EU-Projekt rückt ältere weibliche Gewaltopfer in Fokus

Ältere Frauen sind häufig von Gewalt betroffen. Darauf wies der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) heute hin und gab den Start eines neuen Projekts auf EU-Ebene namens „MARVOW“ bekannt. Dabei geht es laut AÖF um „multiinstitutionelle Zusammenarbeit bei der Unterstützung von von Gewalt betroffenen älteren Frauen“ (AÖF) in Österreich, Estland, Griechenland und Deutschland.

Den Autonomen Frauenhäusern zufolge berichteten in der FRA-Umfrage aus dem Jahr 2014 fünf Prozent der über 50-jährigen Frauen in der EU von körperlicher und/oder sexueller Gewalt, drei Prozent gaben an, häusliche Gewalt von ihrem Partner erfahren zu haben.

19 Prozent aller Frauen über 60 Jahre haben ab ihrem 15. Lebensjahr Gewalt in der Partnerschaft erlebt. Bei 17 Prozent sei die Gewalt nicht vom Partner ausgegangen. Aber nur 14 Prozent meldeten den schwersten Vorfall bei der Polizei. Die Anzahl der nicht gemeldeten Fälle werde viel höher eingeschätzt.

Ältere Betroffene verwundbarer als junge

Laut AÖF sind ältere Betroffene verwundbarer als jüngere. Ältere Frauen seien aus mehreren Gründen einem höheren Gewaltrisiko ausgesetzt: Weil sie alt seien, weiblich, häufig von jahrelanger Partnergewalt betroffen, lebenslang mit verschiedenen Formen von Gewalt konfrontiert, spezifischen und vielschichtigen Nachteilen ausgesetzt. Hinzu komme die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Partner, besonders wenn sie bereits pflegebedürftig sind.

„MARVOW“ soll das erste multiinstitutionelle Modell für ältere Gewaltopfer und Gewalttäter gegen ältere Frauen entwickeln. Die Idee ist, Fallkonferenzen für ältere Opfer durchzuführen. Ziel ist es laut AÖF, ein Kooperationsnetzwerk aus verschiedenen Zielgruppen wie zum Beispiel Altenpflegedienste, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, Gesundheitsdienstleistern, Polizei und Opferschutzgruppen zu schaffen.

Die Teilnehmenden erhalten Schulungen zum Thema, tauschen bewährte Verfahren aus und entwickeln gemeinsame Lösungen für häufig auftretende Probleme. In Österreich wird „MARVOW“ in Salzburg, Wels, Linz und in Amstetten/St. Pölten umgesetzt.