Der französischer Starkoch Marc Veyrat
AP/Michel Euler
Frankreich

Spitzenkoch verlor Streit um Michelin-Sterne

Der französische Spitzenkoch Marc Veyrat ist im Streit mit dem Michelin-Gastronomieführer um die Bewertung seines Toprestaurants vor Gericht gescheitert. Es ist nicht das erste Mal, dass Veyrat mit Michelin-Kritikern aneinandergerät.

Ein Gericht in Nanterre kam zu der Auffassung, dass Sternekoch Marc Veyrat nicht nachweisen konnte, dass ihm durch die Herabstufung seines Restaurants ein Schaden entstanden sei, wie die französische Nachrichtenagentur AFP am Dienstag berichtete.

Die Feinschmecker-Bibel hatte zu Jahresbeginn dem Maison des Bois in Manigod bei Annecy die Bestnote von drei Sternen entzogen. Der für seinen breitkrempigen schwarzen Hut bekannte „Bauernkoch“ Veyrat hat seitdem zwei Sterne. Veyrat hatte dem Michelin-Gastronomieführer vorgeworfen, mit der Herabstufung einen Fehler gemacht zu haben, und den Rechtsweg eingeschlagen.

Der französischer Starkoch Marc Veyrat
APA/AFP/Jaceques Demarthon
Seit der Gastronomieführer im Jänner dieses Jahres Veyrat einen Stern entzog, liegt der Spitzenkoch mit den Kritikern im Clinch

Ein Euro Schadenersatz gefordert

Veyrat wolle die genauen Gründe für den Entzug des Sterns wissen. So verlangte der Spitzenkoch, dass die Testprotokolle offengelegt werden. Außerdem hatte er einen symbolischen Euro Schadenersatz gefordert. Dem kam das Gericht nun nicht nach. „Kein Student würde sich mit einer Benotung einverstanden erklären, wenn er nicht die Benotungskriterien und die Punkteskala kennt. Dasselbe gilt für Chefkoch Marc Veyrat“, hieß es in einer Reaktion von Veyrats Anwalt auf die Entscheidung.

Gourmetauszeichnungen

Drei Sterne sind die höchste Auszeichnung beim „Guide Michelin“. Bewertet werden Qualität der Zutaten, fachgerechte Zubereitung, Innovation und Einzigartigkeit der Gerichte. In Österreich gibt es mit Amador ein Restaurant mit drei Sternen. Es zählen hier aber auch stark die Hauben des Michelin-Konkurrenten Gault Millau.

Nach Veyrats Darstellung waren die Michelin-Kritiker der Ansicht, dass in dem Restaurant angeblich ein Souffle mit englischem Cheddar-Käse zubereitet worden war – und nicht mit traditionellen französischen Sorten. Michelin hatte damals betont: „Wir möchten daran erinnern, dass unsere vorrangige Aufgabe darin besteht, die Verbraucher zu informieren – das hat uns dazu veranlasst, unsere Empfehlung zu ändern.“

„Ein Haufen Betrüger“

In einem aufgeregten Brief an Michelin schrieb der 69-Jährige damals: „Sie haben meine Region beleidigt, meine Mitarbeiter sind wütend!“ Zudem warf er dem Verlag vor, ein „Haufen Betrüger“ zu sein. Und: Die Überprüfung sei ohnehin gefälscht.

Er forderte daher eine sofortige Entfernung aus dem „Guide“ – doch das Unternehmen lehnte ab. Der Chef des „Guide Michelin“, Gwendal Poullennec, hatte bereits im Sommer in einem Interview das Ansinnen Veyrats zurückgewiesen, sein Restaurant ganz aus dem Gastronomieführer zu nehmen. Die Michelin-Sterne gehörten nicht den Spitzenköchen, argumentierte der Chefbewerter in der Zeitung „Le Monde“.

Großer Druck in der Branche

Nach dem Entzug des Sterns fiel Veyrat eigenen Angaben zufolge in eine sechsmonatige Depression. Die Sterne des „Guide Michelin“ sind unter Spitzenköchen und Spitzenköchinnen heiß begehrt – dass damit jedoch ein großer Druck einhergeht, zeigen psychische Krankheiten bei den Betroffenen, die bis zum Suizid gehen können. Veyrat ist nicht der Erste, der sich bewusst von Sternen trennen wollte. Auch „Küchenrebell“ Sebastien Bras bat 2018, nicht mehr mit Sternen ausgezeichnet zu werden – jedoch ebenso erfolglos. Im „Guide Michelin 2019“ wurden ihm wieder zwei Sterne verliehen.