Flughafen Schwechat bei Nacht
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In Wien gelandet

14 Tage Quarantäne für Wuhan-Rückkehrer

Die sieben Österreicher, die am Sonntag aus dem Coronavirus-Epidemiegebiet Wuhan heimgekehrt sind, werden 14 Tage unter Quarantäne gestellt. Das wurde bei einer Pressekonferenz von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bekannt. Die Rückkehrer trafen am Abend – mit großer Verspätung – in Wien ein.

Es gebe keinen Grund zur Panik, aber man werde größte Aufmerksamkeit und Vorsicht walten lassen, kündigte Anschober am Sonntagabend an. Das gelte auch für die sieben Heimkehrer aus China. Nach einer ersten kurzen Untersuchung durch die Berufsrettung war für sie der Transport in das Hygienezentrum nach Simmering geplant, wo Abstriche genommen würden, kündigte Hacker an.

Sollten die Ergebnisse, die bis Montagmittag erwartet wurden, einen Nachweis des Coronavirus ergeben, würden die Betroffenen in die Isolierstation des Kaiser-Franz-Josef-Spitals gebracht. Ansonsten würden diese zumindest 14 Tage isoliert, ob im Hygienezentrum oder anderen geeigneten Einrichtungen, würde bis Montagnachmittag entschieden, so die stellvertretende Landessanitätsdirektorin von Wien, Ursula Karnthaler.

Coronavirus: Quarantäne für China-Rückkehrer

Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus in China sind sieben Österreicher aus der Krisenregion ausgeflogen worden und Sonntagabend in Wien gelandet. Im Hygienezentrum der Stadt Wien werden sie nun betreut.

Anreise mit Verspätung

Die sieben Österreicher, die bisher keinerlei Symptome aufwiesen, landeten nach zahlreichen Verzögerungen gegen 20.30 Uhr von Frankreich kommend in Wien. Ursprünglich waren sie bereits um 18.30 Uhr in Wien erwartet worden.

Laut Außenamtssprecher Peter Guschelbauer handelt es sich bei den sieben Österreichern um den österreichischen Konsul, einen Osttiroler sowie zwei Männer, zwei Frauen und ein Kind, alle aus Niederösterreich. Sie wurden bei der Rückkehr von der Öffentlichkeit abgeschirmt und nicht über ein normales Terminal abgefertigt.

Andere Passagiere mit Krankheitssymptomen

Die Maschine vom Typ Hercules C-130 hatte die sieben österreichischen Staatsangehörigen auf der südfranzösischen Luftwaffenbasis Istris-Le Tube übernommen. Die Österreicher waren mit 282 weiteren Europäern, darunter Franzosen, Polen, Bulgaren, Briten, Schweden und Belgier, mit einer zivilen Maschine von China nach Südfrankreich geflogen worden.

Für etwa 20 unter Beobachtung stehende Passagiere aus dem Flugzeug konnte mittlerweile Entwarnung gegeben werden. Tests seien negativ ausgefallen, sagte der Staatssekretär im französischen Gesundheitsministerium, Adrien Taquet, am Montag im Sender BFMTV.

„Ausgetüfteltes Krisenmanagement“

Anschober dankte allen Mitwirkenden an der Rückführungsaktion, insbesondere dem Bundesheer, dem Flughafen Wien, der Berufsrettung sowie den Wiener Gesundheitsbehörden. Diese sehen sich gut aufgestellt, um die Bedrohung zu bewältigen, so Hacker, der auf ein ausgetüfteltes Krisenmanagement verwies.

Der medizinische Direktor des Wiener Krankenanstaltenverbundes, Michael Binder, betonte, man könne die bisher gesunden Heimkehrer innerhalb weniger Stunden auf den Coronavirus testen. Das erfolge durch Abstriche im Hals- und Nasenbereich. Ist das Ergebnis positiv, werde man die betroffenen Personen sofort auf die Isolierstation verlegen.

Ansonsten werden sie isoliert und überwacht und laufend auf mögliche Symptome untersucht. Für ihre Unterbringung gibt es laut Hacker mehrere Möglichkeiten. „Mit 14 Tagen sind wir auf der sicheren Seite“, erklärte Binder den Zeitraum der Quarantäne.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (G), Michael Binder (Medizinischer Direktor des KAV)  und der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ)
APA/Herbert Pfarrhofer
Anschober, Binder und Hacker bei der Pressekonferenz

Entwarnung bei weiterem Verdachtsfall

ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg dankte in einer Stellungnahme den Mitarbeitern seines Ressorts. „Besondere Anerkennung gebührt unserem Konsul Nikolai Herold, der sich freiwillig in das Krisengebiet begeben hat, um die Österreicher und ihre Angehörigen direkt vor Ort zu betreuen und ihnen die Heimreise zu ermöglichen.“ Österreicherinnen und Österreicher, die im Ausland unverschuldet in Gefahrensituationen kommen, könnten sich darauf verlassen, „dass wir nichts unversucht lassen, Ihnen zu helfen“.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) sagte: „Ich bin sehr froh, dass das Bundesheer unseren Landsleuten hilft. Hier zeigt sich wieder, dass jede Investition in das Bundesheer eine Investition in die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger ist.“

In Österreich gab es am Montag fünf neue Verdachtsfälle. Wie das Gesundheitsministerium Montagvormittag bekanntgab, handelt es sich um drei Fälle in Niederösterreich und je einen in der Steiermark und in Tirol – mehr dazu in tirol.ORF.at, kaernten.ORF.at und noe.ORF.at. Die Rückgeholten zählen nicht dazu.

Zahlreiche Staaten holen Angehörige heim

Gleichfalls in Quarantäne sind 15 Niederländer sowie zwei chinesische Partner, die in der Nacht auf Montag, aus Wuhan kommend, in den Niederlanden angekommen sind. Tests in Brüssel hätten bei keinem von ihnen Hinweise auf eine Infektion mit dem Virus ergeben, teilte das niederländische Gesundheitsministerium mit.

Auch andere Staaten holen ihre Bürgerinnen und Bürger heim. Russland will im Laufe des Tages damit beginnen, seine Bürger aus Wuhan zurückzufliegen. Nach Regierungsangaben halten sich gegenwärtig mehr als 600 Russen in der Provinz Hubei auf. Nach der Beschränkung der Direktflüge nach China ist seit Mitternacht auch der Personenzugsverkehr zwischen beiden Ländern ausgesetzt. Der letzte Zug von Peking nach Moskau kam an der Grenze leer an, die 136 Passagiere – alles Chinesen – hätten den Zug verlassen müssen, meldete die russische Nachrichtenagentur RIA.

USA kündigten weitere Flüge an

US-Außenminister Mike Pompeo kündigt ebenfalls weitere Flüge nach China an, um US-Bürger zurückzuholen. Es würde einige Maschinen nach Hubei fliegen. Auch Bürger anderer Staaten könnten an Bord genommen werden. Zudem würden die US-Maschinen medizinische Güter nach China bringen. Die Zahl der in den USA mit dem Virus infizierten Personen erhöht sich auf elf. Zuvor hat die australische Regierung 243 Bürger und Personen mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung aus Wuhan mit Hilfe einer gecharterten Qantas-Maschine ausgeflogen.

Auch Brasilien will jetzt doch Staatsbürger ausfliegen. Verzweifelte Brasilianer, die in Wuhan festsitzen, hatten ein Video auf YouTube veröffentlicht, in dem sie sich direkt an den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro wenden. Dieser hatte zuvor rechtliche Hindernisse als Hürde für Hilfsflüge geltend gemacht: Es fehle dem Land an Gesetzen, um Menschen in Quarantäne zu nehmen. Jetzt heißt es, dass Rückkehrer entsprechend internationaler Verfahren behandelt werden sollten.

Opferzahl in China steigt

In der chinesischen Provinz Hubei sind indes dem staatlichen Fernsehen zufolge am Sonntag 56 weitere Todesfälle durch das Coronavirus registriert worden. Die Gesamtzahl betrage damit mindestens 350 in der Region um die Millionenstadt Wuhan, die von dem Ausbruch am stärksten betroffen ist. In ganz China sind laut offiziellen Angaben 361 Menschen am Virus gestorben. Die Zahl der bestätigten Infektionen stieg auf 17.205.

Von China hat sich das Virus in mindestens 24 weitere Länder ausgebreitet. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO starb in der philippinischen Hauptstadt Manila erstmals ein Infizierter außerhalb Chinas. Es handle sich um einen Chinesen aus der Millionenstadt Wuhan, dem Ausgangsort der Infektion. Seine 38-jährige Partnerin, die mit ihm eineinhalb Wochen zuvor eingereist war, wurde ebenfalls positiv getestet.