Bericht: Sidlo-Abberufung wegen „grober Pflichtverletzung“

Der ehemalige Finanzvorstand Peter Sidlo der teilstaatlichen Casinos Austria (CASAG) ist offenbar auch wegen „grober Pflichtverletzung“ abberufen worden. Das berichtete die „Presse“ gestern. Im Dezember 2019 berief die Mehrheit des CASAG-Aufsichtsrats den früheren FPÖ-Bezirksrat „aus wichtigem Grund“ ab, wie es damals hieß. Details nannte man nicht.

Derzeit laufen Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), die den Verdacht hegt, der CASAG-Aktionär Novomatic habe sich für die Bestellung von Sidlo zum Casinos-Finanzchef nur deshalb eingesetzt, weil im Gegenzug die FPÖ ein Entgegenkommen bei der Vergabe von Lizenzen versprochen habe. Alle Seiten weisen diese Anschuldigungen kategorisch zurück. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.

„Mangelnde Offenheit“

Am 2. Dezember wurde bei Aufsichtsratssitzung laut „Presse“ ein Antrag eingebracht, wonach die Bestellung von Sidlo als Vorstand „aus wichtigem Grund gemäß § 75 (4) Aktiengesetz mit sofortiger Wirkung“ widerrufen werden sollte. Außerdem soll sein Dienstverhältnis „aus wichtigem Grund mit sofortiger Wirkung, namentlich wegen grober Pflichtverletzung, schwerer Imageschädigung und Reputationsverlusts“, aufgelöst werden.

Nach Informationen der „Presse“, die aus einem Sitzungsprotokoll zitierte, habe der Vertreter des tschechischen Großaktionärs Sazka, während der Sitzung erklärt, dass Sidlo die „Vertrauensbasis unwiederbringlich zerstört“ habe, weil er „gegenüber dem Aufsichtsrat die Unwahrheit“ gesagt habe. „Mangelnde Offenheit eines Vorstandsmitglieds gegenüber dem Aufsichtsrat stellt eine grobe Pflichtverletzung dar.“

Keine Details über Abberufung

Die „Presse“ berichtete weiters, dass man sich in dieser Sitzung auch darauf einigte, „den wichtigen Grund in der Pressemitteilung nicht anzuführen“. Und Aufsichtsratspräsident Walter Rothensteiner legte darauf Wert, dass klargestellt werde, dass der Aufsichtsrat sowohl bei der Bestellung Sidlos als auch bei dessen Abberufung „ordnungsgemäß gehandelt hat“.

Außerdem habe Sidlo in einem „Presse“-Interview im August 2019 „Abstimmungsergebnisse der Aufsichtratssitzung der Gesellschaft“ offengelegt. „Damit verletzt er die ihm vom Gesetz auferlegte Verpflichtung, über vertrauliche Angelegenheiten der Gesellschaft Stillschweigen zu bewahren.“

Sidlo klagte Casinos Austria

Gegen seine Abberufung setzt sich Sidlo zur Wehr. Laut einem „Kurier“-Bericht fordert er 2,3 Millionen Euro ein. Bis Vertragsende wären ihm noch für zwei Jahre und vier Monate 1,9 Millionen Euro an Fixgehalt (400.000 Euro jährlich) und Boni zugestanden, heißt es in dem Bericht. Hinzu kommen Sachbezüge und Pensionszusagen.

Nächste Woche dürfte in der Nationalratssitzung auch ein U-Ausschuss zur Causa Casinos – sowie zum „Ibiza-Video“ – eingesetzt werden. Stimmt der vor der Sitzung anberaumte Geschäftsordnungsausschuss dem Antrag zu, wird „in Aussicht genommen“, die Einsetzung des U-Ausschusses auf die Tagesordnung des Plenums zu nehmen.