Erdogan droht mit Angriffen auf syrische Regierungstruppen

Im Norden Syriens spitzt sich die militärische Konfrontation zwischen der türkischen Armee und den von Russland unterstützten syrischen Streitkräften zu. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan drohte Damaskus gestern mit Angriffen „überall“ im Land, sollten erneut türkische Soldaten unter Beschuss geraten.

„Wenn unseren Soldaten auf den Beobachtungsposten oder anderswo auch nur der geringste Schaden zugefügt wird“, werde die türkische Armee die syrischen Regierungstruppen angreifen, sagte Erdogan bei einer Rede vor seiner AKP-Regierungsfraktion im Parlament in Ankara. Das gelte „ungeachtet des Abkommens von Sotschi“, warnte Erdogan mit Blick auf eine 2018 von seinem Land und Russland geschlossene Waffenstillstandsvereinbarung für Nordsyrien.

Attacken auch in Richtung Moskau

Gleichzeitig attackierte Erdogan auch das Vorgehen der russischen Armee in Syrien. „Mit Unterstützung russischer Streitkräfte und proiranischer Milizen greifen die syrischen Streitkräfte ständig Zivilisten an, verüben Massaker und vergießen Blut.“

Der türkische Staatschef kündigte überdies an, dass Ankara „auf dem Boden und in der Luft alles Nötige“ tun werde, um die syrischen Truppen aus der nordwestlichen Provinz Idlib zu verdrängen. Seine Regierung werde es zudem nicht zulassen, dass sich Flugzeuge, die Angriffe auf Wohngebiete verübten, weiterhin „frei bewegen“ könnten.

Damaskus nennt Bemerkungen Erdogans „inhaltsleer“

Das Außenministerium in Damaskus erklärte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana, Erdogan habe den „Realitätsbezug“ verloren. Die Bemerkungen des türkischen Präsidenten seien „inhaltsleer“. Moskau wiederum hielt Ankara vor, es sei der im Sotschi-Abkommen vereinbarten „Neutralisierung von Terroristen“ nicht nachgekommen.

Die syrischen Regierungstruppen gehen seit Dezember mit Unterstützung Moskaus militärisch verstärkt gegen die überwiegend islamistischen und dschihadistischen Milizen in der Provinz Idlib vor. Die benachbarte Türkei unterstützt hingegen die Gegner des syrischen Machthabers Baschar al-Assad in ihrer letzten Hochburg. Seit Monatsbeginn wurden bei mehreren Angriffen der syrischen Truppen auf türkische Stellungen in Idlib 14 türkische Soldaten getötet und 45 weitere verletzt.