Sicherheitskräfte gehen gegen Protestcamps im Irak vor

Irakische Sicherheitskräfte haben heute regierungskritische Demonstranten von Straßen und Plätzen in Bagdad und weiteren Städten im Süden des Landes vertrieben. In der Hauptstadt wurden dabei nach Angaben von Ärzten mindestens 19 Protestierende verletzt. Die Aktion schürte Ängste, die seit Oktober andauernden Proteste könnten nun gewaltsam beendet werden. Tags zuvor hatte der einflussreiche Schiitenführer Moktada al-Sadr erklärt, er unterstütze die Protestbewegung nicht mehr.

Sadr hatte zu einer Demonstration für den Abzug der US-Truppen aus dem Irak aufgerufen. Tausende Menschen in Bagdad waren seinem Aufruf gefolgt und hatten sich zu Protesten versammelt, die sich von der bisherigen Bewegung unterscheiden.

Tränengas und Schüsse

Der mächtige Kleriker ist bekannt dafür, seine politischen Positionen schnell zu wechseln. Als die regierungskritischen Proteste im Oktober begannen, stellte er sich hinter die Bewegung und forderte die Regierung zum Rücktritt auf – obwohl er einen Großteil des Parlaments kontrolliert und seine Vertrauten mehrere Ministerposten besetzen. Doch nun entzog er der Bewegung seine Unterstützung.

Sicherheitskräfte setzten die Zelte der irakischen Demonstranten in Brand
Reuters/Thaier Al-Sudani

In der Folge gingen die Sicherheitskräfte im ganzen Land gegen die Protestcamps vor. In Basra wurden Aktivisten gewaltsam auseinandergetrieben und ihre Zelte verbrannt, wie ein AFP-Reporter berichtete. In Bagdad räumten Sicherheitskräfte unter Einsatz von Tränengas und scharfer Munition die Protestcamps. Ärzte berichteten von mindestens 19 Verletzten. Eine Ärztin sagte der Nachrichtenagentur AFP, Polizisten hätten große Zelte, in denen Verletzte behandelt wurden, in Brand gesteckt.