Herzog sieht Umbruch im Kino als unvermeidlich

Der Filmemacher Werner Herzog (77) zeigt sich trotz seiner Vorliebe für die Welt des Kinos aufgeschlossen für Streamingplattformen. „Natürlich liebe ich das Kino als Filmvorführungsort, aber ich bin nicht so nostalgisch, dass ich die Möglichkeiten unterschätze, die die Technologie bietet“, sagte Herzog dem lettischen Kulturmagazin „KulturasDiena“.

Der deutsche Regisseur Werner Herzog.
APA/AFP/Alberto Pizzoli

Die Veränderungen in der Filmbranche, die von Netflix und anderen Onlineanbietern hervorgerufen werden, seien „unvermeidlich“ und müssten berücksichtigt werden. „Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, diese Plattformen zu bekämpfen“, so Herzog weiter. Der Versuch des Filmfestivals in Cannes, Filme unberücksichtigt zu lassen, die rein für Streamingplattformen produziert wurden, erscheine ihm „naiv“.

Möglichkeit für Kontakt zur Jugend

Von ihm selbst gebe es ungefähr 55 Filme, bei denen er Regie geführt habe und die nun im Internet zu sehen seien. „Ich denke nicht, dass das schlecht ist. Es ist auch eine einmalige Gelegenheit, E-Mails und Feedback von sehr jungen Leuten zu erhalten“, sagte Herzog. So habe er Briefe von Jugendlichen erhalten, die sich seine Filme angesehen und diese dabei im Internet und nicht im Kino gefunden haben. „Ich bin überrascht, dass meine Filme 15- bis 17-Jährige ansprechen.“

Der in München geborene Filmemacher hat mehr als 70 Spielfilme und Dokumentationen geschrieben, inszeniert und produziert. Bekannt sind etwa seine Filme mit Klaus Kinski wie „Aguirre, der Zorn Gottes“ und „Fitzcarraldo“. Für Netflix drehte Herzog die Vulkan-Dokumentation „In den Tiefen des Infernos“.