Einsatzkrädte am Absturzort eines ukrainischen Flugzeuges im Iran
AP/Ebrahim Noroozi
Nach Start in Teheran

Mindestens 170 Tote nach Flugzeugabsturz

Eine ukrainische Passagiermaschine ist Mittwochfrüh in der Nähe des Teheraner Imam-Chomeini-Flughafens abgestürzt. Laut Angaben des ukrainischen Außenministeriums wurden mindestens 170 Menschen an Bord getötet. Offiziellen Informationen zufolge gibt es keinen Zusammenhang mit dem eskalierenden Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Zur Unfallursache gibt es keine eindeutige Version.

Es bestehe keine Chance, Überlebende zu finden, teilte die Hilfsorganisation Iranischer Halbmond mit. Russischen Medien zufolge war die Boeing 737-800 der Linie Ukraine International Airlines mit der Flugnummer PS752 auf dem Weg von Teheran nach Kiew und stürzte kurz nach dem Abflug ab. Nach ersten Erkenntnissen soll die Maschine auf ein offenes Feld nahe dem Teheraner Vorort Parand gestürzt sein.

Die iranische Luftfahrtbehörde führte den Crash auf einen technischen Defekt zurück, wie der iranische Nachrichtensender Chabar unter Berufung auf einen Sprecher der Behörde berichtete. Wie diese so kurz nach dem Absturz zu dem Schluss eines Technikfehlers als Ursache kam, ist offen. Später teilte die ukrainische Botschaft im Iran mit, dass der Absturz durch einen Triebwerksdefekt herbeigeführt worden sei – eine Darstellung, die mittlerweile wieder verworfen wurde.

Botschaft: 168 Flugtickets verkauft

Iranischen Medien zufolge hatte die Crew des Fluges nach Kiew vor dem Unglück keine Notlage erklärt. Zur genauen Anzahl der Toten gab es zuletzt noch widersprüchliche Angaben. Laut der ukrainischen Botschaft im Iran hätten sich 168 Personen ein Ticket für den Flug gekauft.

Die Zahl der toten Ukrainer wird offiziell mit elf angegeben. Zudem hätten sich 82 Iranerinnen und Iraner sowie 63 Kanadierinnen und Kanadier an Bord befunden. Auch drei Deutsche befinden sich unter den Toten. Die übrigen Passagiere stammten aus Schweden, Afghanistan und Großbritannien. Laut Außenministerium befanden sich keine österreichischen Passagiere an Bord. Der Absturz, der nach jüngsten Angaben insgesamt 176 Menschen an Bord das Leben kostete, sei der erste tödliche Unfall der von Kiew aus operierenden Ukraine International Airlines.

Einsatzlräfte an der Unfallstelle des ukrainischen Flugzeugs im Iran
APA/AFP/Rohhollah Vadati
Einsatzkräfte an der Unfallstelle des ukrainischen Flugzeugs

Video soll Absturz zeigen

Die Maschine sei in Brand geraten, sagte der Chef der iranischen Rettungskräfte im TV. Ein von der iranischen Nachrichtenagentur ISNA verbreitetes Video soll das brennende Flugzeug beim Absturz zeigen.

Airline: Letzter Check am 6. Jänner

Die betroffene Airline meldete, das letzte Service des Jets habe am 6. Jänner stattgefunden. Boeing reagierte kurz nach dem Absturz mit einem Tweet: „Uns sind die Medienberichte aus dem Iran bekannt, und wir tragen gerade mehr Informationen zusammen.“ Bei der Absturzmaschine handelt es sich nicht um das von Problemen gebeutelte Modell Boeing 737 Max.

„Schreckliche Nachrichten aus dem Nahen Osten“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski sprach den Hinterbliebenen sein Mitgefühl aus. „Schreckliche Nachrichten aus dem Nahen Osten“, teilte er in der Früh via Facebook mit. Niemand habe das Unglück überlebt. „Mein aufrichtiges Beileid an die Familien und Freunde aller Passagiere und Besatzungsmitglieder.“

Nach Angaben des Staatsoberhauptes will die ukrainische Botschaft im Iran nun alle Informationen übe die Umstände der „Tragödie“ zusammentragen. Die Namen der Toten würden nun aufgelistet, schrieb Selenski. Der 41-Jährige brach nach dem Unglück seinen Aufenthalt im Oman auf der arabischen Halbinsel ab.

Russische Botschaft schaltet sich ein

Die russische Botschaft im Iran will unterdessen prüfen, ob russische Staatsbürger an Bord der Maschine waren. Das teilte die Vertretung Russlands in der Hauptstadt Teheran in der Früh via Twitter mit. Über eigene Erkenntnisse zum Absturz verfügt die Botschaft laut den Angaben nicht. Sie beruft sich bei dem Unglück auf Angaben der iranischen Behörden.

Einsatzlräfte an der Unfallstelle des ukrainischen Flugzeugs im Iran
AP/Mohammad Nasiri
Die Boeing stürzte auf ein offenes Feld nahe dem Teheraner Vorort Parand

Kurz nach den iranischen Raketenangriffen auf Militärstützpunkte im Irak hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA US-Jets die Nutzung des Luftraums in Teilen des Nahen Ostens untersagt. Über dem Persischen Golf, dem Golf von Oman, im Irak und im Iran dürften in den USA registrierte Flugzeuge „wegen erhöhter militärischer Aktivitäten und steigender politischer Spannungen“ nicht mehr operieren, hieß es in einer Mitteilung. Es gebe ein erhöhtes Risiko, dass ein Flugobjekt falsch identifiziert werde.