Angeklagter gesteht Journalistenmord in Slowakei

Rund zwei Jahre nach dem Mord an dem slowakischen Investigativjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova hat der mutmaßliche Todesschütze überraschend die Tat gestanden. Bisher hatte der Angeklagte Miroslav M. seine Schuld bestritten.

Ihm wird vorgeworfen, die beiden 27-Jährigen durch Schüsse in Kopf und Brust getötet zu haben. Heute legte er nach Verlesung der Anklageschrift ein Geständnis ab. Diesem zufolge habe er bei dem Journalisten an die Tür geklopft. Als dieser ihm öffnete, habe er den Mann erschossen. Danach habe er auch die Verlobte getötet.

Für den Auftragsmord soll M. zusammen mit seinem Cousin Tomas Sz., der ihn zum Tatort gefahren hatte, 35.000 bis 40.000 Euro bekommen haben. Die Bestellung soll von Zoltan A. gekommen sein, der bereits im Dezember in einer separaten Verhandlung nach einer Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft zu 15 Jahren Haft verurteilt worden ist.

Auch mutmaßlicher Drahtzieher vor Gericht

Außer M. und einem Mittäter sind der mutmaßliche Auftraggeber Marian Kocner sowie eine Frau angeklagt, die den Kontakt organisiert haben soll. M. gab an, Kocner nicht persönlich, sondern nur indirekt zu kennen. Laut der Anklage soll der Geschäftsmann den Mord über die Organisatorin Alena Zs. bestellt haben, die wiederum Zoltan A. als Mittelsmann kontaktiert hatte.

Laut der Anklageschrift werden den Angeklagten neben dem Kuciak-Mord auch weitere fünf Straftaten zur Last gelegt, darunter ein weiterer Mord. Die Verhandlung ist vorerst für neun Tage im Jänner und Februar angesetzt, am ersten Verhandlungstag wurden auch die Aussagen aller vier Angeklagten erwartet. Die restlichen drei Angeklagten haben sich am Montag vor Gericht für unschuldig erklärt, lediglich Kocner hat unerlaubten Waffenbesitz zugegeben.

Im Vorjahr erschossen

Kuciak und Kusnirova waren am 21. Februar 2018 in ihrem Haus im westslowakischen Dorf Velka Maca erschossen worden. Kuciak hatte zuvor über die Verfilzung von Politik und Geschäftswelt recherchiert.

Seine erst nach dem Doppelmord veröffentlichte Reportage über mögliche Verbindungen italienischer Mafia-Clans zu slowakischen Regierungsmitarbeitern löste Massendemonstrationen gegen Korruption und den Missbrauch von EU-Fördergeldern aus. Daraufhin traten Langzeitregierungschef Robert Fico sowie mehrere Minister und der Polizeipräsident zurück.