Indien: Neue Proteste gegen Staatsbürgerschaftsgesetz

In Indien haben sich die Proteste gegen ein umstrittenes Staatsbürgerschaftsgesetz auf weitere Regionen ausgeweitet. Begonnen hatten sie im Nordosten des Landes, heute gingen auch in Neu-Delhi, Amritsar, Kolkata, Kerala und im Bundesstaat Gujarat Menschen auf die Straße. In der Hauptstadt Neu-Delhi ging die Polizei mit Schlagstöcken und Tränengas gegen Hunderte Studierende vor, wie im Fernsehen zu sehen war.

In Gauhati im nordöstlichen Bundesstaat Assam waren gestern nach Angaben von Ärzten bei Demonstrationen zwei Menschen erschossen worden. Insgesamt wurden 26 Menschen mit Schusswunden ins Krankenhaus eingeliefert. Nach gewaltsamen Demonstrationen am Vortag versammelten sich tags darauf erneut mehrere tausend Menschen zu friedlichen Protesten in der Stadt.

Im Bundesstaat Meghalaya sperrten die Behörden das mobile Internet und verhängten in Teilen der Hauptstadt Shillong eine Ausgangssperre. Rund 20 Menschen wurden Berichten zufolge bei Zusammenstößen verletzt.

Kritiker: Gesetz diskriminiert Muslime

Das indische Oberhaus hatte am Mittwoch ein umstrittenes Gesetz verabschiedet, das Hunderttausenden Einwanderern die Staatsbürgerschaft ermöglicht – nur Muslime sind ausgeschlossen. Das Gesetz gewährt Angehörigen religiöser Minderheiten aus Bangladesch, Pakistan und Afghanistan, die vor 2015 ohne gültige Papiere ins Land kamen, die Staatsbürgerschaft.

Kritiker werfen der hinduistisch-nationalistischen Partei BJP von Premierminister Narendra Modi vor, die 200 Millionen Muslime im Land zu diskriminieren. Die Proteste im Nordosten Indiens richten sich allerdings nicht gegen den Ausschluss von Muslimen, sondern gegen die vereinfachten Zugangsmöglichkeiten für hinduistische Einwanderer aus Bangladesch.