Der demokratische Präsidentschaftskandidat Ex-Bürgermeister Pete Buttigieg
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TV-Debatte

Demokraten gehen auf Buttigieg los

Das Wahldesaster von Iowa ist noch längst nicht aufgearbeitet, und schon stehen die nächsten Vorwahlen auf dem Programm. In der Nacht lieferten sich die demokratischen Bewerber und Bewerberinnen um das US-Präsidentenamt einen heftigen Schlagabtausch. Besonders Pete Buttigieg wurde mehrmals attackiert – teilte aber auch aus.

An der Runde in Manchester im US-Bundesstaat New Hampshire nahmen unter anderem die vier bisher bei den Vorwahlen führenden Demokraten teil, der Ex-Bürgermeister Buttigieg, Senator Bernie Sanders und Senatorin Elizabeth Warren sowie Ex-US-Vizepräsident Joe Biden. In New Hampshire steht am kommenden Dienstag (11. Februar) die nächste Vorwahl an.

Freilich war die Vorwahl in Iowa am vergangenen Montag das Thema der Debatte. Buttigieg und Sanders lagen in Iowa Kopf an Kopf vorne. Warren landete auf Platz drei, Biden – der in nationalen Umfragen führt – nur auf einem schwachen vierten Platz. Die Veröffentlichung der Wahlergebnisse in Iowa hatte sich wegen technischer Pannen tagelang verzögert. Jetzt soll eine unabhängige Untersuchung klären, was zu den Problemen geführt hat.

„So können wir Trump nicht schlagen“

In Manchester attackierten mehrere Kandidaten und Kandidatinnen den überraschenden Iowa-Vorwahlsieger Buttigieg. Sie warfen ihm unter anderem Unerfahrenheit vor. Zudem habe es der 38-Jährige laut seinen Konkurrenten verabsäumt, die wichtigen Wählergruppen der Afroamerikaner und der Latinos anzusprechen. „So können wir (Donald, Anm.) Trump im November nicht schlagen“, sagte der Milliardär Tom Steyer in Richtung des jungen Mitbewerbers.

Die demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Pete Buttigieg, Elizabeth Warren, Joe Biden und Bernie Sanders
Reuters/Brian Snyder
Bei der TV-Debatte in Manchester gab es teils heftige Attacken gegen Buttigieg (li.) und Sanders (re.)

Auch der als Favorit ins Rennen gestartete Biden warf Buttigieg vor, keinen Rückhalt bei Minderheiten zu haben. Biden, Vizepräsident unter Barack Obama von 2009 bis 2017, versuchte, seine Wahlschlappe in Iowa herunterzuspielen. Er habe einen Schlag eingesteckt und werde wahrscheinlich in New Hampshire einen weiteren hinnehmen müssen. Das Kandidatenrennen sei aber lang, sagte der 77-Jährige. Er selbst habe eine starke Basis, speziell in South Carolina, wo im Februar die Vorwahl stattfindet.

Buttigieg verteidigte sich gegen die Attacken und holte selbst zum Rundumschlag gegen Biden aus. „Wir brauchen jetzt eine Perspektive, die es uns endlich erlaubt, die Politik der Vergangenheit in der Vergangenheit zu lassen“, sagte der Ex-Bürgermeister, dessen Erfolg in Iowa die Konkurrenz aufgeschreckt hat. Doch Biden ließ sich das nicht gefallen und konterte: „Ich weiß nicht, was an der Zeit von Barack Obama und Joe Biden so schlecht gewesen ist.“

Klobuchar attackierte Sanders und Buttigieg

Auch Senatorin Amy Klobuchar, in Iowa kam sie auf nur vier Prozent, legte gegen Buttigieg nach. Es reiche nicht, sich als „cooler Newcomer“ zu präsentieren und die harte Arbeit, die in Washington gemacht werde, kleinzureden. Das sei zu einfach. „Wir haben schon einen Newcomer im Weißen Haus. Seht, wo uns das hingeführt hat.“ Für diesen Satz bekam sie viel Applaus.

Klobuchar kritisierte allerdings auch Sanders, der in Iowa nur knapp hinter Buttigieg landete. Mit Blick auf Sanders sagte sie, dass die Demokraten jemanden bräuchten, der die Menschen mitnehme, statt sie auszuschließen. Der 78-Jährige betonte dagegen, man bringe die Menschen zusammen, indem man eine Agenda präsentiere, die für die Menschen des Landes gut sei und nicht für Milliardäre.

Auch Buttigieg wandte sich ebenfalls an Sanders und sagte, ein Kandidat könne nicht jemand sein, der Menschen mit einer Politik spaltet, die besagt, dass es nicht zählt, wenn man nicht bis zum Rand geht. „Politik sollte eine Politik der Hinzufügung und Einbeziehung und Zugehörigkeit sein“, sagte er. Sanders antwortete, dass er das ohnehin so nie gesagt habe.

Warren will keinen Streit

Während sich die Debatte allen voran um gegenseitige Vorwürfe drehte, setzte Senatorin Warren weiter darauf, ihre Botschaften unter die Wähler und Wählerinnen zu bringen. Auf Streit innerhalb der Partei ließ sie sich nicht ein. So sagte sie etwa: „Bernie und ich sind seit langer Zeit befreundet. Wir haben viele Gemeinsamkeiten. Wir haben viele Dinge, bei denen wir unterschiedlicher Meinung sind. Aber diese grundlegende Frage, wie wir unsere Partei zusammenbringen, müssen wir auf neue Weise überdenken.“

Zuletzt gab es einen Zwist zwischen Sanders und Warren. Sanders soll der Senatorin vor dem Rennen um das Weiße Haus gesagt haben, dass eine Frau keine Chance gegen Amtsinhaber Donald Trump hätte. Warren thematisierte das in der letzten TV-Debatte vor den Vorwahlen, woraufhin es zu einer heftigen Diskussion nach der TV-Show kam. Sanders bestritt die Vorwürfe vehement.

Sanders laut Umfrage vor Buttigieg in New Hampshire

In New Hampshire liegt in Umfragen Sanders vorne – vor Buttigieg, Warren und Biden. Die „New York Times“ berichtete am Freitag, dass der 38 Jahre alte Buttigieg nach seinem guten Abschneiden in Iowa in Umfragen zugelegt und den Abstand auf Sanders vor der nächsten Vorwahl weiter verkürzt hat.

Am 3. März folgt im Rennen um die Kandidatur die nächste große Wegmarke: der „Super Tuesday“ mit Abstimmungen in mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten. Die Vorwahlen ziehen sich insgesamt bis Juni hin. Auf Nominierungsparteitagen küren Demokraten und Republikaner im Sommer dann endgültig ihre Präsidentschaftskandidaten. Die Präsidentenwahl steht schließlich am 3. November an.

Bei den Demokraten hatte es insgesamt fast 30 Anwärter und Anwärterinnen auf die Präsidentschaftskandidatur gegeben. 17 sind inzwischen schon ausgeschieden, 11 sind noch im Rennen. Seit Ende November bemüht sich auch der Milliardär und frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten.