Ein Bild von Claudia Ruf bei einer Pressekonferenz
AP/dpa/Roland Weihrauch
Cold Case aus 1996

1.900 DNA-Tests sollen Mörder überführen

Für die Klärung eines lange zurückliegenden Mordfalls in Deutschland müssen insgesamt 1.900 Männer zum DNA-Test. Es geht dabei um den Tod eines damals elfjährigen Mädchens vor 23 Jahren. Ermittler rollen den Fall nach neuen Hinweisen nochmals auf. In einer ersten Phase waren an die tausend Männer beim Test, Phase zwei dürfte schwieriger werden.

In dieser Phase sollen Personen Speichelproben abgeben, die inzwischen nicht mehr in der Nähe des seinerzeitigen Geburtsorts des Opfers leben. Sie muss die Polizei möglichst vollständig ausfindig machen. Von den bisher rund tausend Tests seien an die 800 ausgewertet, hieß es am Freitag in deutschen Medien, lediglich zwei Männer auf der Liste hätten noch keine Speichelprobe abgegeben, sie befänden sich aktuell im Ausland. Alle ausgewerteten Proben seien negativ.

Der Mordfall Claudia Ruf war lange Zeit ein „klassischer“ Cold Case – aus Mangel an brauchbaren Spuren jahrelang ungelöst. Zuletzt berichtete das ARD-Fahndungsmagazin „Aktenzeichen XY … ungelöst“ – nicht zum ersten Mal – über den Fall. Danach gingen Hinweise auf einen möglichen Suizid des Täters von damals ein. Ein solcher in der Region sei den Behörden tatsächlich unbekannt gewesen, berichtete etwa die „Bild“-Zeitung am Donnerstag.

Leiche wurde weit weg auf Feldweg gefunden

„Brachte sich ihr Mörder um?“, fragte der TV-Sender RTL. Auch andere Hinweise aus der Bevölkerung habe es gegeben, hieß es laut Medienberichten von der ermittelnden Kriminalpolizei in Bonn. Profiler, Fallanalytiker, hätten neue Ansätze entdeckt. Eine „heiße“ Spur sei bisher aber nicht unter den Hinweisen gewesen.

Mann bei einem DNA-Test
AP/dpa/Roland Weihrauch
Niemand verweigerte bisher laut Polizei explizit einen Test

Die damals Elfjährige war im Mai 1996 von einem Spaziergang mit dem Nachbarshund nicht zurückgekehrt. Sie war in ihrem Heimatort Hemmerden südwestlich von Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen entführt, sexuell missbraucht und schließlich ermordet worden. Ihre Leiche wurde später in teilweise verbranntem Zustand etwa 70 Kilometer entfernt auf einem Feldweg in Euskirchen nahe Bonn im Südwesten des deutschen Bundeslandes gefunden.

Jahrelang ein „klassischer“ Cold Case

Dutzende Kriminalisten und vorübergehend eine „SoKo Ruf“, zeitweise über hundert Personen stark, suchten nach Spuren zum Mörder, Tausende Personen und unzählige Fahrzeuge wurden überprüft, schon 1997 berichtete „Aktenzeichen“ über den Fall. Im November hieß es im Westdeutschen Rundfunk (WDR), mittlerweile arbeiteten neuerlich an die 50 Polizistinnen und Polizisten an dem Fall, der längst kein Cold Case mehr sei – im Gegenteil, die Ermittler stünden vor einem möglichen Durchbruch.

Täter „in die Enge getrieben“ oder längst untergetaucht?

Der Leiter der Mordkommission sei noch derselbe wie damals, berichtete der deutsche Sender, der Fall lasse die Kriminalisten aus Bonn einfach nicht in Ruhe, auch nicht nach 23 Jahren. Fallanalytiker gingen mittlerweile nicht mehr davon aus, dass sie nach einem Serienmörder suchen müssten. Man gehe von einem Täter direkt aus dem Ort aus, der nur dieses eine Verbrechen begangen habe und danach untergetaucht sei. „Jetzt aber“ sei er „in die Enge getrieben“ und habe Angst vor der Entdeckung.

Dass der Täter mittels der DNA-Massentests gefunden wird, setzt allerdings voraus, dass er noch lebt. Die zweite Phase habe bereits begonnen, hieß es am Freitag. An die 900 Männer, die nicht mehr in der Region Grevenbroich-Hemmerden leben, zum Zeitpunkt des Mordes aber Bezüge dorthin hatten, sollen nun ebenfalls eine Speichelprobe abgeben. Darunter seien aber auch einige, bei denen noch unklar sei, wo sie sich aufhalten.