Sandsturm zieht über Häuser hinweg
AP/Ian Harris
Extremwetter in Australien

Hagel, Brand und Staubstürme

Nach Wochen dramatischer Buschbrände haben viele Regionen Australiens nun mit weiteren Wetterextremen zu kämpfen. Zwar begünstigten heftige Regenfälle die Löscharbeiten, aufgrund der Niederschlagsmengen kam es im Südosten des Landes aber auch zu Überschwemmungen. Teils fielen golfballgroße Hagelkörner vom Himmel, die Autos und Häuser demolierten. Andernorts gab es heftige Staubstürme.

In New South Wales formierten sich aufgrund des Windes riesige Wände aus Staub, die den Himmel verdunkelten. Drohnenvideos zeigten, wie sich diese über ganzen Ortschaften auftürmten. Dazu wurde vor starkem Wind gewarnt: Laut Wetteramt wurden bei einem Sturm in der Stadt Dubbo 100 Kilometer in der Stunde gemessen.

Für den Abend (Ortszeit) prognostizierten die Wetterdienste starke Regenfälle in Teilen von New South Wales. Der Bundesstaat ist besonders schlimm von den Bränden betroffen. Am Sonntag wüteten dort immer noch 69 Buschfeuer. Auch in Victoria und Queensland werden heftige Niederschläge erwartet. Sturzfluten seien ebenfalls möglich.

Sandsturm zieht über Häuser hinweg
APA/AFP/Courtesy of Marcia Macmillan
Die Staubstürme waren teils so dicht, dass sie jedes Sonnenlicht blockierten

Starker Regen hilft seit vergangener Woche bei den Löscharbeiten. Das viele Wasser brachte aber neue Probleme: In Queensland wurden mehrere Autobahnen und Straßen überflutet. Bereits am Sonntag befand sich die Feuerwehr im Dauereinsatz. In der Hauptstadt Canberra verursachte ein kurzer, aber heftiger Hagelsturm schwere Schäden.

Mittlerweile 29 Tote

Zudem sei nicht davon auszugehen, dass die aktuellen Regenfälle die Brände löschen würden, hieß es von den Behörden. Nach wie vor kämpft Australien auch mit den schweren Buschfeuern. Seit September starben 29 Menschen. Zuletzt erlag ein 84-jähriger Mann seinen schweren Verletzungen, die er zu Silvester bei einem Feuer in Cobargo erlitten hatte. Damit kamen allein in diesem Bundesstaat bisher 21 Menschen im Zuge der Buschbrände ums Leben, darunter drei Feuerwehrmänner. In Victoria starben fünf Menschen, davon zwei Feuerwehrmänner und ein Bauunternehmer. In South Australia verloren drei Menschen ihr Leben.

Hagelsturm in Canberra

Wetterextreme – wie starker Hagel – halten Australien weiter im Bann. (Videoquelle: APTN/AuBC)

Die Flammen vernichteten bisher rund zwölf Millionen Hektar Land. Groben Schätzungen zufolge verendeten über eine Milliarde Tiere. Zeitweise hatten auch die großen Städte wie Sydney mit Rauch und hoher Luftverschmutzung zu kämpfen. In Melbourne, der Hauptstadt von Victoria, brachten Regenfälle und Wind, der sich gedreht hatte, nach Tagen des Rauchs inzwischen wieder klarere Luft. Menschen mit Atemmasken auf den Straßen wie in den Vortagen waren die Ausnahme.

Grand Slam gestartet – Luftqualität „gut“

Im Melbourne Park startete am Montag das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres. Auch einige Tennisstars hatten sich in den zurückliegenden Tagen besorgt über die Luftqualität geäußert. Manche klagten über Husten und Atemprobleme. Am Montag schien die Luft in Ordnung gewesen zu sein: „Es schien normal heute. Ich glaube, die Luftqualität war ziemlich gut heute. Ich hatte definitiv das Gefühl“, sagte die 23-malige Grand-Slam-Siegerin Serena Williams am Montag nach ihrem Erstrundensieg in Melbourne. „Ich war wirklich besorgt und bin es noch“, sagte die US-Amerikanerin. „Es ist immer noch eine Sorge für fast jeden, glaube ich.“

Melbourne Park in Melbourne
Reuters/Ciro De Luca
Statt stark verschmutzter Luft gab es am Montag in Melbourne Regen

Am Dienstag und Mittwoch hatte der Rauch der seit Monaten wütenden Feuer in Australien die Qualifikation der Australian Open beeinträchtigt. Der Spielbeginn war zwar verschoben, die Partien aber nicht komplett verlegt worden. Dabei hatten die Behörden den Einwohnern der Millionenmetropole empfohlen, die Gebäude nicht zu verlassen.

Hilfe für Australiens Tourismusbranche

Die australische Regierung sagte derweil der heimischen Tourismusbranche Millionenhilfen zu, um die Einbußen und Schäden im Zuge der Buschfeuer abzufedern. Für den Wiederaufbau des Fremdenverkehrs, der vor der „größten Herausforderung der Geschichte“ stehe, seien 76 Millionen australische Dollar (rund 47 Mio. Euro) vorgesehen, sagte Regierungschef Scott Morrison am Sonntag. Bereits vor wenigen Tagen hatte er 50 Millionen Dollar dem Schutz der Tierwelt gewidmet.

300 bedrohte Tier- und Pflanzenarten betroffen

Diese wurde bei den Bränden besonders in Mitleidenschaft gezogen. Von den Buschfeuern sind Lebensräume mehr als 300 bedrohter Tier- und Pflanzenarten betroffen, wie aus einer vorläufigen Einschätzung des australischen Umweltministeriums hervorgeht. Bei 191 Arten sei mindestens ein Drittel des insgesamt besiedelten Lebensraums in Mitleidenschaft gezogen worden, bei 49 davon sogar mehr als 80 Prozent. Einige Spezies rückten dadurch noch näher ans Aussterben.

Der am Montag vorgestellten vorläufigen Analyse zufolge gehören zu den betroffenen Arten neben gut 270 Pflanzenspezies 16 Säugetier-, 14 Frosch- und neun Vogelarten. Von den Feuern erfasst wurde etwa der Lebensraum des unter anderem im Bundesstaat New South Wales beheimateten Langfuß-Kaninchenkängurus. Als eines der am schlimmsten betroffenen Säugetiere gilt die Känguru-Insel-Schmalfußbeutelmaus, die es nur auf der schwer verwüsteten Känguru-Insel gibt.