihr Standort bleibt freilich geheim. Die Kameras wurden zwischen Jänner und Juli getestet, wobei laut Transport for NSW insgesamt 8,5 Millionen Fahrzeuge gescannt wurden. Dabei habe man 100.000 Fahrerinnen und Fahrer entdeckt, die am Steuer mit ihrem Smartphone hantiert hätten.

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Wenn der Beifahrer lenkt: Eines der Fotos aus dem Testlauf

Fotos ohne Smartphone werden gelöscht

In den kommenden drei Monaten sollen Handysünder vorerst nur per Brief ermahnt werden. Anschließend drohen bei Verstößen aber 344 australische Dollar (ca. 211 Euro) Strafe. Datenschutzbedenken begegnete die Behörde mit dem Argument, die Fotos würden „sicher aufbewahrt und verarbeitet“ werden. Zudem würden all jene Fotos, auf denen kein Smartphone zu sehen ist, binnen einer Stunde gelöscht werden.

Im Vorfeld hatte laut einem Bericht des „Guardian“ ein parlamentarisches Kommitee gewarnt, dass der Einsatz der Spezialkameras zu einer Überlastung der Gerichte führen könnte. Zahlreiche Ertappte könnten versuchen, ihre Strafe anzufechten, indem sie behaupten, dass das Objekt in ihren Händen gar kein Smartphone sei. Die Behörde wies das zurück: Die Bildqualität der Kameras sei gut genug, um eindeutige Beweise zu erbringen.

„Will, dass sich Verhalten ändert“

Außerdem sollten die Kameras sollen für eine „neue Kultur“ hinter dem Steuer sorgen. „Ich will, dass sich dieses Verhalten ändert, und das sofort. Hierbei geht es nicht um Einnahmen durch Strafzettel – es geht darum, Leben zu retten“, so der Verkehrsminister von New South Wales, Andrew Constance, laut dem australischen Nachrichtenportal 9News. Schätzungen der Regierung zufolge gab es zwischen 2012 und 2018 auf den Straßen von New South Wales 158 Todesopfer, deren Unfall im Zusammenhang mit Ablenkung durch ein Handy stand.

Seit Oktober werden ähnliche Kameras übrigens auch in den Niederlanden getestet. Es ist das erste Land in Europa mit entsprechenden Plänen. Ein Problem sind Smartphones am Steuer aber auch hierzulande: Laut einer von der ASFINAG in Auftrag gegebenen Studie aus dem Jahr 2017 nutzt jeder Zehnte während der Fahrt das Handy ohne Freisprecheinrichtung. 44 Prozent der 1.000 Befragten schlossen zudem das Hantieren mit dem Smartphone während der Fahrt grundsätzlich nicht aus. Jeder Dritte gab weiters zu, gefilmt oder fotografiert zu haben.

Allerdings passiert auch mehr als ein Drittel der Unfälle durch Ablenkung. Sie ist damit noch vor Übermüdung, zu hohem Tempo und zu wenig Abstand unangefochter Risikofaktor und Unfallursache Nummer eins bei tödlichen Verkehrsunfällen. 2017 starben auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen 56 Personen. Durch Unachtsamkeit oder Ablenkung ereigneten sich 17 tödliche Unfälle, bei denen 19 Menschen ums Leben kamen. „Zwei Sekunden abgelenkt bei Tempo 130 sind fast 80 Meter im Blindflug“, hieß es bei der Präsentation der Achtsamkeitskampagne „Hallo Leben“.