„Für Brüder, die sich so sehr um die Fragen der psychischen Gesundheit sorgen, ist der Gebrauch von aufrührerischer Sprache auf diese Weise beleidigend und potenziell schädlich.“ Ein Sprecher des Buckingham-Palasts teilte mit, dass es sich um die „Times“ handle. Die Zeitung hatte behauptet, dass sich Prinz Harry und Herzogin Meghan von William schikaniert fühlten.
Unter Berufung auf einen ungenannten „Eingeweihten“ berichtete die Zeitung, Harry und Meghan fühlten sich durch die nach ihrer Auffassung „herrische Haltung des Herzogs von Cambridge“ beiseitegedrängt. Das Blatt fügte jedoch selbst hinzu, dass diese Behauptung von William und Kate nahestehenden Kreisen „energisch“ zurückgewiesen wurde, ebenso wie von „einigen“ Prinz Harry nahestehenden Quellen.
„Sandringham-Gipfel“ soll „Sussex-Situation“ klären
Der als „Sussex-Situation“ bezeichnete geplante Rückzug von Harry und Meghan soll am Montag auf dem „Sandringham-Gipfel“, einem Treffen bei der Queen, geklärt werden. Erwartet zu dem Treffen wurden neben der Queen und ihrem Privatsekretär Sir Edward Young auch Thronfolger Prinz Charles sowie William und Harry. Meghan hält sich in Kanada auf und wollte sich Berichten zufolge telefonisch zu dem Treffen zuschalten. Britische Zeitungen spekulierten, dass die Herzogin von Sussex – so Meghans offizieller Titel – länger mit ihrem acht Monate alten Sohn Archie in Kanada bleibt, weil sie ihre Hunde nach Nordamerika mitgenommen habe.
Die Verlautbarung des Paares, sich als hochrangige Vertreter der Königsfamilie zurückzuziehen, soll für die Royals überraschend gekommen sein – und auch palastintern für viel Enttäuschung und Ärger gesorgt haben. Die Queen sei „verletzt und tief enttäuscht“, Prinz William „traurig“, und Prinz Charles soll zwar Verständnis zeigen, seinen Sohn aber unter allen Umständen im engsten königlichen Kreis halten wollen.
Exklusivinterview als Drohung?
Der britische Reporter Tom Bradby, angeblich enger Vertrauter des Paares, mutmaßte in der „Daily Mail“, dass Harry und Meghan der Queen drohen würden, in einem großen Exklusivinterview über das Leben im Palast auszupacken, sollte sie ihren Wunsch nach Abstand nicht respektieren. Erst vor wenigen Wochen hatte sich Prinz Andrew (59), der in einen Missbrauchsskandal verwickelt sein soll, in einem TV-Interview um Kopf und Kragen geredet. Eigentlich wollte er mit dem Interview seinen Ruf wiederherstellen. Experten sprachen von einer „PR-Katastrophe“. Der Druck auf Andrew wurde so groß, dass er seine royalen Verpflichtungen vorerst ruhen lässt.
Reaktion der Briten
Wie viel Verständnis es in Großbritannien für den Schritt von Harry und Meghan gibt, erläutert ORF-Korrespondentin Eva Pöcksteiner.
Eine Frage des Geldes
Bei dem Treffen soll nach einem Kompromiss für die Ausgestaltung der zukünftigen Rolle des Paares gesucht werden. Geklärt werden muss unter anderem, wie viel Geld die beiden künftig noch von Prinz Charles erhalten – bisher finanziert der Thronfolger aus seinem Privatvermögen laut Presseberichten 95 Prozent von Harrys Etat.
Auch die Frage, ob das Paar seine königlichen Titel behalten kann, steht laut einem Bericht der „Sunday Times“ auf der Tagesordnung, außerdem die Frage, was für Geschäfte die beiden künftig machen dürfen. Die Queen hatte bereits am Donnerstag rasch auf eine „praktikable Lösung“ gedrungen, welche die Forderung des Paares nach mehr Freiheit berücksichtige.
Das Paar hatte angekündigt, die Queen weiterhin voll zu unterstützen, aber gleichzeitig arbeiten und finanziell unabhängig werden zu wollen. Ihr aufwendig renoviertes Cottage auf Schloss Windsor wollen die beiden als Wohnsitz in England behalten.
„Gleichzeitig halb drinnen und halb draußen?“
Der Finanzexperte David McClure bezweifelte gegenüber der britischen Nachrichtenagentur PA, dass Harry und Meghan künftig gleichzeitig als Mitglieder des Königshauses und als Privatleute leben können: „Wie kann man gleichzeitig halb drinnen und halb draußen sein – die halbe Woche öffentliche Verpflichtungen wahrnehmen und die andere Hälfte sein eigenes Einkommen mit Fernsehen, Vorträgen und Büchern verdienen? Das steckt voller Fallstricke.“ Schon in der Vergangenheit habe es sich als „gefährliche Mischung“ erwiesen, wenn ranghohe Royals selbst Geld verdient hätten – „das hat nicht gut funktioniert“.
Krisengespräch bei den Royals
Thronfolger Prinz Charles und seine Söhne William und Harry werden zum Familienkrisengespräch auf dem Landsitz der Queen erwartet.
Die britischen Steuerzahler haben sich laut einer Umfrage für die „Sun“ ihre Meinung bereits gebildet: 81 Prozent der Befragten sind der Ansicht, Harry und Meghan sollten keinerlei finanzielle Unterstützung durch das Königshaus oder aus Steuermitteln mehr bekommen, 46 Prozent wollen, dass die beiden ihre Titel ablegen.