Prinz Harry mit einem Buben-Rugby-Team
AP/Kirsty Wigglesworth
Vorerst letzter Termin

Harry und Meghan starten „Unabhängigkeit“

Am Donnerstag ist der britische Prinz Harry zu seinem ersten öffentlichen Auftritt seit dem „Megxit“ in den Buckingham-Palast gekommen. Es war auch sein vorerst letzter angekündigter Termin im Namen der königlichen Familie. Frau Meghan und Sohn Archie sind in Kanada, wo die jungen Royals ihr Leben abseits der britischen Hofs aufnehmen wollen. Doch Harry muss noch Geduld üben.

Die Objektive der britischen Presse waren am Donnerstag einmal mehr auf den Enkel der Queen gerichtet. Harry präsentierte im Buckingham-Palast die Auslosung für die Rugby-League-WM im kommenden Jahr. Davor gab es für die Fotografen noch Gelegenheit, Harry bei einem Treffen mit Schulkindern beim Rugby-Training im Palastgarten abzulichten. „Passt auf den Rasen auf, okay? Sonst bekomme ich Ärger.“

Es war der erste Auftritt, nachdem Harry und seine Frau Herzogin Meghan angekündigt hatten, ein unabhängigeres Leben führen zu wollen. Vergangene Woche hatte das Paar publik gemacht, viele seiner Verpflichtungen aufzugeben und abwechselnd in Großbritannien und Kanada zu leben.

Meghan bei Terminen in Kanada

Der Termin im Palast war auch die vorerst letzte offiziell angekündigte Veranstaltung für Harry. Herzogin Meghan war nur Stunden nach der Verkündung des „Megxit“ zurück nach Kanada geflogen, wo der acht Monate alte Archie geblieben war. In Vancouver absolvierte sie einige kleinere Termine, etwa bei der Frauenrechts-NGO Justice for Girls.

Meghan, Herzogin von Sussex, während des Besuchs der Non-Profit-Organisation „Justice for Girls“
APA/AFP/Justice for Girls
Meghan besuchte in Vancouver die NGO Justice for Girls

Harry muss hingegen noch in Großbritannien bleiben. Queen Elizabeth II. hatte dem Paar zwar ihren Segen gegeben und Meghan und Harry ein Leben abseits der royalen Pflichten in Kanada gestattet. Nach einem Krisentreffen im familiären Kreis am Montag hatte die Königin ihre Entscheidung mit einem persönlichen Statement veröffentlicht. Gleichzeitig ordnete sie aber an, dass die noch offenen Fragen, etwa ob die Sussexes Harry und Meghan ihre Titel behalten sollen und wovon sie künftig leben, sofort geklärt werden müssten. Laut britischen Medienberichten soll Harry für diese Debatten noch in England bleiben, bevor er nach Kanada nachreisen kann.

Rassismus in Berichterstattung

Besonders Meghan hat bis heute enge Verbindungen nach Kanada. Dort schaffte sie 2011 in der Serie „Suits“ ihren Durchbruch als Schauspielerin, begann sich auch im Auftrag der Vereinten Nationen für Frauenrechte einzusetzen und betrieb ein Lifestyle-Blog. Aus dieser Zeit soll Meghan ein Vermögen von mehreren Millionen Dollar angespart haben. Als engste Freundin gilt die Modestylistin Jessica Mulroney, die in Toronto lebt und mit dem Sohn eines früheren Premierministers verheiratet ist.

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Harry und Meghan wollen den Großteil ihrer Zeit in Kanada verbringen, weil sie dem Medientrubel aus dem Weg gehen wollen. Harrys Mutter Prinzessin Diana starb 1997 in Paris bei einem Autounfall, sie wurde damals von Paparazzi verfolgt. Auch Meghan wurde von den britischen Boulevardmedien bedrängt. Die Berichterstattung über sie hatte mitunter starke rassistische Züge.

„Exotische DNA“

Rachel Johnson, Schwester des heutigen Premierministers Boris Johnson, schrieb zu Beginn der Beziehung von Harry und Meghan in der „Mail on Sunday“ von Markles „reicher und exotischer DNA“, die den „blassen“ Windsors guttun könne.

2017 grub die „Daily Mail“ Meghans Stammbaum aus und kommentierte diesen mit den Worten, ihre Familie habe sich in 150 Jahren von Baumwollplantagen ins Königshaus „hochgearbeitet“. Viele Anhänger kritisierten zuletzt auch, dass Meghans Aktivitäten von der Presse mit anderen Augen gesehen würden als die anderer Royals.

Klage gegen Zeitung

Das Paar kämpfte von Anfang an gegen untergriffige Berichte an. Harry hatte eine Erklärung veröffentlicht, in der er „die rassistischen Untertöne“ bestimmter Kommentare und den „Sexismus und Rassismus von Trollen in den Social Media“ brandmarkte. Derzeit führt Meghan einen Rechtsstreit gegen die „Mail on Sunday“. Diese hatte einen handgeschriebenen Brief von ihr an ihren Vater Thomas Markle veröffentlicht. Der Brief war von der Zeitung im August 2018 als angeblicher Beleg für das zerrüttete Verhältnis zwischen Meghan und ihrem Vater veröffentlicht worden. Meghans Eltern sind geschieden, ihr Vater lebt mittlerweile in Mexiko. An der Hochzeit seiner Tochter mit Prinz Harry im Mai 2018 nahm er nicht teil. Kurz zuvor hatte Thomas Markle für gestellte Paparazzi-Fotos posiert hatte.

Prinz Harry
AP/Jeremy Selwyn
Harry bei der Auslosung für die Rugby-League-WM im Buckingham-Palast

Meghan warf dem Verlag der Zeitung in ihrer Klage Missbrauch privater Informationen, Verstoß gegen das Urheberrecht und Verstoß gegen das Datenschutzgesetz vor. Ihre Anwälte argumentierten, die Veröffentlichung sei „Teil einer Kampagne dieser Mediengruppe, falsche und absichtlich herabwürdigende Geschichten über sie und ihren Ehemann zu veröffentlichen“. Die Herzogin reichte Klage ein.

Treffen mit Vater vor Gericht möglich

Flankierend zu der Klage veröffentlichte Harry einen offenen Brief, in dem es hieß, die Zeitung habe in „absichtlich zerstörerischer Weise“ bestimmte Absätze, Sätze und Wörter aus Meghans Brief weggelassen, um die „Lügen zu vertuschen“, die das Blatt seit mehr als einem Jahr über Meghan verbreitet habe. Ziel sei es, die Leser der Zeitung zu manipulieren und Zwietracht zu säen.

Am Mittwoch wurden Berichte publik, laut denen Meghan womöglich ihren Vater vor Gericht wiedersehen könnte. Die Anwälte der Zeitung könnten laut Gerichtsdokumenten Thomas Markle als Zeugen in dem Verfahren heranziehen. Dieser habe schließlich „ein gewichtiges Recht, seine Version des Geschehens zu erzählen“, hieß es. Das Schwesterblatt „Daily Mail“ meldete am Mittwoch auf seiner Titelseite, Markle sei bereit, vor Gericht als Zeuge gegen die Vorwürfe seiner Tochter auszusagen.