Das Kaiser Franz Josef Spital in Favoriten
ORF.at/Dominique Hammer
Entwarnung in Wien

Frau nicht mit Coronavirus infiziert

Bei dem Coronavirus-Verdachtsfall in Wien gibt es Entwarnung. Die chinesische Flugbegleiterin, die am Samstag mit Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus in das Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital eingeliefert wurde, ist nicht infiziert. Das teilte das Krankenhaus noch am Sonntagabend mit. In China gibt es bereits 2.000 Infektionsfälle.

Ursprünglich war noch von Testergebnissen am Montag ausgegangen worden. Michael Binder, Ärztlicher Direktor des Krankenanstaltenverbundes (KAV), lobte die Geschwindigkeit der Tests: „Ich möchte hier vor allem dem Team des virologischen Zentrums der MedUni Wien danken, das die Tests so rasch durchgeführt hat und in dieser wichtigen Frage für Sicherheit sorgt.“

Schon zuvor bei einer Pressekonferenz hatte die verantwortliche Oberärztin Sabine Hagenauer betont, dass es der Patientin „heute subjektiv und objektiv“ gut gehe. Die Chinesin hatte sich zwei Tage in Wuhan aufgehalten, das als Zentrum der Epidemie gilt. Kurz danach kam sie als Flugbegleiterin nach Wien. Aufgrund von grippalen Symptomen wurde sie auf eigenes Betreiben von der Rettung aus ihrem Hotelzimmer ins Krankenhaus gebracht und dort in einem Isolierzimmer untergebracht.

Sabine Hagenauer, Michael Binder und Judith Aberle
APA/Herbert Pfarrhofer
Oberärztin Hagenauer, Binder (KAV) und Virologin Aberle (v. l. n. r)

Übertragung über Tröpfcheninfektion

Personen, die mit der Patientin zuvor Kontakt hatten – wie etwa andere Crewmitglieder – zeigten sich nach Angaben des Wiener Gesundheitsamts symptomfrei. Um die Kriterien für einen Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus zu erfüllen, müsste man Fieber, Husten oder Atembeschwerden und einen Aufenthalt in einem Risikogebiet aufweisen, erklärte Judith Aberle, Expertin für Viruserkrankungen an der MedUni Wien. Mittlerweile besteht der Verdacht, dass sich das Virus per Tröpfcheninfektion übertragen könnte.

Auf dem Flughafen Wien-Schwechat herrschte indes „erhöhte Aufmerksamkeit“. „Wir sind zudem in ständigem Kontakt mit den Behörden“, sagte Flughafen-Sprecher Peter Kleemann am Sonntag. Der Flughafen verfüge über eine medizinische Station, die rund um die Uhr geöffnet ist. Von Wien-Schwechat gibt es keine Direktflüge in die betroffenen Gebiete in China. Gemeinsam mit Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sollte ein Einsatzstab am Montag zusammenkommen.

Schon in Inkubationszeit ansteckend

Trotz Quarantänemaßnahmen der chinesischen Sicherheitsbehörden breitet sich das Virus in China immer weiter aus. Das Potenzial des Virus werde „stärker“, erklärte das Gesundheitsministerium in Peking am Sonntag. Zwar ist das Coronavirus laut chinesischen Experten weniger gefährlich als der SARS-Erreger. Allerdings sei das Virus schon während der bis zu zwei Wochen langen Inkubationszeit ansteckend. Das erschwere den Kampf gegen die Krankheit.

Sicherheitskräfte mit Schutzanzügen in einer U-Bahn-Station in Peking
APA/AFP/Noel Celis
China erweiterte am Sonntag die Reisebeschränkungen, um das Virus einzudämmen

Der Bürgermeister von Wuhan, Zhou Xianwang, rechnet mit tausend weiteren Infektionsfällen, da noch über 2.200 Verdachtsfälle in den Krankenhäusern der Stadt seien. Zudem seien noch vor Verhängung der Quarantäne fünf Millionen Menschen aus Wuhan abgereist, zitierte die „South China Morning Post“ („SCMP“) am Sonntag den Bürgermeister.

Die Provinzhauptstadt von Hubei, die Millionenmetropole Wuhan, ist besonders stark vom Coronavirus betroffen: Dort war der Erreger vor wenigen Wochen vermutlich auf einem Tiermarkt auf Menschen übergesprungen. In der Metropole mit elf Millionen Einwohnern werden bereits zwei Sonderkliniken für Patienten, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, gebaut. Die nationalen Gesundheitsbehörden schickten mehr als 1.200 Ärzte und anderes medizinisches Personal zur Verstärkung nach Wuhan.

Millionen in China unter Quarantäne

Offiziell gibt es in China bisher 2.000 Infektionsfälle, 56 Menschen starben. Nach Wuhan steht inzwischen praktisch die gesamte Provinz Hubei unter Quarantäne, betroffen sind rund 56 Millionen Menschen. Vier Großstädte, darunter Peking und Schanghai, sowie die östliche Provinz Schandong setzten den Verkehr von Überlandbussen aus.

Die USA, Frankreich und Japan wollen Bürger und Bürgerinnen aus den betroffenen Regionen zurückholen. Die in China lebenden Österreicher sind bisher nicht „akut“ von dem Virus betroffen, hieß es am Sonntag aus dem Außenministerium. Außer in China traten einzelne Infektionsfälle auch in anderen Ländern auf, darunter in den USA, Australien, Kanada und Frankreich. Ein Verdachtsfall in Berlin bestätigte sich nicht.