US-Präsident Trump
APA/AFP/Adrian Dennis
Reaktion auf Video?

Trump verlässt NATO-Gipfel ohne PK

US-Präsident Donald Trump ist zum Abschluss des NATO-Gipfels in Großbritannien nicht wie ursprünglich geplant vor die Presse getreten. Vielmehr informierte Trump am Mittwoch über Twitter über seine Abreise nach Washington.

Man werde keine Pressekonferenz machen, „weil wir schon so viele in den vergangenen zwei Tagen gemacht haben“, begründete Trump seine Entscheidung. Abschließend wünschte er allen Gipfelteilnehmern „eine sichere Reise“. Offen bleibt, ob Trump damit auf ein zuvor vieldiskutiertes Video reagierte, in dem sich Gipfelteilnehmer möglicherweise über seine langen Auftritte vor der Presse lustig machen.

Auf den am Mittwoch millionenfach angeklickten Aufnahmen sind der kanadische Regierungschef Justin Trudeau, Großbritanniens Premier Boris Johnson und der französische Präsident Emmanuel Macron am NATO-Gipfel in London zu sehen, wie sie sich Beobachtern zufolge wohl über Trump unterhalten.

„Sind Sie deshalb zu spät gekommen?“

Dabei ist das Gespräch sehr schlecht zu verstehen und der Zusammenhang ziemlich undurchsichtig. Zu sehen ist ein lachender Johnson, der Macron fragt: „Sind Sie deshalb zu spät gekommen?“ – Darauf schaltet sich ein gut gelaunter Trudeau ein: „Er war zu spät dran, weil er eine 40-minütige Extra-Pressekonferenz eingelegt hat.“

Nach einem Schnitt sagt Trudeau: „Ich habe gesehen, wie seinem Team die Kinnlade auf den Boden gefallen ist.“ Dazu macht Trudeau eine entsprechende Geste. Auch der niederländische Regierungschef Mark Rutte und die Tochter von Queen Elizabeth II., Prinzessin Anne, beteiligten sich an der Unterhaltung.

Lästern Macron, Johnson und Trudeau über Trump?

Bei der Eröffnung des NATO-Gipfels in Großbritannien dürften einige Staats- und Regierungschefs über US-Präsident Donald Trump gelästert haben. (Videoquelle: APTN)

Was Johnson und Trudeau genau meinten, blieb unklar. Der Name des US-Präsidenten ist nicht zu hören. Die Aussagen wurden jedoch als Anspielung auf eine Pressekonferenz von Trump und Macron vor dem NATO-Gipfel interpretiert, die Trump spontan ausdehnte und bei der Streit zwischen beiden deutlich wurde. Macron hatte der NATO vor Wochen den „Hirntod“ bescheinigt. Trump hatte das scharf kritisiert.

„Sehr netter Kerl“, aber …

Trump wurde am Mittwoch bei einem Treffen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel am Rande des NATO-Gipfels auf den Clip und Trudeaus Kommentare angesprochen. Trudeau habe zwei Gesichter, sagte Trump dazu. Der kanadische Regierungschef sei ein „sehr netter Kerl“. Aber Trudeau sei wohl nicht glücklich darüber, dass er (Trump) ihn wegen zu niedriger Rüstungsausgaben Kanadas kritisiert habe.

Auch Johnson wurde bei einer Pressekonferenz darauf angesprochen. Auf die Frage einer Journalistin, ob er Trump nicht ernst nehme, sagte er: „Das ist kompletter Unsinn. Ich weiß nicht, wo das herkommt.“

„Großartige Fortschritte“

So wie andere Gipfelteilnehmer betrachtete auch Trump den von reichlich Turbulenzen begleiteten Gipfel am Mittwoch als Erfolg. Die NATO „habe großartige Fortschritte“ gemacht, so Trump, dem zufolge es sein Verdienst sei, dass die NATO-Partner nun mehr Geld für ihre Verteidigung ausgeben wollen. Das Verteidigungsbündnis werde stärker als je zuvor sein, twitterte der US-Präsident. In der Vergangenheit hatte er die NATO schon einmal als „obsolet“ bezeichnet.

Gemeinsame Abschlusserklärung beim NATO-Gipfel

In London ist am Mittwoch der Gipfel zum 70-jährigen Bestehen der NATO zu Ende gegangen. Trotz vieler Differenzen haben sich die Mitgliedsländer auf eine gemeinsame Abschlusserklärung geeinigt.

Die NATO-Partner einigten sich zuvor auf eine gemeinsame Abschlusserklärung. Darin erneuern die Verbündeten ihre gegenseitige Beistandsverpflichtung und heben auch die Bedeutung der „transatlantischen Bindung zwischen Europa und Nordamerika“ hervor. In der Londoner Erklärung erkennen die NATO-Partner erstmals auch die „Herausforderungen“ durch das stärker werdende China an, ohne das aber als Bedrohung einzustufen.

Die Allianz sei „mit unterschiedlichen Bedrohungen und Herausforderungen konfrontiert“, heißt es in dem Text. Genannt werden explizit „die aggressiven Aktionen Russlands“ und „der Terrorismus in all seinen Formen“. Mit Russland soll der Dialog aber fortgeführt werden.