Proteste im Iran: US-Regierung spricht von rund 1.000 Toten

Nach Angaben der US-Regierung haben iranische Sicherheitskräfte bei den jüngsten Protesten der Opposition möglicherweise mehr als 1.000 Menschen getötet. Wegen der Abschaltung des Internets sei es schwierig, eine exakte Opferzahl zu ermitteln, erklärte heute der Sondergesandte des Außenministeriums für den Iran, Brian Hook.

Tausende Festnahmen

„Wir wissen sicher, dass es viele, viele Hundert waren.“ Viele Tausende seien verletzt und rund 7.000 Demonstranten festgenommen worden. Die US-Regierung fordere die sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen, sagte Hook.

Auch die exiliranische Oppositionsbewegung Nationaler Widerstandsrat Iran (NWRI/Volksmujaheddin) berichtete in einer der APA übermittelten Stellungnahme, es habe während der Proteste in 189 Städten mehr als 1.000 Tote, darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche, gegeben.

Feuer auf Demonstranten eröffnet

Die US-Regierung hatte die Iraner angesichts der Unterdrückung der Proteste aufgefordert, über eine sichere Kommunikationsplattform Berichte, Videos und Fotos, die Menschenrechtsverletzungen zeigen, an das Außenministerium zu schicken. Bisher habe es rund 3.000 Einsendungen gegeben, die es der Regierung ermöglichten, das Ausmaß der Unterdrückung besser einzuschätzen, sagte Hook.

In einem Fall hätten Soldaten der Revolutionsgarden mit automatischen Gewehren das Feuer auf Demonstranten eröffnet, die vor den Sicherheitskräften geflohen waren, schilderte er. Dabei seien mindestens 100 Menschen ums Leben gekommen. Auch aus Teheran gebe es Bericht über Hunderte Tote.

„Schlimmste politische Krise für das Regime seit 40 Jahren“

Die jüngsten Proteste seien die „schlimmste politische Krise für das Regime seit 40 Jahren“, sagte Hook. Die regierenden Ajatollahs hätten die Unterstützung großer Bevölkerungsteile längst verloren.

Im Iran waren Mitte November landesweite Proteste gegen eine von der Regierung angeordnete Erhöhung der Benzinpreise und die Rationierung von Kraftstoff ausgebrochen. Sicherheitskräfte gingen gewaltsam dagegen vor. Dabei kamen Amnesty International zufolge 208 Menschen ums Leben. Es soll rund 1.000 Festnahmen gegeben haben. Der Iran hat außerhalb des Landes veröffentlichte Opferzahlen zurückgewiesen.