Tom und Jerry sind 80

Das wohl bekannteste und streitlustigste Paar der Zeichentrickgeschichte feiert heute seinen 80. Geburtstag. Kater Tom und Maus Jerry liefen am 10. Februar 1940 erstmals über die Leinwand, zwar nicht unter „Tom & Jerry“, sondern unter dem Originaltitel „Puss Gets the Boot“.

1939 präsentierten die beiden US-Comiczeichner William Hanna (1910–2001) und Joseph Barbera (1911–2006) dem Filmstudio Metro-Goldwyn-Meyer (MGM) das Konzept des Katz-und-Maus-Spiels mit wilden Verfolgungsjagden. Das Debüt, bei dem der Kater noch Jasper hieß und die Maus namenlos war (im Skript hieß sie Jinx), war ein Erfolg und bescherte MGM eine Oscar-Nominierung in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“.

Tom & Jerry 1953
wwwpicturedesk.com/MGM/Mary Evans

Trotzdem wollte MGM nicht alles „auf eine Karte“ setzen, wie das Unternehmen damals sagte. Das nächste Abenteuer des streitlustigen Paares musste noch auf sich warten. Erst nach einem Brief einer einflussreichen Kinobesitzerin im US-Bundesstaat Texas, in dem sie nach weiteren Filmen fragte, änderte MGM seine Meinung. Die Zeichner Hanna und Barbera durften weitermachen.

Produktion nach Prag ausgelagert

Erst jetzt kamen die Namen Tom und Jerry ins Spiel. Insgesamt wurden in weniger als 20 Jahren mehr als 100 Folgen des Zeichentrickfilms für das Kino produziert. Laut BBC dauerte die Herstellung eines Films mehrere Wochen und kostete 50.000 US-Dollar (45.700 Euro). 1943 erhielt MGM den ersten von sieben Oscars für „Tom & Jerry“.

Als der MGM-Produzent Fred Quimby Mitte der 1950er Jahre in den Ruhestand ging, übernahmen Hanna und Barbera die Zeichentrickabteilung von MGM. Aber das Studio entschied sich 1957 angesichts der wachsenden Popularität von Fernsehen, keine Zeichentrickfilme mehr zu produzieren, und schloss die Abteilung. Hanna und Barbera gründeten eine eigene Produktionsfirma und erfanden etwa die „Familie Feuerstein“.

Ein paar Jahre wurde es ruhig um Tom und Jerry. Dann beschloss MGM, das Paar ohne die ursprünglichen Schöpfer wiederzubeleben. 1961 wurde die Produktion in ein Studio in Prag ausgelagert, um Kosten zu sparen. Das Budget war knapp, und laut BBC wurden tschechische Namen im Abspann amerikanisiert, um die Zuschauer und Zuschauerinnen davon abzuhalten, die Sendung mit dem Kommunismus in Verbindung zu bringen.

Kunst gegen Gewalt

Der in Prag lebende und zuständige Regisseur von „Tom & Jerry“, Gene Deitch, sagte 2019 im tschechischen Radio, dass seine Kollegen wegen des Eisernen Vorhangs niemals das Original gesehen hätten. „Für sie war Animation wirklich eine kulturelle Sache, und sie versuchten, hier künstlerische Animation zu machen“, erzählte er.

Joseph Barbera mit „Tom & Jerry“ Figuren
Reuters/Fred Prouser
„Tom & Jerry“-Erfinder Joseph Barbera

Deitch wusste, dass die 13 Folgen aus Prag bei Fans auf Widerstand stießen. Nach eigenen Angaben hatte er sogar Morddrohungen erhalten. Danach übernahm Chuck Jones, der für das Warner-Bros-Filmstudio bei den Lonney Tunes (Bugs Bunny) mitarbeitete, die Produktion weiterer 34 „Tom & Jerry“-Cartoons.

Kritik, Schuld und Vergleiche

Die älteren Folgen, die im und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, waren mit vielen rassistischen Stereotypen behaftet. Hierzu zählten vor allem Witze auf Kosten der schwarzen Haushälterin Mammy Two-Shoes, die mit einem übertriebenen südlichen Akzent sprach. In anderen Episoden wurden abfällige Darstellungen von Asiaten und amerikanischen Ureinwohnern verwendet.

Bereits Mitte der 1950er Jahre wurde Mammy Two-Shoes in Neuproduktionen durch eine weiße Hausfrau aus der Mittelklasse ersetzt, da sich die Filme so besser an das Fernsehen verkaufen ließen. In den 60er Jahren wurden extrem gewalttätige Szenen aus den alten Produktionen teilweise weggelassen.

2006 wurde Tom und Jerry in Großbritannien das Rauchen untersagt. Die britische Regulierungsbehörde war eingeschritten, nachdem sich Erwachsene beschwert hatten. Acht Jahre später machte ein Streaming-Anbieter seine Kunden und Kundinnen darauf aufmerksam, dass die Zeichentrickserie „rassistische Vorurteile“ beinhaltet.

„Vielen Dank für die Blumen“

Dass man mit Tom und Jerry auch Politik machen kann, zeigen zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit. 2016 machte der Chef einer ägyptischen Kommunikationsbehörde „Tom & Jerry“ für die ausufernde Gewalt in Nahost verantwortlich. Ähnlich argumentierte auch der Iran, der seine Beziehung mit den USA mit den Erzrivalen Tom und Jerry verglich.

Im deutschsprachigen Raum traten Tom und Jerry bereits Ende der 50er Jahre auf. Damals wurden die ersten Comic-Hefte veröffentlicht. Erst Mitte der 70er Jahre feierten die Figuren im deutschsprachigen Fernsehen ihre Premiere. Seit den 80er Jahren ist „Tom & Jerry“ auch eng mit Udo Jürgens verbunden. Sein Lied „Vielen Dank für die Blumen“ war lange Zeit die Titelmelodie der Zeichentrickserie.