Anschober schloss Kredite für Primärversorgungszentren ab

Die medizinische Betreuung in Primärversorgungseinheiten (PVE) bekommt einen finanziellen Anschub. Sozial- und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) unterzeichnete gestern in Wien einen Vertrag mit der Europäischen Investitionsbank (EIB), durch den – in Kooperation mit heimischen Banken – insgesamt 360 Mio. Euro an günstigem Kreditvolumen zur Verfügung stehen sollen.

Die Zahl der PVEs, in denen Ärztinnen, Ärzte und andere Gesundheitsberufe zusammenarbeiten, soll damit von derzeit 17 bis Ende 2021 auf 75 erhöht werden, was Bund, Länder und Sozialversicherung schon länger anpeilen. Gründungswillige Ärzte, die einen entsprechenden Kassenvertrag in Aussicht haben, bekommen durch die Unterstützung der EIB (sie steuert 180 Mio. Euro bei) günstigere Fixzinsen, längere Kreditlaufzeiten und einen tilgungsfreien Startzeitraum.

Anschober sprach in diesem Zusammenhang von einer „wunderbaren Chance“ für Jungärztinnen und -ärzte. An diesen liege es nun, dieses Angebot zu nutzen. Dem Abkommen gingen lange Vorbereitungen voraus, gut zwei Jahre lang hatte das Ministerium an dem Deal gearbeitet. Von den heimischen Instituten ist derzeit die Erste Bank sowie die Ärzte- und Apothekerbank (in Kooperation mit der Volksbank) dabei. Bei Letzterer geht man von Investitionsvolumina von vier Mio. Euro aufwärts aus, wenn eine PVE auf der grünen Wiese (inklusive Grunderwerb) neu gebaut wird.

Kritik von NEOS

NEOS hält wenig vom finanziellen Anschub für PVEs. „Wer glaubt, die geringe Zahl an Primärversorgungszentren läge an zu teuren Krediten, der hat überhaupt nichts verstanden“, so NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker in Richtung des Gesundheitsministers.

Das große Problem seien vielmehr die unattraktiven Rahmenbedingungen für Gesundheitszentren, schrieb er in einer Aussendung: „Die Ärzte müssen solch ein Zentrum betreiben, wie es der Kasse und der Ärztekammer passt, nicht wie sie es als Freiberufler und Unternehmer selbst gestalten würden.“ Auch die Vergütung der Leistungen sei nicht mehr zeitgemäß. Was die Mediziner benötigten, seien flexible Möglichkeiten der Zusammenarbeit und unternehmerische Freiheit.