Demokratischer Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders
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US-Vorwahl

Sanders auf Platz eins in New Hampshire

Der linksgerichtete US-Senator Bernie Sanders hat die Vorwahl der Demokraten im nordöstlichen Bundesstaat New Hampshire gewonnen. Enttäuschend verlief die Wahl für den früheren Vizepräsidenten Joe Biden und die Senatorin Elisabeth Warren. Der Überraschungssieger der Vorwahl in Iowa, Pete Buttigieg, landete knapp hinter Sanders auf Platz zwei.

„Dieser Sieg hier ist der Anfang vom Ende für Donald Trump“, sagte Sanders vor seinen Anhängern und Anhängerinnen. Es gehe nun darum, bei der Wahl im November „den gefährlichsten Präsidenten der jüngeren Geschichte“ zu besiegen. Er werde sich für eine bessere Gesundheitsversorgung, höhere Steuern für Reiche, strengere Waffengesetze und den Kampf gegen den Klimawandel einsetzen.

Der 78-Jährige ist parteilos, steht aber dem linken Flügel der Demokraten nahe. New Hampshire galt als Heimspiel für Sanders. Schon in den Umfragen lag er klar voran, dort konnte er sich bei den letzten Vorwahlen auch gegen seine Rivalin Hillary Clinton durchsetzen. Nach Auszählung fast aller Stimmen liegt Sanders diesmal bei 26 Prozent. Er ist vor allem bei jüngeren Wählern und Wählerinnen beliebt. Seinem bisher stärksten Herausforderer Buttigieg warf er mangelnde Erfahrung vor. Dieser wiederum konterte, dass zahlreiche Wahlversprechen von Sanders nicht finanzierbar seien.

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Bernie Sanders
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Der 78-jährige Senator Bernie Sanders aus Vermont bewirbt sich zum zweiten Mal als Präsidentschaftskandidat, 2016 unterlag er Hillary Clinton nur knapp. Auch heuer gehört Sanders, der für ein allgemeines staatliches Gesundheitssystem eintritt, zu den Favoriten.
Pete Buttigieg
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Pete Buttigieg (38), Ex-Bürgermeister von South Bend (Indiana), schloss sich dem Kandidatenfeld als weitgehend Unbekannter an
Amy Klobuchar
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Die 59-jährige Senatorin aus Minnesota Amy Klobuchar zeigt sich als pragmatische Alternative zu Sanders und Warren. Sie vertritt linksliberale Ansichten und setzt sich unter anderem für gerechte Gesundheitsversorgung ein.
Elizabeth Warren
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Elizabeth Warren (70) ist Senatorin für Massachusetts und größte Konkurrentin Bidens. Sie ist eine scharfe Kritikerin der Wall Street, hat sich den Kampf gegen die Korruption auf die Fahnen geschrieben und fordert einen „großen strukturellen Wandel“.
Joe Biden
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Der 77-jährige Joe Biden war Vizepräsident unter Barack Obama (2009–2017) und wirbt mit mehr als 40 Jahren Politerfahrung. Er hofft auf Stimmen der Afroamerikaner, der Wähler mit lateinamerikanischen Wurzeln und der weißen Arbeiterschicht.
Michael Bloomberg
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Der Ex-Bürgermeister von New York City, Medienmogul Michael Bloomberg (77), geht einen ungewöhnlichen Weg. Er lässt die ersten Vorwahlen aus und steigt zu den Wahlen in den größeren Staaten wie Kalifornien, Florida und Texas ein.
Tulsi Gabbard
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Die 38-jährige Tulsi Gabbard, Kongressabgeordnete aus Hawaii, ist die jüngste Anwärterin. Die ehemalige Soldatin war im Irak stationiert und setzt sich gegen das US-Engagement dort ein.
Tom Steyer
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Der 62-jährige Milliardär Tom Steyer tritt als Umweltschützer auf. Weil er nicht auf Spenden von Anhängern angewiesen ist, sondern sein Privatvermögen einsetzt, könnte er länger im Rennen bleiben als andere Außenseiter.

Enttäuschung für Biden

Buttigieg erreichte in New Hampshire mit 24 Prozent den zweiten Platz. Überraschend auf Platz drei folgte die moderat-pragmatische Senatorin Amy Klobuchar (20 Prozent). Enttäuschend verlief die Wahl für die linksgerichtete Senatorin Warren, die mit einem deutlichen Abstand zu Sanders den Abend schlug. Sie erreichte mit etwa neun Prozent den vierten Platz.

Warren sagte nach der geschlagenen Wahl, dass Sanders und Buttigieg „großartige Menschen“ seien: „Jeder von ihnen wäre ein wesentlich besserer Präsident als Donald Trump.“ Sie bleibe aber im Rennen. Noch weiter abgeschlagen war Biden mit rund acht Prozent. Der 77-jährige Biden war zuvor in landesweiten Umfragen lange in Führung gelegen. Aber auch in Iowa hatte Biden nur den vierten Platz erreicht.

Der fünfte Platz dort dürfte seine Kampagne jedoch beschädigen: Sein Nimbus als aussichtsreichster Bewerber scheint gebrochen. Auch die nötigen Parteispenden dürften nun schwieriger einzuwerben sein. Biden gab sich jedoch kämpferisch: „Der Kampf, Donald Trumps Präsidentschaft zu beenden, hat gerade erst begonnen.“ Biden hofft vor allem auf Unterstützung von schwarzen Amerikanern und Latinos, die etwa bei der nächsten Vorwahl in South Carolina eine wichtige Rolle spielen. Biden will also im Rennen bleiben. Immer mehr Demokraten zweifeln aber offenbar daran, dass er der Kandidat ist, der Trump besiegen kann.

Ergebnis nicht repräsentativ

Obwohl in New Hampshire nun anders als in Iowa ein wirklicher Urnengang (Primary) mit allen registrierten Wählern stattgefunden hat und keine Wahl durch Gruppenbildung in Turnsälen, ist auch diese Vorwahl nicht zuletzt aufgrund der demografischen Zusammensetzung nicht wirklich aussagekräftig. New Hampshire ist fast ausschließlich weiß und es stellt nur 24 der insgesamt 4.750 Delegiertenstimmen der Demokraten.

Kandidatenfeld wird kleiner

Nach der geschlagenen Wahl in New Hampshire schrumpfte das Kandidatenfeld der Demokraten weiter. Die Bewerber Andrew Yang und Michael Bennet sahen nach den schwachen Ergebnissen in Iowa und New Hampshire keine Chance mehr auf eine Nominierung für das Rennen ums Weiße Haus und stiegen aus.

Mit New Hampshire ist nun die zweite Vorwahl geschlagen. Die erste im US-Bundesstaat Iowa wurde von einer schweren technischen Panne bei den Auszählungen begleitet. Dort erreichte zwar Buttigieg einen Überraschungssieg – allerdings nur mit einer hauchdünnen Mehrheit gegenüber Sanders. Sanders will dieses Ergebnis daher überprüfen lassen.

Trump bei Vorwahlen bestätigt

Bei den Republikanern steht der Sieger bereits fest – US-Präsident Trump wurde bei der Vorwahl seiner Partei in New Hampshire ohne nennenswerte Konkurrenz bestätigt. Die Vorwahlen gelten bei den Republikanern daher nur als Formsache.

Entsprechend locker kommentierte er auch die Ergebnisse bei den Demokraten. Zu Warren twitterte er, sie wolle wohl insgeheim aus dem Rennen aussteigen und nach Hause gehen, um dort mit ihrem Mann ein Bier zu trinken. Buttigieg, dem Zweitplatzierten in New Hampshire, gratulierte Trump. Er habe „ziemlich gut“ abgeschnitten und mache dem „verrückten Bernie“ (Sanders, Anm.) das Leben schwer.

Vorbereitung auf den „Super Tuesday“

Wirkliche Weichenstellungen werden dann Anfang März beim „Super Tuesday“ erwartet, wenn in 15 Bundesstaaten gewählt wird und die Auslandsvereinigung Democrats Abroad abstimmt. Dann steigt noch ein nicht zu unterschätzender Kandidat ins Rennen ein: der New Yorker Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg, der seine Kandidatur erst recht spät bekanntgab und seinen Wahlkampf von Anfang an auf die großen Bundesstaaten fokussierte.

Dem Milliardär wird vorgeworfen, sich die Präsidentschaftskandidatur erkaufen zu wollen. Mit rund 300 Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen investierte er allein im Jänner mehr für Werbung als Trump im gesamten Wahlkampf 2016.

Einen kleinen – unerwarteten – Erfolg erzielte Bloomberg bereits in New Hampshire. In dem kleinen Dorf Dixville Notch im Norden des Bundesstaats gewann der Milliardär nach Auszählung der Stimmen von fünf Wahlberechtigten, obwohl sein Name gar nicht auf den Wahlzetteln stand. Wer dann tatsächlich bei der Präsidentschaftswahl im November antreten wird, entscheidet sich in diesem monatelangen Vorauswahlprozess. An einem Parteitag der Demokraten im Juli wird der ausgewählte Kandidat dann offiziell nominiert.