„Sardinen“ jubeln über Dämpfer für Salvini

Die spontan entstandene Anti-Populisten-Bewegung der „Sardinen“ feiert die Wahlniederlage der rechtspopulistischen Lega bei der Regionalwahl gestern in der norditalienischen Region Emilia-Romagna. „Wir haben (Lega-Chef Matteo, Anm.) Salvini gestoppt“, feierten Anhängerinnen und Anhänger der Bewegung heute in Bologna.

Die „Sardinen“ hatten sich am 14. November als Flashmob in Bologna gebildet, als Salvini dort seine erste Kundgebung in Hinblick auf die Regionalwahl abhielt. Als „Antikörper gegen den Populismus“ bezeichneten sich die Demonstranten, die in Bologna mit Sardinen aus Karton oder Plakaten in der Hand Slogans gegen Rassismus und Antisemitismus skandierten.

„Sardinen“ überlegen Parteigründung

Die Bewegung schließt jetzt die Umwandlung in eine Partei nicht aus. Sie plant einen zweitägigen Kongress am 14. und 15. März in Scampia, einem wegen der Kriminalität berüchtigten Vorstadtviertel Neapels. Der Kongress findet gleichzeitig mit jenem der in Rom regierenden Fünf-Sterne-Bewegung in Turin statt, der vom 13. bis zum 15. März geplant ist. Dort soll über eine neue Führungsstruktur entschieden werden, nachdem Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio am Mittwoch zurückgetreten ist.

Salvini räumt Niederlage ein

Salvini musste seine Niederlage bei der Regionalwahl in der Emilia-Romagna einräumen, gab sich jedoch nicht geschlagen. Seine Partei konnte sich mit der Kandidatin Lucia Borgonzoni zwar im Rennen um die Führung der Region gegen die Sozialdemokraten nicht behaupten, die Lega sei jedoch mit 32 Prozent die zweitstärkste Partei, sagte Salvini.

Salvini hatte auf einen Durchbruch in der Emilia-Romagna, einer traditionell linken Hochburg, gehofft, um seinen Druck auf italienweite Neuwahlen zu erhöhen. Die Wahlniederlage sporne ihn jedenfalls an, noch härter zu arbeiten. Er verwies auf die heuer anstehenden Regionalwahlen in sechs weiteren Regionen.

„Niedergang der Lega hat begonnen“

Premier Giuseppe Conte sprach vom beginnenden Niedergang der Partei. Salvini bezeichnete er als „großen Verlierer“ der Regionalwahlen. „Er hat aus der Wahl in der Emilia Romagna ein Referendum über sich selbst gemacht und er hat verloren“, sagte Conte.

Salvini habe aus der Regionalwahlen in der Emilia Romagna eine Volksbefragung für oder gegen die Regierung in Rom machen wollen und sei dabei unterlegen, kritisierte Conte. „Wer nur mit Slogans Politik betreibt, scheitert“, sagte der parteilose Conte, der zwischen Juni 2018 und August 2019 eine Regierung aus Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega geführt hatte, bevor diese in die Brüche gegangen war.

Gewählt wurde gestern auch im süditalienischen Kalabrien. Dort übernimmt erstmals in der Geschichte der Region eine Frau die Führung. Die 51-jährige Anwältin Jole Santelli, Kandidatin der Mitte-rechts-Allianz, behauptete sich mit 55 Prozent der Stimmen in der von der organisierten Kriminalität schwer belasteten Region. Die Parlamentarierin der Forza Italia gilt als Vertraute des viermaligen Premiers Silvio Berlusconi.