Umwelt- und Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne)
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Nach Angelobung

Schlüsselübergabe in den Ministerien

Nach der Angelobung der neuen Regierung durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist die offizielle Amtsübergabe an die einzelnen Regierungsmitglieder angelaufen. Den Start machte Brigitte Bierlein. Sie übergab das Kanzleramt an Sebastian Kurz (ÖVP), der gleichzeitig ihr Vorgänger und Nachfolger ist. Im Laufe des Tages übernahmen auch alle anderen neuen Minister und Ministerinnen ihre Ämter.

Bei der Begrüßung im Bundeskanzleramt gratulierte Bierlein Kurz zur erneuten Kanzlerschaft und fügte hinzu: „Sie wissen, es ist keine leichte Aufgabe.“ Dennoch zeigte sie sich überzeugt, dass die neue Regierung weit über die Grenzen hinaus ein Vorbild sein werde.

Bierlein hob vor allem den hohen Frauenanteil der Regierungsriege positiv hervor. Zum ersten Mal gibt es ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zwischen den Ministerinnen und Ministern. Und: Die ehemalige erste weibliche Kanzlerin sagte, sie hoffe, dass Kurz die fünfjährige Regierungsperiode diesmal voll ausschöpfen könne, schließlich habe er viel vor, so Bierlein.

Kanzlerin Brigitte Bierlein und Kanzler Sebstian Kurz (ÖVP)
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Bierlein war die erste Bundeskanzlerin Österreichs – und freut sich nun über den hohen Frauenanteil in der neuen Regierung

Dank an die Übergangsregierung

Kurz, der die scheidende Regierungschefin mit einem Blumenstrauß beschenkte, dankte ihr nicht nur dafür, dass sie sich für das Amt zur Verfügung gestellt habe, sondern auch dafür, wie sie es ausgeübt habe. Sie und ihr Team hätten in einer „herausfordernden Phase“ Verantwortung für die Republik Österreich übernommen.

Er selbst freue sich nun, die Arbeit für Österreich fortsetzen zu dürfen. Man habe sich viele Gesetzesvorhaben mit dem Koalitionspartner vorgenommen – daher werde es sicher eine arbeitsintensive Zeit werden. Als Schwerpunkte nannte der Kanzler eine weitere steuerliche Entlastung ebenso wie eine konsequente Sicherheits- und Integrationspolitik.

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Sebastian Kurz
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Das ÖVP-Regierungsteam wird von Parteichef Sebastian Kurz angeführt. Er bedauerte bis zuletzt, dass er sich nach Bekanntwerden des „Ibiza-Videos“ genötigt sah, die Koalition mit der FPÖ aufzukündigen. Die Koalition mit den Grünen ist in vielerlei Hinsicht das Gegenteil davon. Die neuen Partner liegen inhaltlich weiter auseinander. Einen guten Kurs zwischen eigenen Positionen und gedeihlicher Zusammenarbeit mit dem Juniorpartner Werner Kogler zu finden könnte herausfordernder werden als in der Koalition mit der FPÖ.
Karl Nehammer
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Karl Nehammer war Generalsekretär der Volkspartei und führte diese genauso straff wie die Kommunikation mit den Medien. Nun ist er Innenminister. Das politische Geschäft lernte Nehammer in Niederösterreich, insbesondere bei ÖVP-Landesgeschäftsführer Gerald Karner. Die Aufgabe wird nach dem BVT-Skandal und Skepsis der Opposition gegenüber ÖVP-Einfluss im Ressort alles andere als einfach.
Klaudia Tanner
APA/ÖVP/Jakob Glaser
Klaudia Tanner wechselt vom niederösterreichischen Landtag an die Spitze des Verteidigungsministeriums. Ganz neu ist das Regierungsgeschäft für Tanner freilich nicht. Sie diente schon im Kabinett von Innenminister Ernst Strasser (ÖVP). Sie gilt zudem als Vertraute von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Tanners Aufgabe wird es sein, das Heer personell und finanziell auf gesunde Beine zu stellen.
Alexander Schallenberg
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Alexander Schallenberg ist ein Vertrauter von Kurz. Er ist seit mehr als 20 Jahren im Außenministerium tätig. Kurz machte ihn bei seinem Wechsel ins Kanzleramt zum Leiter der EU-Koordinierung. Er gestaltete Kurz’ EU-Politik entscheidend mit. Er hatte auch eine zentrale Rolle während der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft 2018.
Susanne Raab
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Susanne Raab hat jahrelang mit Kurz zusammengearbeitet, als dieser die Integrationsagenden über hatte. Sie hat seinen Kurs mitgestaltet. In der neuen Regierung wird die 35-Jährige in Sachen Integration und Migration wohl auch den ÖVP-Konterpart zum oberösterreichischen Landsmann, dem grünen Sozialminister Rudolf Anschober, geben. Raab machte im Außenamt Karriere und war bei ihrem Antritt 2017 Österreichs jüngste Sektionschefin.
Karoline Edtstadler
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Brüssel war für Karoline Edtstadler nur eine kurze Zwischenstation. Die ÖVP-Staatssekretärin unter Ex-FPÖ-Innenminister Herbert Kickl ist nun Europaministerin im Kanzleramt. Als Kontrolleurin im Innenressort fiel sie wenig auf. Aber die ehemalige Richterin setzte – trotz lautstarker Kritik von Fachleuten – ein Gewaltschutzpaket durch, das eigentlich Sache des Justizressorts gewesen wäre. Großes Gewicht legte Edtstadler auch auf das Gedenkjahr und gute Beziehungen zur jüdischen Gemeinde.
Christine Aschbacher
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Sebastian Kurz bleibt bei der Auswahl der Familienministerinnen seiner Linie treu. Die neue Ressortchefin Christine Aschbacher ist wie ihre Vorgängerin Unternehmerin, dreifache Mutter und Steirerin. Der Unterschied zu Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): Aschbacher verfügt zusätzlich über die mächtigen Arbeitsagenden. Mit Regierungspolitik hatte Aschbacher, die einer ÖVP-Familie in Wundschuh bei Graz entstammt, schon vorher Kontakt. Ihre Biografie weist eine Station im Kabinett des damaligen Wirtschaftsministers Reinhold Mitterlehner sowie eine im Finanzressort unter Maria Fekter (beide ÖVP) auf.
Magnus Brunner
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Der Vorarlberger Magnus Brunner ist zwar seit 2009 Mitglied des Bundesrats, der großen Öffentlichkeit aber unbekannt. Seit 2007 fungiert er als Vorstand der OeMAG Abwicklungsstelle für Ökostrom AG. Gerade bei seinen bisher letzten beiden beruflichen Stationen hat sich Brunner das Rüstzeug geholt, das ihn nun für die Position des Staatssekretärs im Ministerium für Umwelt, Energie und Infrastruktur befähigen soll. Formal ist Brunner als Staatssekretär nicht Mitglied der Regierung.
Gernot Blümel (ÖVP)
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Gernot Blümel ist ein besonders enger Vertrauter von Kurz. Sie kennen einander lange und haben gemeinsam ihre Karriere auf Wiener Landesebene gestartet. So wie in der ÖVP-FPÖ-Koalition soll Blümel auch im Bund mit den Grünen eine besondere Vertrauensposition übernehmen: Vom Europaminister wird Blümel zum Finanzminister.
Margarethe Schramböck
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Margarete Schramböck ist erneut zur Wirtschaftsministerin ernannt worden. Sie gilt – so wie Tanner – als Vertraute der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). In der Tiroler ÖVP wird sie wiederum als „Tiroler Ministerbeitrag“ zur neuen Regierung bewertet. Die IT-Managerin Schramböck hatte vor ihrem Engagement bei der Telekom Austria Erfahrungen in Führungsfunktionen bei Alcatel, NextiraOne und Dimension Data Austria gesammelt.
Elisabeth Köstinger
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Elisabeth Köstinger ist, nach dem Interregnum der Expertenregierung, wieder Landwirtschaftsministerin, auch wenn sie die Umweltagenden verliert. Als enge Vertraute von Kurz hat sie aber jedenfalls eine wichtige Rolle in der neuen Koalition inne.
Heinz Faßmann
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Heinz Faßmann wurde erneut als Bildungsminister bestätigt. Er hatte als Migrationsexperte die Position von Kurz zum Thema entscheidend mitgeprägt. Der Wissenschaftler verstand es, bei teils hochemotionalen Themen – etwa Kopftuchverbot in Schulen – sachlich, ruhig und im Sinne von Kurz zu agieren.

Versichert wurde von Kurz noch, dass Österreich auf europäischer und generell internationaler Ebene aktiv auftreten werde. Als „kleines Österreich“ sei es wichtig, in der EU die eigenen Interessen zu wahren, aber auch darauf zu schauen, dass sich die Union weiterentwickelt.

Kogler mit steirischer Blasmusik empfangen

Nach der Amtsübergabe im Kanzleramt folgten die Übergaben in den einzelnen Ministerien. Mit lauten Klängen aus seiner steirischen Heimat wurde Kogler in seinem Ministerium begrüßt. Der neue Vizekanzler sowie Sport- und Beamtenminister wurde von zwei Musikvereinen mit Blasmusik, dem Bürgermeister und dem Vizebürgermeister sowie Geschenken aus St. Johann in der Haide vor dem Infrastrukturministerium in der Radetzkystraße empfangen.

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Werner Kogler
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Das Regierungsteam der Grünen wird von Parteichef Werner Kogler angeführt. Wie sein Amtsvorgänger, Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, übernimmt auch Kogler die Agenden Sport und Beamte. Im Wahlkampf konnte sich Kogler eine Koalition mit ÖVP-Chef Sebastian Kurz praktisch nicht vorstellen. Nun wagt jener Mann, der die Grünen nach dem Ausscheiden aus dem Nationalrat aufgefangen und zum größten Sieg in der Parteigeschichte geführt hatte, den Sprung ins Ungewisse. Auch für ihn gilt: Einen guten Kurs zwischen eigenen Positionen und gedeihlicher Zusammenarbeit mit dem Seniorpartner zu finden könnte herausfordernder werden als das Comeback im Nationalrat.
Rudi Anschober
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Der künftige Sozialminister Rudolf Anschober hat im grünen Regierungsteam die längste Erfahrung mit einer Koalition von ÖVP und Grünen – zwölf Jahre lang währte die weitgehend friktionsfreie Partnerschaft in Oberösterreich. Als die Grünen gerade aus dem Nationalrat geflogen waren und in der Bundespolitik kaum mehr vorkamen, brachte er es mit seiner Initiative für Asylwerber in Lehre zu österreichweiter Beachtung.
Leonore Gewessler
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Leonore Gewesslers politischer Aufstieg verläuft senkrechter als jener der meisten anderen: Bis vor Kurzem war die 42-Jährige nur Insidern bekannt, nun bekommt sie mit dem Umwelt- und Infrastrukturministerium das zentrale grüne Ressort in die Hand. Das politische Geschäft versteht die frühere Global-2000-Chefin jedoch. Ihre Arbeit dürfte entscheidend für die Beurteilung der grünen Regierungsarbeit sein.
Alma Zadic
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Die Juristin Alma Zadic, erst im Sommer von JETZT zu den Grünen gewechselt, wird das Justizministerium leiten. Zu tun bekommt sie es dort mit einer ganzen Armada an selbstbewussten Beamten, mit dem Chef der Strafrechtssektion Christian Pilnacek an der Spitze. Zudem liegt ressortintern einiges im Argen, einerseits die Dauerkonflikte zwischen den Staatsanwaltschaften, andererseits fehlt es der Justiz an Budget, wie Expertenminister Clemens Jabloner nicht müde wurde zu betonen.
Ulrike Lunacek (Grüne)
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Ulrike Lunacek, die langjährige EU-Abgeordnete und Spitzenkandidatin bei der Nationalratswahl 2017 nach Eva Glawischnigs überraschendem Abgang, feiert ein politisches Comeback. Sie wird bei Kogler Staatssekretärin für Kunst und Kultur.

„Ich bin überwältigt“, zeigte sich Kogler gerührt. Er bedankte sich bei jedem Musiker persönlich für den musikalischen Empfang. Nach seiner ersten Amtshandlung gefragt, zeigte sich Kogler zum Scherzen aufgelegt und kündigte ein „Gesetz zu Erlassung allgemeiner Ruhe“ an.

Die offizielle Amtsübergabe nahm der bisherige Minister Eduard Müller, der in der Beamtenregierung von Bierlein als Finanzminister den Sportbereich mit übernommen hatte, vor. Er wünschte Kogler und seiner Staatssekretärin Ulrike Lunacek, die für Kunst und Kultur zuständig ist, ebenfalls alles Gute und zeigte sich überzeugt, dass „die kommenden fünf Jahre spannend, interessant und erfolgreich sein werden“.

Justizministerin Alma Zadic (Grüne) und Justizminister a. D. Clemens Jabloner
APA/Herbert Neubauer
Zadic sprach von Justizpolitik auch als Gesellschaftspolitik – und betonte dabei Grund-, Menschen- und Verfassungsrechte

Jabloner verurteilt „Niedertracht“ gegen Zadic

Alma Zadic (Grüne) wurde bei der Amtsübergabe im Justizministerium mit warmem Applaus von den Beamten begrüßt. Ihr Vorgänger Clemens Jabloner dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Ministerium und verurteile in einer kurzen Rede auch die „Niedertracht“ gegen Zadic.

Zadic wurde in einem medienrechtlichen Verfahren – nicht rechtskräftig – verurteilt, nachdem sie ein Foto eines Mannes, der ihrer Ansicht nach mit Hitlergruß grüßte, gepostet hatte. Sie hat dagegen Berufung angemeldet. Gerade vonseiten der FPÖ kam deshalb reichlich Kritik. In Sozialen Netzwerden war Zadic zuletzt auch wegen ihrer bosnischen Herkunft und ihres vermeintlichen muslimischen Glaubens zum Teil heftigen Hasspostings ausgesetzt. Die Grünen stellten jedoch erneut klar, dass Zadic nicht muslimischen Glaubens, sondern ohne religiöses Bekenntnis ist.

Nach der Übernahme des symbolischen Schlüssels für das Palais Trautson, in dem sich das Justizministerium befindet, lobte Zadic die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses und die „hohe Expertise“. Sie bedankte sich bei Jabloner und freue sich sehr auf ihre zukünftige Angabe. Es sei eine große Ehre für sie, „dieses Haus leiten zu dürfen“. Sie sehe in der Justizpolitik auch Gesellschaftspolitik, der Grund-, Menschen- sowie Verfassungsrechte zugrunde liegen.

Die ehemalige Sozialministerin Brigitte Zarfl und  Sozialminister Rudolf Anschober
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Der neue Sozialminister will sein Ressort zu einem „Ministerium für Zusammenhalt“ machen – bei der Übergabe übernahm er eine dicke Mappe

Anschober: „Ministerium des Zusammenhalts“

Der neue Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) will das Thema Pflege zu seinem ersten großen Schwerpunkt machen, wie er bei seiner Amtsübergabe verkündete. Das Sozialministerium bezeichnete er als „tolles Haus“, es warte auf ihn aber eine „große Herausforderung“.

Von der scheidenden Ministerin Brigitte Zarfl bekam Anschober zur Übergabe eine dicke Mappe überreicht. Begründet wurde das damit, dass es sich schließlich ja auch um ein großes Ressort handle. Beide kündigten an, dass man sich am Mittwoch zusammensetzen werde, um die Dinge gemeinsam durchzuarbeiten. Außerdem würden noch mehrere Mappen hinzukommen.

In Sachen Pflege sprach Anschober von einem „akuten Handlungsbedarf“ und von einem „Pflegenotstand“. Er werde sich die Dinge zwar in Ruhe anschauen und keine Schnellschüsse machen. Trotzdem kündigte Anschober an, dass man einen ersten Schritt schon in einer der ersten Ministerratssitzungen machen wolle. Er nehme es mit einer Lösung in diesem Bereich „sehr ernst“, sagte der neue Minister. Er verwies auch darauf, dass es in Sachen Pflege genügend Fachexperten und Fachexpertinnen innerhalb und außerhalb des Ministeriums gebe.

Das Sozialressort will Anschober zu einem „Ministerium des Zusammenhalts“ machen. Es habe in den letzten Jahren viele Spaltungen gegeben. Dieses Ministerium biete die Chance, diese zu überwinden. Die Sozialpolitik ist nach Ansicht Anschobers neben dem Klimaschutz die zweite Säule der grünen Regierungsarbeit. Er betonte, dass der Klimaschutz schließlich auch sozial verträglich sein müsse.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner neben Thomas Starlinger Offiziellen des Bundesheers
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Das Bundesheer empfing seine erste Ministerin in der Rossauer Kaserne mit militärischen Ehren

Feierlicher Festakt für Tanner

Im Verteidigungsministerium gab es am Nachmittag einen feierlichen Festakt für die erste Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Sie wurde mit Militärmusik empfangen. Ihr Vorgänger Thomas Starlinger warnte in seiner Rede einmal mehr vor einem „besorgniserregenden Zustand des Bundesheeres“ und einer weiteren Unterdotierung des Ressorts.

Eine ähnliche Sichtweise dürfte auch Tanner haben. Sie versprach den Soldaten, das Bundesheer und die Landesverteidigung zeit- und aufgabengemäß weiterzuentwickeln. Aber es „liegt ein schwieriger, steiler Weg vor uns“, so Tanner. Dennoch freue sie sich sehr – es sei eine besondere Ehre, Verteidigungsministerin zu sein.

Die neue Ministerin bezeichnete das Bundesheer als die „Sicherheitsgarantie“ Österreichs. „Daher müssen wir seine Kernkompetenzen weiterentwickeln“, sagte die Ressortchefin und verwies gleichzeitig auf die geplante Überarbeitung der Tauglichkeitskriterien und die Einführung einer „Teiltauglichkeit“. Sie versprach auch eine „ausreichende personelle und materielle Ausstattung der Miliz“.

Eduard Müller und Gernot Blümel (ÖVP) im Rahmen der Amtsübergabe im Finanzministerium in Wien
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Feierlich überreichte Müller Blümel den Schlüssel fürs Finanzministerium

Schlüssel für Blümel

Indes ging auch im Finanzministerium die Schlüsselübergabe vonstatten. Eduard Müller übergab sein Amt an Gernot Blümel (ÖVP), der damit ab sofort ein Büro in der Johannesgasse im ersten Bezirk bezieht. Er habe das Finanzministerium, als er im Außenministerium unter Michael Spindelegger dort diente, als „harten Verhandlungspartner“ kennengelernt, so Blümel. Das zweite Mal kam er mit dem Haus in seiner Zeit als Regierungskoordinator der ÖVP-FPÖ-Regierung in Berührung. „Damals durfte ich gemeinsam mit Finanzminister Hartwig Löger auf ein ausgeglichenes Budget achten“, so der frischgebackene Finanzminister.

Blümel wies darauf hin, dass er an der Wirtschaftsuniversität eine Diplomarbeit zum Thema „Projektmanagement im öffentlichen Dienst“ verfasst habe. Als wesentlicher Erfolgsfaktor im öffentlichen Dienst habe sich dabei die gute Zusammenarbeit der politischen mit der administrativen Ebene herauskristallisiert, so Blümel, der nachschickte: „Darauf können Sie sich bei mir verlassen.“

Umwelt- und Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) bei ihrem Amtsantritt
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In ihrer Rede vor den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bezeichnete Umweltministerin Gewessler diese als „Herzstück des Hauses“

Mit dem Rad ins Umweltministerium

Leonore Gewessler (Grüne), die das Ministerium für Umwelt, Energie und Infrastruktur übernimmt, kam mit dem Rad in ihr neues Ministerium, das sie von Andreas Reichhardt (FPÖ) übernahm. Als Talisman übergab Reichhardt eine grüne Schildkröte an Gewessler – ein Symbol für die in der Evolution nötige Anpassungsfähigkeit. Außerdem hätten sie einen Panzer – was nützlich sei, wenn es „in der Politik etwas ruppig“ werde.

Reichhardt bedankte sich bei seinem Team. „Wir können wirklich stolz sein, etwas geleistet zu haben“, sagte er. Die Aufgabe als Minister sei für ihn eine „große Chance und Ehre“ gewesen. Mit „ein paar grauen Haaren mehr“ werde er der neuen Ministerin weiterhin zur Verfügung stehen, kündigte er an.

Gewessler gab sich nicht nur auf dem Fahrrad volksnah, sondern bat auch die bei der Amtsübergabe anwesenden Mitarbeiter gleich ein wenig näher an das Rednerpult. „Das ist kein Medienevent, das ist eine Amtsübergabe vor allem für Sie“, teilte sie ihren künftigen Arbeitskolleginnen und -kollegen mit und bezeichnete sie sogleich als „Herzstück des Hauses“.

Beim ihrem künftigen Ministerium handle es sich um ein „zentrales Ressort“, so Gewessler. Sie stelle sich der Herausforderung „mit großer Demut“, sagte die Umweltexpertin. „Das Regierungsprogramm gibt uns einen klaren Auftrag – und der Auftrag ist kein kleiner.“ Sie strebe eine wissenschaftsbasierte Politik an, stellte Gewessler klar. Das Ziel solle im Vordergrund stehen, nicht parteipolitische Interessen, kündigte sie an. Nur so könne man die Zukunft positiv gestalten, sagte die neue Ministerin.

Nehammer übernahm von Peschorn

Im Innenministerium fand Dienstagnachmittag auch die Amtsübergabe von Wolfgang Peschorn an den am Vormittag neu angelobten Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) statt. In seiner Antrittsrede sprach Nehammer laut Aussendung von Dankbarkeit und Respekt. Er stellte in Aussicht, seiner „klaren und konsequenten Linie“ bezüglich Migration und Sicherheit treu bleiben zu wollen.

Peschorn überreichte Nehammer seinen Übergabebericht, in dem – wie es hieß – vom scheidenden Minister die wesentlichen Entscheidungen und Maßnahmen seiner Regierungszeit samt seinen Überlegungen ausführlich dokumentiert wurden. Ab sofort stehe er dem Innenminister wieder in seiner Funktion als Präsident der Finanzprokuratur jederzeit gerne zur Verfügung, sagte Peschorn.