Ungarischer Bildhauer Imre Varga mit 96 Jahren gestorben

Imre Varga, Ungarns bedeutendster zeitgenössischer Bildhauer, ist 96-jährig gestorben. Der Künstler erlag gestern einer langen Krankheit, teilte die Ungarische Kunstakademie (MMA), der er angehört hatte, gestern in Budapest mit. Mit seinen monumentalen Denkmälern war Varga – unter wechselnden Regierungssystemen – im öffentlichen Raum Ungarns präsent wie kein anderer Bildhauer.

An der Kunstakademie in Budapest, an der er von 1950 bis 1956 studierte, erhielt Varga eine solide Ausbildung auf klassizistisch-realistischer Grundlage. Im Laufe seines Schaffens lotete er die Möglichkeiten dieser Stilrichtung aus und gab ihr neue Impulse

Anfänge beim sozialistischen Realismus

Ausgehend von der damals geforderten Ästhetik des sozialistischen Realismus schuf Varga zunächst Denkmäler in diesem Sinne, darunter das Lenin-Denkmal im südungarischen Mohacs (1974). Doch so, wie sich die Strenge der kommunistischen Kulturfunktionäre lockerte, fiel Varga durch entheroisierende, eher nachdenklich stimmende Kompositionen auf.

Sein 1986 in Budapest errichtetes Denkmal für Bela Kun, den Führer der kurzlebigen kommunistischen Räterepublik von 1919, ist eine Metallskulptur von ungewöhnlich expressionistischer Dynamik. Sie zeigt nicht nur den später in der Sowjetunion ermordeten Kun, sondern viele bürgerliche Personen, die ihrerseits Opfer des Kommunismus in Ungarn wurden.