Mann mit Handkreissäge schneidet Balken ab
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Neben Magistra und Diplomingenieur

„Meister“ soll nun Titel werden

„Frau Diplomingenieurin“, „Herr Doktor“: Akademische Titel sind schon lange Namenszusätze. Und anders als im angelsächsischen Raum ist das Anführen des Titels hierzulande bis heute sehr beliebt. Genau das sollen künftig auch Handwerkerinnen und Handwerker dürfen, sobald sie die Meisterprüfung bestanden haben.

Dass die Bezeichnung „Meister“ zu einem Titel wird, der künftig zum Namen geführt werden darf, wurde am Montag bekannt. Da zog die Obfrau der Handwerksbundessparte in der Wirtschaftskammer, Renate Scheichelbauer-Schuster, eine positive Bilanz über das vergangene Jahr. Zugleich zeigte sie sich erfreut über die Pläne der neuen ÖVP-Grünen-Koalition.

Das Regierungsprogramm sieht eine weitere Aufwertung der dualen Ausbildung vor, von der Lehre bis zum Meister. Eine zentrale Maßnahme dabei: Der Meistertitel soll künftig auch in offiziellen Dokumenten eingetragen werden können, heißt es unter anderem im Regierungsprogramm („eintragungsfähigen Titel für offizielle Dokumente schaffen“). Der Titel „Meister“ und „Meisterin“ solle künftig dem Namen vorangestellt und abgekürzt werden können, etwa mit „Msr.“, erläuterte Scheichelbauer-Schuster.

„Wirklich ein Herzensanliegen“

Da der Meistertitel im Bildungssystem etwa einem Bachelor entspreche, sei der neue Titel auch ein Zeichen der Anerkennung der Qualifikation, sagte die Spartenobfrau: „Das ist wirklich ein Herzensanliegen von uns.“ Auch sollen Meister- und Befähigungsprüfungen durch ein Prämiensystem unterstützt werden.

In Deutschland gibt es diese Möglichkeit bereits. Unterschieden wird dabei zwischen den Titeln Handwerksmeister und Industriemeister. Ersterer wird nach erfolgreicher Meisterprüfung von der Handwerkskammer verliehen, Zweiterer von der Industrie- und Handelskammer (IHK). In Österreich gibt es als Namenszusätze Standesbezeichnungen wie Ingenieur sowie akademische Titel.

Ruf nach Halbierung der Mehrwertsteuer

Scheichelbauer-Schuster zählte bei ihrer Pressekonferenz die aus ihrer Sicht positiven Vorhaben der neuen Regierung auf. Sie nannte insbesondere die Senkung der Körperschaftssteuer und die Ausweitung des Gewinnfreibetrags. Das „Maßnahmenpaket Reparatur“ werde besonders kleinen Betrieben helfen. Ein niedrigerer Mehrwertsteuersatz soll dazu führen, dass wieder mehr Geräte zur Reparatur gebracht werden. Die Wirtschaftskämmerin wünscht sich dabei eine Halbierung der Mehrwertsteuer auf zehn Prozent sowie eine Förderung.

Allzeithoch bei Umsatz

Die Stimmung im Handwerk und Gewerbe sei gut, auch die Ertragslage und Kapitalausstattung halte mit der guten Umsatzentwicklung mit, so Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria. In den ersten drei Quartalen 2019 stiegen die Auftragseingänge bzw. Umsätze gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres wertmäßig um 0,2 Prozent, der Umsatz stieg um 150 Mio. Euro auf rund 72,9 Mrd. Euro. Im Jahr 2018 lagen die Umsätze bei rund 99,4 Mrd. Euro, für 2019 werden Umsätze von über 100 Mrd. Euro erwartet. Im vierten Quartal 2019 war die Stimmungslage immer noch gut, mehr Betriebe waren optimistisch als pessimistisch betreffend ihre Geschäftslage.

Bei den Erwartungen für das laufende erste Quartal 2020 überwiegen die pessimistischen Einschätzungen, obwohl auch hier 68 Prozent mit keiner Veränderung rechnen. Weiters wollen die Betriebe den Personalstand leicht reduzieren. Ausgehend von den rund 724.000 unselbstständig Beschäftigten im Gewerbe und Handwerk ist im ersten Quartal 2020 eine Verringerung des Personalstands von rund 9.400 Personen geplant. Für das zweite Quartal 2020 ist aber wieder mit den saisonal üblichen starken Steigerungen zu rechnen, so Enichlmair.