Logos von Peugeot und Fiat
Reuters/Regis Duvignau
50-Mrd.-Dollar-Fusion

PSA und Fiat Chrysler wollen in die Topriege

Nach wochenlangen Verhandlungen haben Peugeot (PSA) und Fiat Chrysler ihre 50 Milliarden Dollar schwere Fusion beschlossen. Das teilten die Unternehmen am Mittwoch mit. Die Konzerne wollen sich zum viertgrößten Autohersteller der Welt zusammenschließen. Der Zusammenschluss soll in den kommenden zwölf bis 15 Monaten abgeschlossen werden.

Zu Standortschließungen werde die Fusion nicht führen, versicherten die Unternehmen. Sie hatten sich bereits Ende Oktober auf offizielle Fusionsgespräche verständigt und damit Wirbel in der Branche ausgelöst. Der Zusammenschluss muss noch von Wettbewerbsbehörden genehmigt werden.

Die Branche steht unter einem enormen Druck, und der Schulterschluss der Hersteller ist deshalb kein Zufall. Autokonzerne müssen Milliarden in autonome Autos und Elektromobilität investieren. Fiat Chrysler hat zudem besondere Probleme. Denn der Hersteller hatte unter der Führung des verstorbenen Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Dodge Ram in den USA erfolgreich.

Konzern will 8,7 Mio. Fahrzeuge pro Jahr absetzen

Der neue Konzern nimmt sich vor, 8,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr abzusetzen. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund wären größer als der neue Autogigant. Der neue Konzern käme zudem auf einen Jahresumsatz von knapp 170 Mrd. Euro und einen jährlichen Betriebsgewinn von mehr als elf Mrd. Euro – ohne die Marken der Zulieferer Magneti Marelli und Faurecia. Beschäftigt werden nach früheren Angaben des französischen Wirtschafts- und Finanzministeriums rund 400.000 Menschen.

PSA umfasst die Marken Peugeot, DS, Citroen und Opel. Fiat Chrysler produziert unter anderem die Marken Fiat, Alfa Romeo, Chrysler, Dodge und Jeep. Opel gehört seit gut zwei Jahren zu PSA und wird mit harter Hand auf Effizienz und Gewinne getrimmt.

PSA-Chef soll an Konzernspitze stehen

Im neuen Unternehmen wird ein Zusammenschluss „unter Gleichen“ mit einem ausgewogen besetzten Vorstand angestrebt. PSA-Chef Carlos Tavares (61) wird Vorstandsvorsitzender. Der Portugiese hat sich als Sanierer sowohl bei Peugeot als auch bei der Tochter Opel einen Namen gemacht. So wird Opel von den Franzosen auf Effizienz getrimmt und arbeitet wieder profitabel, beschäftigt aber deutlich weniger Mitarbeiter.

PSA-Chef Carlos Tavares
Reuters/Christian Hartmann
Der Portugiese Carlos Tavares ist seit 2014 PSA-Chef. Zuvor arbeitete er bei Nissan in den USA und bei Renault.

Der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann (43) übernimmt diese Rolle auch in dem neuen Unternehmen. Er ist der Enkel das legendären Fiat-Bosses Gianni Agnelli (1921–2003) und Ururenkel des Fiat-Gründers Gianni Agnelli senior (1866–1945). Das italienische Traditionsunternehmen war 2014 in Fiat Chrysler Automobiles aufgegangen.

Nur Vorteile?

Mit der Fusion sollen Spareffekte von 3,7 Mrd. Euro erzielt werden, ohne eine Fabrik zu schließen. Die Effizienzgewinne, die sich etwa aus Einsparungen beim gemeinsamen Einkauf ergäben, ließen sich nach vier Jahren zu 80 Prozent heben, hatte es geheißen.

Es ist vor allem das gut ausgebaute Vertriebsnetz in Nordamerika, das FCA in den gemeinsamen neuen Konzern einbringen kann. Es dürfte den Markteinstieg von Peugeot in Amerika erheblich erleichtern. PSA ist dafür in Europa stärker. Auch bei der Entwicklung von Hybrid- und Batteriefahrzeugen sind die Franzosen weiter als die Italoamerikaner.

Deal mit Renault gescheitert

Fiat Chrysler wollte sich bereits zuvor mit dem französischen Hersteller Renault verbinden und den weltweit drittgrößten Autohersteller formieren. Die Gespräche scheiterten jedoch. Nach monatelangen Verhandlungen zog Fiat Chrysler im Juni sein Offert für einen Zusammenschluss überraschend zurück.

Die Schuld für das Scheitern schoben sich Renault und FCA dann gegenseitig zu. Fiat Chrysler sagte, der französische Autohersteller habe die Entscheidung über förmliche Fusionsgespräche verzögert – Hersteller Renault, an dem der Staat 15 Prozent der Anteile hält, sagte, der italienisch-amerikanische Konzern habe Druck gemacht und zudem nicht auf die ausdrückliche Zustimmung des japanischen Partners Nissan warten wollen.