„Dieser Sieg hier ist der Anfang vom Ende für Donald Trump“, sagte Sanders vor seinen Anhängern und Anhängerinnen. Es gehe nun darum, bei der Wahl im November „den gefährlichsten Präsidenten der jüngeren Geschichte“ zu besiegen. Er werde sich für eine bessere Gesundheitsversorgung, höhere Steuern für Reiche, strengere Waffengesetze und den Kampf gegen den Klimawandel einsetzen.
Der 78-Jährige ist parteilos, steht aber dem linken Flügel der Demokraten nahe. New Hampshire galt als Heimspiel für Sanders. Schon in den Umfragen lag er klar voran, dort konnte er sich bei den letzten Vorwahlen auch gegen seine Rivalin Hillary Clinton durchsetzen. Nach Auszählung fast aller Stimmen liegt Sanders diesmal bei 26 Prozent. Er ist vor allem bei jüngeren Wählern und Wählerinnen beliebt. Seinem bisher stärksten Herausforderer Buttigieg warf er mangelnde Erfahrung vor. Dieser wiederum konterte, dass zahlreiche Wahlversprechen von Sanders nicht finanzierbar seien.
Enttäuschung für Biden
Buttigieg erreichte in New Hampshire mit 24 Prozent den zweiten Platz. Überraschend auf Platz drei folgte die moderat-pragmatische Senatorin Amy Klobuchar (20 Prozent). Enttäuschend verlief die Wahl für die linksgerichtete Senatorin Warren, die mit einem deutlichen Abstand zu Sanders den Abend schlug. Sie erreichte mit etwa neun Prozent den vierten Platz.
Warren sagte nach der geschlagenen Wahl, dass Sanders und Buttigieg „großartige Menschen“ seien: „Jeder von ihnen wäre ein wesentlich besserer Präsident als Donald Trump.“ Sie bleibe aber im Rennen. Noch weiter abgeschlagen war Biden mit rund acht Prozent. Der 77-jährige Biden war zuvor in landesweiten Umfragen lange in Führung gelegen. Aber auch in Iowa hatte Biden nur den vierten Platz erreicht.
Der fünfte Platz dort dürfte seine Kampagne jedoch beschädigen: Sein Nimbus als aussichtsreichster Bewerber scheint gebrochen. Auch die nötigen Parteispenden dürften nun schwieriger einzuwerben sein. Biden gab sich jedoch kämpferisch: „Der Kampf, Donald Trumps Präsidentschaft zu beenden, hat gerade erst begonnen.“ Biden hofft vor allem auf Unterstützung von schwarzen Amerikanern und Latinos, die etwa bei der nächsten Vorwahl in South Carolina eine wichtige Rolle spielen. Biden will also im Rennen bleiben. Immer mehr Demokraten zweifeln aber offenbar daran, dass er der Kandidat ist, der Trump besiegen kann.
Ergebnis nicht repräsentativ
Obwohl in New Hampshire nun anders als in Iowa ein wirklicher Urnengang (Primary) mit allen registrierten Wählern stattgefunden hat und keine Wahl durch Gruppenbildung in Turnsälen, ist auch diese Vorwahl nicht zuletzt aufgrund der demografischen Zusammensetzung nicht wirklich aussagekräftig. New Hampshire ist fast ausschließlich weiß und es stellt nur 24 der insgesamt 4.750 Delegiertenstimmen der Demokraten.
Kandidatenfeld wird kleiner
Nach der geschlagenen Wahl in New Hampshire schrumpfte das Kandidatenfeld der Demokraten weiter. Die Bewerber Andrew Yang und Michael Bennet sahen nach den schwachen Ergebnissen in Iowa und New Hampshire keine Chance mehr auf eine Nominierung für das Rennen ums Weiße Haus und stiegen aus.
Mit New Hampshire ist nun die zweite Vorwahl geschlagen. Die erste im US-Bundesstaat Iowa wurde von einer schweren technischen Panne bei den Auszählungen begleitet. Dort erreichte zwar Buttigieg einen Überraschungssieg – allerdings nur mit einer hauchdünnen Mehrheit gegenüber Sanders. Sanders will dieses Ergebnis daher überprüfen lassen.
Trump bei Vorwahlen bestätigt
Bei den Republikanern steht der Sieger bereits fest – US-Präsident Trump wurde bei der Vorwahl seiner Partei in New Hampshire ohne nennenswerte Konkurrenz bestätigt. Die Vorwahlen gelten bei den Republikanern daher nur als Formsache.
Entsprechend locker kommentierte er auch die Ergebnisse bei den Demokraten. Zu Warren twitterte er, sie wolle wohl insgeheim aus dem Rennen aussteigen und nach Hause gehen, um dort mit ihrem Mann ein Bier zu trinken. Buttigieg, dem Zweitplatzierten in New Hampshire, gratulierte Trump. Er habe „ziemlich gut“ abgeschnitten und mache dem „verrückten Bernie“ (Sanders, Anm.) das Leben schwer.
Vorbereitung auf den „Super Tuesday“
Wirkliche Weichenstellungen werden dann Anfang März beim „Super Tuesday“ erwartet, wenn in 15 Bundesstaaten gewählt wird und die Auslandsvereinigung Democrats Abroad abstimmt. Dann steigt noch ein nicht zu unterschätzender Kandidat ins Rennen ein: der New Yorker Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg, der seine Kandidatur erst recht spät bekanntgab und seinen Wahlkampf von Anfang an auf die großen Bundesstaaten fokussierte.
Dem Milliardär wird vorgeworfen, sich die Präsidentschaftskandidatur erkaufen zu wollen. Mit rund 300 Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen investierte er allein im Jänner mehr für Werbung als Trump im gesamten Wahlkampf 2016.
Einen kleinen – unerwarteten – Erfolg erzielte Bloomberg bereits in New Hampshire. In dem kleinen Dorf Dixville Notch im Norden des Bundesstaats gewann der Milliardär nach Auszählung der Stimmen von fünf Wahlberechtigten, obwohl sein Name gar nicht auf den Wahlzetteln stand. Wer dann tatsächlich bei der Präsidentschaftswahl im November antreten wird, entscheidet sich in diesem monatelangen Vorauswahlprozess. An einem Parteitag der Demokraten im Juli wird der ausgewählte Kandidat dann offiziell nominiert.