Polen bekräftigt Kaufinteresse an Überresten von KZ Gusen

Die polnische Botschaft in Wien hat am Dienstag bestätigt, dass Warschau Interesse habe, eine „Initiative zu ergreifen, die Grundstücke auf denen sich die Überreste“ des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen befinden, „von privaten Besitzern abzukaufen“. Polen lade andere Herkunftsländer der Opfer sowie europäische und internationale Institutionen ein, sich dieser Initiative anzuschließen.

In Gusen solle dann ein angemessener und würdiger Erinnerungsort „nach – in diesem Bereich geltenden – internationalen Standards“ geschaffen werden. Die polnische Initiative gehe „auf die tiefe Besorgnis über die mangelnden Fortschritte und die Aufschiebung der Entscheidung der österreichischen Behörden zurück“, hieß es in der Aussendung.

Die Frage des Kaufs von Grundstücken und Lagerüberresten, vor allem zur Erhaltung dieser historischen Zeugnisse für zukünftige Generationen, werde seit Jahrzehnten ohne sichtbare Ergebnisse diskutiert.

Premier brachte Kauf ins Spiel

Dass Polen die Überreste des ehemaligen KZs kaufen möchte, kündigte der polnische Premier Mateusz Morawiecki am Freitag bei einem gemeinsamen Besuch mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel im früheren NS-Vernichtungslager Auschwitz an.

Im September hatten bereits ehemalige polnische Überlebende des einstigen KZ-Komplexes an die österreichischen Behörden appelliert, die Überreste des Lagers Gusen von den jetzigen Privatbesitzern zu kaufen.

Im Konzentrationslager Gusen, einem Außenlager des KZ Mauthausen, hielten die Nationalsozialisten bis zur Befreiung durch die Alliierten 1945 mindestens 71.000 Menschen aus 27 Nationen gefangen, darunter viele Polen. Mehr als die Hälfte der Häftlinge kam zu Tode.