Verbrannte Fläschen südlich der australischen Hauptstadt Canberra
AP/Rick Rycroft
Buschfeuer

Leichtes Aufatmen in Canberra

Seit Monaten wüten in Australien Buschfeuer. Zuletzt kamen die Brände auch der australischen Hauptstadt Canberra gefährlich nahe. Am Sonntag entspannte sich die Lage etwas. Gebannt ist die Gefahr aber noch nicht. Vor allem starke Winde machen den Einsatzkräften zu schaffen.

Ein klein wenig konnten die Bewohner der australischen Hauptstadt inzwischen aufatmen: Die Behörden setzten die Warnstufe für das Orroral-Valley-Feuer vom höchsten Level um eine Ebene zurück. „Watch and Act“ (Aufpassen und Handeln) lautet die aktuelle Gefahrenstufe. „Das Feuer ist immer noch aktiv. Die Löscharbeiten werden noch Tage und möglicherweise sogar Wochen andauern“, sagte der Regierungschef des Hauptstadtterritoriums, Andrew Barr. Der am Freitag ausgerufenen Notstand bleibe auf jeden Fall noch bis Montag aufrecht.

Inzwischen hat das Orroral-Valley-Feuer bereits 55.000 Hektar (550 Quadratkilometer) Land vernichtet – fast ein Viertel der gesamten australischen Hauptstadtregion. Zum Vergleich: Die gesamte Fläche Wiens beträgt rund 414 Quadratkilometer. Besonders die südlichen Vororte von Canberra und das nahe gelegene Dorf Tharwa hatten zu Beginn des Wochenendes als besonders gefährdet gegolten. In einigen Orten rund um Canberra warnten die Behörden gar, es sei „zu spät“, um zu fliehen. Sie riefen die Bewohner auf, Schutzräume aufzusuchen.

Feuerwehrleute bekämpfen Feuer südlich der australischen Hauptstadt Canberra
AP/Rick Rycroft
Für die Feuerwehrleute ist der Einsatz noch lange nicht vorbei

Im Laufe des Wochenendes gelang es den Einsatzkräften allerdings, Feuerschneisen zu schlagen. Und auch der Wind kam den Feuerwehrleuten zu Hilfe. Er drehte Richtung Südosten und sorgte dafür, dass sich die Flammen von der australischen Hauptstadt wegbewegten.

„Noch nicht über den Berg“

So sehr der Wind den Einsätzen in diesem Fall zugutekommt, so sehr bleibt er aber auch eine Gefahr. Zum einen besteht die Sorge, dass er wieder in Richtung Hauptstadt dreht. Zum anderen befeuert er den Funkenflug, der dafür sorgt, dass neue Brände ausbrechen – teilweise bis zu zehn Kilometer vom Ursprungsfeuer entfernt.

Buschfeuer in der Nähe der Stadt Bumbalong südlich von Canberra (Australien)
APA/AFP/Peter Parks
Funkenflug trägt die Flammen oft kilometerweit

In der kommenden Woche kämen auf die Einsatzkräfte schwierige Wetterbedingungen zu, sagte die Beauftragte für den Katastrophenschutz, Georgeina Whelan, Sonntagfrüh dem ABC Radio. Das Feuer könnte sich unvorhersehbar verhalten, die Bedingungen seien sehr herausfordernd. „Noch sind wir nicht über den Berg“, so Whelan.

Anhaltende Dürre beeinträchtigt Land „unbarmherzig“

Der österreichische Botschafter in Australien, Wolfgang Strohmayer, sagte gegenüber ORF.at, dass das Team der Botschaft mit den Behörden ständig in Verbindung stehe. Grundsätzlich gebe es auch Evakuierungspläne. Turnsäle und Schulen stünden für Leute bereit, die ihre Wohngegenden verlassen müssten.

Verbrannte Fläschen südlich der australischen Hauptstadt Canberra
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Die Buschfeuer verwüsteten bereits riesige Flächen

Er sei bereits von 2006 bis 2010 in Canberra gewesen, sagte Strohmayer. Und er sehe „jetzt, wie die anhaltende Dürre die Stadt und das umliegende Land und seine Vegetation unbarmherzig beeinträchtigt hat. Und es ist keine Veränderung aktuell in Sicht, nur Gott sei Dank etwas Abkühlung“, so der Botschafter.

Die Hauptstadtregion (Australian Capital Territory) umfasst Canberra und das Umland. Nach Melbourne im Südwesten sind es etwa 600 Kilometer, Sydney im Nordosten liegt etwa 200 Kilometer entfernt. Wie auch Sydney liegt die Hauptstadtregion im Bundesstaat New South Wales. Rund 400.000 Menschen leben in der Region, in der seit Wochen Feuer wüten. Insgesamt wurden bei den Bränden in Australien seit September schon mehr als zwölf Millionen Hektar Land verwüstet, etwa das Eineinhalbfache der Fläche Österreichs. Mindestens 33 Menschen kamen ums Leben.