Mutter hilft ihrer Tochter bei Hausaufgaben für die Schule
Getty Images/Kerkez
Kinderbetreuung

Frauen tragen weiter Hauptlast

Geht es um die Kinderbetreuung, dann sind es nach wie vor die Frauen, die beruflich weit stärker zurückstecken. Das geht aus einer Mitte Dezember veröffentlichten Studie der Statistik Austria für das Jahr 2018 hervor. Während 39 Prozent der Frauen als Auswirkung die Reduktion ihrer Erwerbsarbeit nannten, waren es nur fünf Prozent der Männer.

Dass ihre Arbeitssituation durch die Kinderbetreuung beeinflusst wurde, gaben laut der Studie fast zwei Drittel der Frauen mit unter 15-jährigen Kindern an. Damit wurde die Erwerbstätigkeit der Mütter rund viermal so häufig beeinflusst wie bei Vätern (15 Prozent). Der Einfluss von Betreuungspflichten auf die Erwerbstätigkeit hing mit dem Alter des jüngsten Kindes zusammen – die Geschlechterunterschiede sind auch hier groß.

War das jüngste Kind unter zwei Jahre alt, so gaben 78 Prozent der Mütter und 18 Prozent der Väter an, dass die Betreuungspflichten Auswirkungen auf das Ausmaß ihrer aktuellen Erwerbstätigkeit hatten. Dieser Anteil sank bei Müttern von Kindern im Volksschulalter auf knapp über 60 Prozent (Väter 13 Prozent) und schließlich auf 42 Prozent (Väter acht Prozent), wenn das jüngste Kind zwischen zehn und 14 Jahre alt war. Je älter das jüngste Kind war, desto mehr Frauen waren wieder vollzeiterwerbstätig.

Betreuungsangebote vereinfachen Wiedereinstieg

Von den eineinhalb Millionen Eltern mit Betreuungspflichten nahmen gut die Hälfte Kinderbetreuungsangebote wie beispielsweise Kindergärten, Krippen, Tageseltern oder Nachmittagsbetreuung in Anspruch. Mütter, die Kinderbetreuungseinrichtungen nutzten, kehrten früher auf den Arbeitsmarkt zurück und waren auch früher vollzeiterwerbstätig als Mütter, die kein Betreuungsangebot nutzten.

Grafik zur Kinderbetreuung
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Statistik Austria

Mütter, deren jüngstes Kind zwischen ein und zwei Jahre alt war und die für alle Kinder eine Kinderbetreuung in Anspruch nahmen, waren knapp doppelt so häufig aktiv erwerbstätig wie Mütter, die keine Kinderbetreuung nutzten (60 bzw. 35 Prozent). Bei Vätern dagegen bestand diesbezüglich kein Unterschied (91 bzw. 90 Prozent).

Jobwechsel für viele keine Option

Väter waren, unabhängig vom Alter des jüngsten Kindes und von der Nutzung von Kinderbetreuungseinrichtungen, generell überwiegend vollzeiterwerbstätig. Mit Erreichen des Volksschulalters des jüngsten Kindes bestand auch bei Müttern mit oder ohne Kinderbetreuung kaum noch ein Unterschied in der Erwerbsbeteiligung.

Andere Möglichkeiten, um Beruf und Familie besser zu vereinbaren, wie etwa ein Wechsel des Arbeitgebers, ein Wechsel zu weniger anspruchsvollen Aufgaben oder Veränderungen, um mehr Geld zu verdienen, wurden sowohl von Männern als auch von Frauen eher selten in Anspruch genommen.

Befragt nach den beiden häufigsten Vereinbarkeitsproblemen zwischen Beruf und Familie, nannten Väter am häufigsten lange sowie unvorhersehbare oder ungünstige Arbeitszeiten. Bei Müttern, die überwiegend teilzeiterwerbstätig waren, stellten hingegen unvorhersehbare oder ungünstige Arbeitszeiten häufiger ein Vereinbarkeitsproblem dar als lange Arbeitszeiten. Unter vollzeiterwerbstätigen Müttern und Vätern waren lange Arbeitszeiten gleichermaßen für Männer und Frauen die am häufigsten genannte Schwierigkeit.

Frauen auch bei Pflege stärker involviert

Auch bei Pflege- und Hilfsleistungen gegenüber pflegebedürftigen Angehörigen waren Frauen in einem höheren Ausmaß involviert als Männer. Insgesamt betreuten rund 400.000 Personen, davon rund 242.000 Frauen und somit 154.000 Männer im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, pflegebedürftige Angehörige. Der Anteil von Personen mit Betreuungsaufgaben gegenüber Angehörigen erhöhte sich mit zunehmendem Alter und war unter den 55- bis 64-Jährigen am größten.

SPÖ will Kinderbetreuung ausbauen

„Wir müssen rasch dafür sorgen, dass beide Eltern ganztägig berufstätig sein können. Dafür braucht es mehr Kinderbetreuungsplätze vor allem auch für die unter Dreijährigen und Öffnungszeiten, die mit einem Ganztagsjob vereinbar sind“, so die SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek in einer Aussendung. Die SPÖ fordert einen Rechtsanspruch auf einen ganztägigen kostenfreien Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr.

„Halbe-halbe sieht anders aus“, kommentierte die Nationalratsabgeordnete der Grünen, Meri Disoski, die Studie. „Unser Ziel ist eine geschlechtergerechte Umverteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit und eine schrittweise Reduktion der Arbeitszeit, um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mehr Freizeit und die Aufwertung der Bezahlung von teilzeitarbeitenden Frauen zu ermöglichen“, sagt Disoski weiter.

NEOS fordert individuelle, gleichberechtigte Karenzansprüche für Mütter und Väter, bei denen die vollen Leistungen nur ausgezahlt werden, wenn beide Elternteile gleich lange in Karenz gehen, einen massiven Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen und einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag. „Österreich ist fest in traditionellen Rollenbildern verhaftet, unbezahlte Sorge- und Betreuungsarbeit fällt weiterhin zum großen Teil Frauen zu“, sagte NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter.