Milan Kundera erhielt tschechische Staatsbürgerschaft zurück

Der in Frankreich lebende Schriftsteller tschechischer Abstammung Milan Kundera (90), der seit seiner Emigration nur beschränkte Kontakte mit seiner früheren Heimat hielt und Übersetzungen seiner Bücher in tschechische Sprache nicht erlaubte, hat die tschechische Staatsbürgerschaft nach 40 Jahren zurückerhalten.

Der tschechische Botschafter in Paris, Petr Drulak, hat ihm das zuständige Dokument in der vergangenen Woche in der Pariser Wohnung Kunderas übergeben, berichtete die tschechische Tageszeitung „Pravo“ (Dienstag-Ausgabe). Kundera habe ein Angebot von Premier Andrej Babis angenommen, so Drulak.

Babis sei im Laufe seines Besuches in Paris im November 2018 bei einem Mittagessen mit Kundera zusammengetroffen und habe ihn gefragt, warum er nicht tschechischer Staatsbürger sei. Kundera habe damals darauf noch nicht reagiert, sagte der Diplomat.

1975 nach Frankreich emigriert

Kundera, einst Mitglied der kommunistischen Partei, fiel nach dem Warschauer-Pakt-Einmarsch in die Tschechoslowakei 1968 in Ungnade. Er lebt seit 1975 in Frankreich, wo er später an den Universitäten in Rennes und Paris lehrte. 1979 wurde ihm die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft entzogen, 1981 erhielt er dann die französische. Seit 1993 schreibt Kundera seine Bücher in französischer Sprache.

Mit Tschechien pflegt Kundera kaum Kontakte, nur mit einem Kreis von dortigen Freunden, in seine frühere Heimat reist er nur selten und inkognito. 2008 tauchten in Medien Spekulationen auf, wonach Kundera einst einen antikommunistischen Aktivisten bei der Polizei angezeigt haben soll. Kundera wies die Vorwürfe strikt zurück.

Der Schriftsteller wurde bekannt durch „Das Buch der lächerlichen Liebe“ (1969). Sein kommerziell erfolgreichstes Buch ist „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ (1984), das auch verfilmt wurde.